Brann 02 - Blaue Magie
kauzigen Gedanken. Leben und Tod auf der TotenfeuerInsel, Leben für mich, Tod für dich, Seelentrinkerin, und auch für dich, Blauer Danny. Soll Godalau durch die Bucht schwimmen, soviel sie mag, soll Tungjii sich nasse Füße holen, dort können sie mir nichts anhaben, und dein Angeketteter Gott, Brann, ha-ha! Brann, o Brann, niedliche kleine Blutsaugerin, baue nicht auf seinen Beistand! Sogar der Fels dieser Insel riecht nach mir, betritt ihn, und er wird dich verschlingen. Er langte unter den Halsausschnitt des Nachthemds und breitete die flache Hand über BinYAHtii. Du würdest es auch tun, hm? Alter Stein, auch du bist der meinige, habe ich dich nicht mit Blut und Leben gemästet? Sie haben nichts, womit sie gegen uns ankommen könnten ... Mmm. Außer vielleicht diese Wandelgeschöpfe; ich sollte ernstlich über sie nachdenken. Sie heimschicken, wäre das nichts? Oder einfach irgendwohin, jaaa, das ist die Lösung. Sind sie nicht hier, können sie mir keinen Ärger verursachen. Er streichelte BinYAHtii. Mag sein, Amortis selbst muß eingreifen, um sie fortzuschicken, bei den Vierzig Weltlichen Höllen, möge das Schicksal das Ärgste verhüten, ich muß einen Weg finden, um sie mit Rückgrat auszustatten. Ohne Gefühlsüberschwang, aber mit starker Beschützneigung, mit beinahe mütterlicher Liebe blickte er hinunter auf die Stadt. Blut von seinem Blut war sie, Fleisch von seinem Fleisch, sein unbekannter m'darjinischer Vater hatte nahezu keinen Anteil an Maksim, sah man einmal von so oberflächlichen Gaben wie Körpergröße und Haarfarbe ab; seiner Mutter und Silagamatys hatten ihn geprägt. Amortis! Für das, was sie meiner Stadt angetan hat, sollen ihre Seelen, falls sie welche hat, in den untersten Marterpfühlen der Hölle verrotten.. Meiner Stadt und mir. Brauchte ich sie bloß nicht mehr ... Es schauderte ihn, er schlang sich den Umhang fester um den Körper. Der immer stärkere naßkalte Wind ging durch Mark und Bein. Draußen in der Bucht schwamm Godalau erneut an der Totenfeuer-Insel vorbei. Maksim strich sich das lange, rauhe Haar aus dem Gesicht, das der Wind ihm in Mund und Augen wehte. Also soll es sein. Wir treffen uns auf der Totenfeuer-Insel, Seelentrinkerin, Blauer Danny. In vier Tagen. So soll es sein. Ihn schauderte wieder. Es ist besser, ich gönne mir jetzt wirklich Schlaf, ich habe die drei — nein, zwei sind es nur noch — schon einmal unterschätzt, dieser Fehler wird mir kein zweites Mal unterlaufen.
Um die Mitte des Vormittags erreichten Brann und der Blaue Danny die Ebene, sie gelangten aus ein paar letzten Geländewellen, gebildet von kargen, lediglich mit spärlichem Gesträuch bewachsenen Hügeln, in eine üppig grüne Gegend, in der man fleißig ergiebige Landwirtschaft betrieb; zwischen den mehreren Flüssen verlief ein Netzwerk von Kanälen, dank der man die Äcker bewässern sowie den größten Teil der Beförderung von Menschen und Erzeugnissen durchführen konnte. Brann und Danny ritten Seite an Seite, doch keiner von beiden schenkte der Gegenwart des anderen Beachtung, gespanntes Schweigen herrschte fortwährend zwischen ihnen, das so bedrohlich wirkte wie das noch immer nicht ausgebrochene Gewitter, dessen Gewölk über ihnen schwebte. Unter den tief hängenden Wolkenmassen kreisten die Gestaltwandler, forschten mit ihren scharfen Raubvogelaugen nach Anzeichen für eine neue Attacke Settsimaksimins, doch bisher blieben solche Anzeichen aus, so wie das Unwetter auf sich warten ließ.
Der Tag verstrich. Der Hügelpfad war zu einer schmalen Dammstraße nah am Flußufer geworden, einem staubigen, zerfurchten Weg, teils von Kraut überwuchert, kaum mehr als ein Trampelpfad, vermutlich nur noch selten von jemand anderem als entlaufenen Rindviechern benutzt. Auf der Fahrrinne des Stroms fuhren flache Lastkähne dahin, die viereckigen Segel gebläht, gefüllt von dem kraftvollen Wind, der sie rascher vorwärtsbeförderte, als es die Strömung allein vermocht hätte. Von diesen Kähnen herüber starrten kleine, dunkelhäutige Männer (sie schienen Feindseligkeit auszustrahlen, als wäre sie ein Schweißfilm, der auf Brustkorb und Armen eines Ringers glänzte) sie aus haßerfüllten schwarzen Augen an. Auf den Feldern längs des Deichs und am anderen Flußufer befaßten sich Landbewohner mit der Erntearbeit, Männer, Frauen und Kinder. So wie die Männer auf den Frachtkähnen unterbrachen sie ihre Tätigkeit, sobald sie die Reiter sahen — selbst die Leute am anderen Ufer des
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