Brann 02 - Blaue Magie
vertrieb.
»Ich bin einmal vergewaltigt worden«, sagte sie. »Einmal. Damals war ich noch nicht ganz zwölf, ich war müde, ich schlief, ich wußte gar nicht, was mit mir geschah, aber ich wollte, daß es aufhörte, also sorgte ich dafür, daß es ein Ende nahm. Ich habe weit mehr als einen Spritzer Samen von dem Mann abbekommen, Dan, das solltest du in Erinnerung behalten. Die Kinder haben seine Leiche für mich in den Fluß geschmissen. Ahzurdan, wenn du da irgendwo bist, denk auch daran, was deinem Großvater zugestoßen ist, als er meinte, es wäre angebracht, mich zu schlagen. Weißt du, warum du noch lebst? Du brauchst nicht zu antworten, spare dir die Mühe, ich werd's dir sagen.
Weil ich die Angewohnheit habe, meine Schulden zu begleichen. Wenn ich mein Wort gebe, etwas zu tun, dann tu ich's. Verflucht, Dan, das war das zweitemal, daß du mich erregt und dann im Stich gelassen hast, ein drittes Mal wird's nicht geben, das darfst du mir glauben. Ich bin eine Seelentrinkerin, Blauer Danny, benimm dich noch einmal schlecht, und du wirst vom Stumpfsinn geschlagen nach Silagamatys reiten.«
Maksim lächelte, während er den Blauen Danny im Schlaf beobachtete; gelegentlich zuckte der Zwitter; ab und zu bewegte er die Lippen und gab leise Sauggeräusche von sich, wie ein hungriger Säugling. Auf der anderen Seite des erloschenen Feuers lag Brann in ihre Decken gewickelt, sie schlief auf der Seite, die Knie an den Leib gezogen, die Arme locker darum geschlungen; der Wasserschlauch, frisch gefüllt aus dem nahen Fluß, gab ein Kissen ab. Dann und wann stockte ihre Atmung kurz, doch wurde daraus nie ein richtiges Schnarchen, und sie runzelte unablässig die Stirn, ganz gleich, wie fest sie schlief. Sie nahm offenbar ihren Grimm mit in die tiefsten Tiefen des Schlummers. »Du gefällst mir, Seelentrinkerin, bei den Vierzig Weltlichen Höllen, ja wahrhaftig, aber ich wünschte, du würdest weniger auf deine Ehre achten und dich von Blauaugen-Dan fortekeln lassen. Ha-ha-har! Ich schulde ihm eine Gunst, ne Gunst, die zu seiner Belehrung gereicht, nein-nein, mehr als das, es soll eine Warnung sein. Ich rate dir, dich nicht in meine Nähe zu trauen, Brann, du nicht und nicht deine Gestaltwandelbälger.« Eine lange, sehnige Katze schlich über den Lagerplatz, schnupperte an dem Schlafenden, tappte davon, ein kaum hörbares Knurren drang aus ihrer Kehle. Oder seiner? Ja, es war ein Er. »Hmm, ich möchte wahrlich nicht in deiner Haut stecken, Blauer Danny, die Wandelwesen halten von dir gar nichts. Aaah! Vorzüglicher Einfall, gute Katze, guuut, beim nächstenmal könnten dir womöglich die Klauen ein wenig ausrutschen, was? Was?« Schwerfällig erhob er sich, brachte mit einer Berührung des Daumens den Spiegel zum Erblinden und versetzte sich in seine Gemächer.
In einem gepolsterten Lehnstuhl schnaufte Todichi Yahzi gedämpft vor sich hin, er war eingeschlafen, während er auf Maksims Rückkehr wartete. Maksim beugte sich über ihn und lächelte, als er im kurzen, grauen Pelz an seinem Hals Gold schimmern sah; Todichi trug die Kette. Maksim rüttelte ihn, weckte ihn auf. »Was machst du hier noch, Todich? Geh ins Bett. Ich werde, sobald ich ein Bad genommen habe, das gleiche tun.«
Todichi gähnte, bewegte die Finger. »Yim ist mit einer Nachricht von T'Thelo erschienen«, nuschelte er. »Er hat sie mir geschickt, nicht dir, weil... mmm ... ich glaube, er hatte Sorge wegen der Antwort, die ihm Yim überbringen könnte. Er teilt mir mit, daß Amortis-Diener Bulan auf überaus zudringliche Weise von ihm erfahren wollte, was du mit ihm besprochen hast. Er hat ihm gesagt, daß er, T'Thelo, von dir damit betraut worden sei, einen Bericht über die Dorfschulen zusammenzustellen, und du hättest geäußert, es sei nun bedeutsam zu wissen, wie die Kinder mit dem Lernen zurechtkommen, was die Lehrer und Bauern denken. Er ist schlauer, als ich vermutet habe, der alte Knollengräber. Ich befürchtete schon, du begingst einen Fehler, als du so freimütig mit ihm gesprochen hast. Er sagt, daß er, T'Thelo, diesen Bericht tatsächlich anfertigen wird, nebenbei, während er sich anderen Aufgaben widmet. Er sieht darin eine geeignete Tarnung für die übrigen Angelegenheiten, die er zu erledigen hat, außerdem sei das etwas, das wirklich getan werden muß.« Er strich sich mit der Hand über den Schädel, glättete den grauen Pelz, der infolge der Weise, wie er beim Schlafen dagelegen hatte, mehrere Wirbel aufwies. »Die von Yim
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