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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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überbrachte Briefrolle liegt dort auf dem Bett, doch ich habe den Inhalt im wesentlichen genannt. Mmmm. Ich habe einen Steintroll zur Überwachung Bulans eingesetzt, Bulan hat seine engsten Vertrauten im Großen Yron in den Kleinen Ratssaal neben seinen Gemächern gerufen, er hat ihnen allerlei langatmiges Geschwafel über Treue in die Ohren geblasen, etwas über eine Gefahr für Amortis und ihre Dienerschar gefaselt, ohne sie näher zu beschreiben, und zum Schluß ordnete er an, vertrauenswürdige Diener zu den Kriorns sämtlicher Dörfer zu senden, um ermitteln zu lassen, was dort vorgeht. Der Strataga ist mit seinen Heerführern zu einer abendlichen Angelfahrt ausgelaufen, ich habe einige Luftgeister nachgeschickt, damit sie feststellen, was er im Sinn hat, aber du weißt, wie beschränkt tauglich sie sind. Unweit der Hafeneinfahrt schwamm Godalau, sie mögen sie nicht; wo sie ist, da bleiben sie nicht. Deshalb weiß ich nicht, was besprochen wurde, das Boot war noch draußen, als ich mich schlafen legte, doch ich habe mir die Namen der von mir beauftragten Luftgeister aufgeschrieben, wahrscheinlich vermagst du persönlich weit mehr als ich von ihnen zu erfahren. Der Oberste Richter ist lange Zeit auf- und abgegangen, jedoch hat er mit niemandem geredet, er verfaßte mehrere Sendschreiben, die er versiegelte und gemeinsam mit dem Ersuchen, sich übermorgen bei ihm einzufinden, niederrangigeren Richtern hier in Silagamatys überbringen ließ. Weshalb er die Zusammenkunft so lang aufschiebt, ist mir nicht bekannt. Der Hafenmeister ging heim, nahm ein Abendessen ein und legte sich ins Bett. Weder lief er hin und her, noch sprach er mit irgend wem oder versandte Schreiben. Ich habe alles schriftlich festgehalten, mitsamt allen Einzelheiten, die mir die jeweiligen Beobachter zu berichten wußten. Maksim, die Niederschrift liegt bei T'Thelos Mitteilung auf deinem Bett. Die nächste Ratssitzung soll morgen nachmittag stattfinden. Was soll ich noch in diesen Angelegenheiten unternehmen, mmmm?«
    »Geh ins Bett, Todich, du hast für heute mehr als genug geleistet. Ich muß nachdenken.« Man merkte Todichi Yahzi Mißfallen an., er preßte die Lippen zusammen, als verkniffe er sich eine Miene der Mißbilligung, die sicherlich gräßlich ausgefallen wäre. Maksim lachte, und sein Lachen glich einem dunklen Kollern seiner Stimme, das sich aus seinen Fersen zu erheben und aus der Kehle zu rollen schien. Er streckte sich gewaltig und gähnte. »Aber heute nicht mehr, alter Freund, diese Nacht gedenke ich durchzuschlafen. Geh nur, geh! Morgen werde ich dir soviel zumuten müssen, daß du keinen Augenblick zum Atemholen finden wirst. Geh!«
    Zum Schlafen außerstande, obwohl ihm klar war, daß er unbedingt schlafen müßte, zog sich Maksim einen Umhang über die Schultern, schaute an sich hinab, betrachtete die nackten Beine, die — dunkelhäutig und recht stattlich — unterm Nachthemd hervorragten, lachte und schüttelte den Kopf. »Verdammt würdevoll.« Er versetze sich auf die Zinnen, um über seine Stadt auszublicken.
    Aus dem Westen wehten Wolken heran, der Mond war längst nicht mehr zu sehen, die Nacht sehr finster. Silagamatys lag über die Hügel gebreitet wie ein unregelmäßiger schwarzer Teppich, da und dort verziert mit Flecken und Funken von Laternenlicht, Lampenschein und Fackelgewaber, allerdings mit Ausnahme des Hafens, wo die Beleuchtung der zahlreichen Tavernen und Spelunken den Nebelschwaden einen Glanz wie trübes Abendrot verlieh. Im schwärzlichen Wasser der Bucht schwamm Godalau, glitt durch den Nebel, der sie bisweilen bis zur Unsichtbarkeit verhüllte; ihr durchscheinender Leib schien von innen zu glühen, auf ihrer breiten Flanke hockte die schwarze, massige Gestalt Tungjiis. Sie schwamm an der Totenfeuer-Insel vorüber, einer kahlen Anhäufung von Felsen in der Nähe der Hafeneinfahrt; Godalaus inneres Schimmern erzeugte auf den Basalthängen der Insel ein geisterhaftes, gräuliches Glimmen. Indem sie sich von der Insel entfernte, entzog sie ihr die Helligkeit, und sofort glich die Totenfeuer-Insel erneut einem Schatten inmitten von Schatten. Maksim stützte sich auf die Brüstung, starrte versonnen in die schwarze Weite. Ich habe sie aus meiner Stadt entwischen lassen und aus den Augen verloren. Mmm. Vielleicht wären sie mir ohnehin entwischt, aber vorher wäre die halbe Stadt zerstört worden. Totenfeuer-Insel, Totenfeuer-Insel ... Ja, wahrscheinlich. Leise lachte er, belustigt durch die eigenen

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