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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Stroms —, um ihnen voller Feindschaft nachzustarren.
    Noch immer kam das Unwetter nicht zum Ausbruch, die Luft roch stark nach Gewitter. Ob es daran lag oder an dem Haß, der sie auf allen Seiten umgab, gegen Abend waren die Maultiere so nervös wie überzüchtete Rennpferde und ganz erheblicher störrischer. Yaril und Jaril verschwanden für eine Zeitlang, steckten bei ihrer Rückkehr ebenso voll Nervosität wie die Mulis; sie flitzten noch in der Höhe durch die Lüfte, lange nachdem Brann und der Blaue Danny das Nachtlager aufgebaut hatten und in einem Hain Rotblatt-Xuthro rasteten, dessen Laub sie umrauschte und — sobald die Hitze der Feuerstelle in die unteren Äste aufstieg — in scharfe Gerüche wie nach Medizin hüllte.
    Der Blaue Danny setzte sich den Teebecher aufs Knie und stieß ein Räuspern aus. Brann gab ihm nicht die geringste Ermutigung. Im Lichtkreis des Feuers zeigte sich ein Katzengesicht, die kristallartigen Augen leuchteten hellrot. Die Katze betrachtete ihn eine unerfreulich ausgedehnte Weile lang, wich dann zurück ins Dunkel; keinen Moment lang konnte er vergessen, daß das Unheil nahebei in der Finsternis lauerte; und obwohl diese Tatsache ihn in einer Hinsicht beruhigte, trocknete es ihm andererseits die Kehle aus, daran zu denken, wie die Gestaltwandler Runde für Runde um den Lagerplatz drehten und Wache hielten, fürchterlich wilde Bestien, die der Welt im allgemeinen grollten und ihm besonders. Übers Feuer hinweg schaute er Brann an; auf ihre Weise war sie fast genauso gefährlich. »Was gestern abend geschehen ist, tut mir leid«, sagte er. Sie nickte, nahm seine Entschuldigung ohne Kommentar an. »Ich bin Herr der Lage«, ergänzte er, »solange nur meine rationale Seite gefordert ist. Oder die technische Seite. Dann kommt's nicht drauf an, wer die Führung hat, Akamarino, Ahzurdan oder ich. Die Gefühle sind's, die mich in Komplikationen stürzen, mich ... äh ... durcheinanderbringen. Ach, es ist nicht leicht, darüber zu reden ...« Sie musterte ihn kühlen Blicks, als wollte sie sagen: Warum ersparst du dir dann die Mühe nicht?, senkte die Augen jedoch auf die Hände, ohne ein Wort zu äußern. Ärger flammte in ihm auf, aber er bezähmte, unterdrückte ihn, er, der Neue Blaue Danny, nicht einer seiner aufdringlichen Vorgänger. »Wenn's um starke Emotionen geht ... Tja, Daniel hat sie im Leben meistens gemieden, er konnte damit nicht zurechtkommen, das bedeutet für Ahzurdan einen Vorteil, er hat praktisch seit seiner Geburt damit gespielt, weißt du, mit Wut, Lust, Enttäuschung, Abneigung, er hat ein, zwei Mädchen und ein, zwei Männer geliebt, er war überschäumend glücklich und endete jedesmal in kalter Verzweiflung, seine Leidenschaft war zu heftig, seine Haut zu dünn, er mußte sich irgendwie abstumpfen, der Traumstaub linderte den Weltschmerz. Eigentlich ist dir das alles schon klar, du hast es während eurer Reise von ihm zu hören bekommen.
    Er ist innerlich gespalten, was dich betrifft, Brann, die Widersprüche überwuchern seine Persönlichkeit wie Schwamm, oder vielleicht sollte ich besser sagen, sie überwuchern mich. Denk mal drüber nach. Wie alt ist der Blaue Danny? Drei, fast vier Wochen, Brombeer-voller-Dornen ...«
    Ruckhaft hob sie den Kopf, als sie den Spitznamen hörte, den manchmal die Gestaltwandler benutzten. »Nenn mich nicht so!«
    »Warum nicht? Es paßt zu dir.«
    »Mag sein, vielleicht auch nicht. Mein Name ist Brann, und falls du mich irgendwann einmal anders rufen darfst, werd' ich's dir rechtzeitig sagen.« Sie stemmte sich hoch, kniete sich hin, legte eine Hand an die Seite der Teekanne, füllte ihren Becher neu, nahm wieder auf ihren Decken Platz. Kurz schlürfte sie etwas von der heißen Flüssigkeit, dann setzte sie sich mit angezogenen Beinen hin, stützte die Arme auf sie, umfing den Becher mit beiden Händen, als brauchte sie seine Wärme mehr als den Teegeschmack im Mund. »Erweise mir eine Gefälligkeit«, sagte sie. »Schleife deine Unebenheiten an jemand anderem ab.« Sie blickte ins Feuer, alle Lebendigkeit schien aus ihrem Gesicht gewichen zu sein, ihre Augen glichen schattenhaften, stumpfen Flecken. Nach einer Weile unbehaglichen Schweigens zuckte sie zusammen, rang sich jedoch irgendwie ein Lächeln ab. »Falls du mich noch begehrst, wenn deine seelischen Knoten entwirrt sind, werde ich, wie ich erwarte, wohl töricht genug sein, es nochmals mit dir zu versuchen. Du weißt wenigstens schon darüber Bescheid, was ich bin

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