Brann 02 - Blaue Magie
gut.« Er leerte den Teebecher, wischte sich den Mund. »Wo war ich ...? Ach ja. Was ich sagen will: Settsimaksimin hat noch nie einen Konflikt mit jemandem ausgefochten, der so mächtig wie er oder wenigstens annähernd vergleichbar gewesen wäre. Wir haben's beide erlebt, das Angreifen liegt ihm überhaupt nicht. Er verübt einzelne Überfälle, doch er übt keinen anhaltenden Druck aus, ich glaube, 's ist keineswegs so, weil er's nicht könnte. Er ist im Grunde genommen ein gutherziger Mann, er liebt die Menschen, er braucht um sich Leute, er ist großzügig ... wenn ich den Magier in mir richtig interpretiere. Aha, ja, eigentlich will ich sagen, die ihm gleichwertigen Zauberer sind alle Hechte im eigenen Teich, sie wollen nicht... Wie soll ich mich ausdrücken? Sie möchten neben sich keine fremden Götter haben. Auf gewisse Weise ist er auch so, er würde niemanden dulden, der von sich behauptet, ihm gleich zu sein, aber er hat Anhänger in unteren Rängen und unter den Gelehrten, die weniger Politik machen, sondern vorwiegend studieren und lehren, viel mehr, als du's für möglich hältst. Ahzurdan ist nicht typisch für seine früheren Schüler, der arme alte Magikus ... Arrgh!, da macht er sich wieder bemerkbar! Aber nicht mal er ist dazu imstande, ihn zu hassen. Das ist eins seiner Probleme ... Tja, und anscheinend auch meins. Ich will mal folgendes sagen: Wenn wir ihn in Hast versetzen, ihm keine Zeit lassen, um gründlich nachzudenken, dann tritt 'ne winzig kleine Verzögerung zwischen Entschluß und Handlung auf, die wir möglicherweise für uns ausnutzen können. Egal wie er sich anstrengt, anzugreifen fällt ihm schwer, die Verteidigung ist sein Element. Deshalb sollten wir um so mehr darauf achten, daß er uns die Gestaltwandler nicht mir nichts, dir nichts wegzaubert. Amortis hat keine solche Hemmung, ihr Instinkt geht dahin, erst draufzutreten und danach zu gucken, was unter ihrem Fuß klebt. Maksim selbst kennt seine Grenzen natürlich viel genauer als jeder Außenstehende, der auf Vermutungen angewiesen ist. Er wird BinYAHtii benutzen, um sie auf uns zu hetzen. Sie fürchtet sich vor dir, Brann, vor dir und den Gestaltwandlern, sie verabscheut dich, aber Maksim genauso, weil er ihr Beschränkungen auferlegt, all ihre Furcht und Wut warten darauf, sich gegen dich zu entladen ... äh ... auf uns. Mit Hilfe der Gestaltwandler müßte es uns gelingen, diese Entladung auf Maksim umzuleiten, so daß er sich damit befassen muß. Ohne sie ... Was aus uns werden soll, falls wir's ohne sie versuchen müssen, daran mag ich lieber gar nicht denken.«
Brann nagte auf der Unterlippe, starrte einen Moment lang mit düsterem Gesichtsausdruck ins Feuer, dann heftete sie den Blick wieder auf den Blauen Danny. »Und wie können wir's verhindern?«
Der Blaue Danny streckte die Beine und bettete sich rücklings auf seine Decken; er schaute zu den Speerspitzen ähnlichen Blättern auf, die sich über ihm wiegten, den Ausschnitten nachtschwarzen Himmels, die man zwischen dem Geäst sah. »Keine Ahnung. Darüber muß ich erst nachdenken. Falls wir 'n paar Sekunden Vorwarnung haben, kann ich's vielleicht vereiteln. Sobald die Gestaltwandler ein seltsames Gefühl haben oder sie irgendwo Amortis aufkreuzen sehen, sollten sie sich schleunigst bei mir einfinden.« Er gähnte. »Es ist früh genug, wenn sie's morgen erfahren.«
»Warum nicht sofort?«
Gereizt stützte sich Danny auf die Ellbogen. Branns Gesicht hatte im Feuerschein ein Muster aus Schwarz und Rot, er vermochte ihre Miene nicht zu erkennen. Aber wann hatte er sie überhaupt jemals verstanden? »Weil ich noch nicht weiß, was ich ihnen sagen soll.« Man hörte seiner Stimme die Gereiztheit an, und das ärgerte ihn um so mehr.
Brann richtete sich auf. »Dann solltest du lieber unverzüglich mit dem Nachdenken anfangen, Blauer Danny. Ich werde bald zurück sein.« Sie verschwand in die Dunkelheit, so wie vorher Yaril, eine ruhelose Katze von Weib, völlig anders in ihrer Natur als die Gestaltwandler, zwar schlank, doch man sah, daß sie starke Knochen hatte und entwickelte, kräftige Muskulatur. Er entsann sich an ihre Hände, sie besaß breite kraftvolle Arbeitshände mit langen Daumen und etwas kurzen spitzen Fingern, er erinnerte sich daran, wie Ahzurdan sie voller Widerwillen betrachtet hatte, diese Hände, sie verkörperten für ihn alles, was ihm an ihr nicht paßte, ihre Vorliebe für Allerwelts- und Arbeitertypen, ihre Geringschätzung guter Herkunft
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