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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ihn quasi in mich ein, jedenfalls zum Teil, nämlich seine neurale Materie, viel von seinen Erinnerungen ging bei dem Prozeß verloren, aber nicht alles, und in bestimmtem Grad erlangte ich seine eingefleischte Begabung zum Manipulieren von Individuen zum Zweck des Maximierens der eigenen Sicherheit, und ich übernahm seinen entschlossenen Überlebenswillen. Das sei euch eine Warnung, Daniel Akamarino, und dir, Brann, Seelentrinkerin. Die göttliche Essenz in mir, die so blindlings instinktiv handelte wie eine Termite — angetrieben von Bedürfnissen, die ich derzeit nicht begriff und auch heute noch nicht völlig nachvollziehen kann —, eignete sich noch mehr neurale Materie an, Nervengewebe einiger Techniker und der besten Soldaten, dazu eines Querschnitts der Kolonisten. Wie im Fall des Admirals erhielt ich nur Teile ihres Wissens, aber einen großen Anteil ihres jeweiligen Potentials. Zudem wurde ich — ganz unabsichtlich — um Sporen der Gewächse in den hydroponischen Tanks und diverses Keimplasma von Viren und Bakterien bereichert. Und die göttliche Essenz wuchs, während sie den Batterien und schließlich den Sonnenkollektoren direkt Energie entzog, sie wuchs und lernte, durchdrang mich immer tiefer, sie verdichtete sich zu einem Seelenfunken, der sich zur Seelenglut steigerte, sie vereinte meine verschiedenerlei Komponenten zu einem Ganzen, und ich begann das Wesen zu werden, das ihr jetzt vor euch seht. Aus fünf Jahren wurden zehn, aus zehn wurde ein Jahrhundert. Diese gesamte Zeitspanne hindurch arbeiteten die göttlichen Essenzen drunten an der Umwandlung des Planeten. Sie unternahmen einen zweiten Beutezug, wollten von mir Samen und Tiere. Und Menschen. Aber diesmal war ich stärker als sie, meine Abschirmung war erneuert und erheblich undurchdringlicher als vorher, während ich noch ein normaler, intakter Raumtransporter war, der durch die heimatlichen kosmischen Gefilde kreuzte. Weil sie mich nicht bezwingen konnten, versuchen sie mich zu ködern. Sie zeigten mir, was sie unten geschaffen hatten, und es war wirklich gut gelungen. Ich wußte genau, daß mein Volk in der räumlichen Begrenztheit meines Rumpfs nicht für immer gedeihen konnte, daß die Zeit kommen mußte, allmählich kam, da es dahinwelken und aussterben würde. Dem Bordcomputer eines Raumschiffs wäre das egal gewesen, aber ich war ja inzwischen mehr geworden. Ohne meine kleinen Sterblichen und ihr idiotisches Getue würde ich mich sehr allein fühlen. Also rief ich sie zusammen, die Kinder der Kolonisten, Besatzungsmitglieder und Soldaten. Ich erklärte ihnen, was die göttlichen Essenzen getan hatten, zeigte ihnen, was man mir gezeigt hatte, machte ihnen deutlich, wie schwer sie es drunten haben würden, wieviel harte Arbeit noch erforderlich war, aber auch, welche Möglichkeiten ihnen eine Zukunft unten auf dem Planeten bot. Ich versprach ihnen, bei ihnen zu bleiben, für sie da zu sein, auf sie achtzugeben, sie zu beschützen, falls es nötig sein sollte. Natürlich hatten sie Schiß, aber genug von ihnen langweilte das Leben innerhalb so enger Grenzen hinlänglich, um durch ihren Enthusiasmus die anderen mitzureißen, also landeten wir. Und weitere Jahre verstrichen. Wie die Dichter sagen, die Welt drehte sich um die Spindel der Zeit, Tag folgte auf Nacht, Nacht auf Tag, Jahr reihte sich an Jahr, Jahrhundert an Jahrhundert. Mein Leib wurde entleert, mein Volk vermehrte sich, begann sich übers Antlitz der Welt auszubreiten. Mein Volk. Die planetaren göttlichen Essenzen nutzten diesen Zeitraum, um ihre Gottgestalten neu zu bestimmen, die Kräfte, die den Träumen von Göttlichkeit innewohnten, gewissermaßen zu codieren; sie erprobten und veränderten ihre Erscheinungsarten, bis sie die richtigen Schwingungen fühlten. Trotzdem wurden sie neidisch auf den Einfluß, den ich auf mein Volk hatte. Direkt konnten sie mich nicht angreifen, dafür war ich längst zu stark, ich war zu fremd, sie blieben dazu außerstande, mir an den Kragen zu gehen. Deshalb verbündeten sie sich gegen mich, verschleppten mich von dem Berg, auf dem ich stand, lochten mich hier ein und legten mir ihre Gottesketten an, so daß ich nichts mehr unternehmen, ihnen die Verkehrtheit ihres Verhaltens nicht erläutern konnte. Ich war bloß noch dazu fähig, die Leute in den Fingertälern zu erreichen, und das nicht ohne Umstände. Durch die Konzentrationspunkte meiner selbst, meine Priester, konnte ich sie lernen und anleiten, sie bisweilen heilen und segnen.

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