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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ihn stärker beeinträchtigte als die Gewitterluft; wenn er seine Zauberkräfte aufbieten mußte, war es jedesmal, als ob ihm gewaltige Widerstände entgegenwirkten. Am Ende des Tages war er dermaßen ausgelaugt, daß er sich kaum noch im Sattel zu halten vermochte.
    Der dritte Morgen in der Ebene dämmerte. Kühe brüllten aus Unwohlsein, man hatte sie auf den Weiden zurückgelassen, ohne sie zu melken. Hofhunde bellten und jaulten, stillten ihren Hunger am Federvieh, das man aus den Ställen ins Freie gescheucht hatte, damit es sich während der Abwesenheit ihrer Besitzer selber ernährte. Abgesehen von diesem Lärm im Hintergrund und den Geräuschen, die sie selber hervorriefen, herrschte rings um sie unheimliche Stille. Die halb gemähte Ernte wartete auf den Feldern, die Rinder grasten oder standen nur da und zuckten unruhig, die Häuser waren leer und wirkten deshalb um so abweisender, keine Kinder lachten, keine Rufe waren zu hören, keine Frauen schwatzten an Backöfen oder Waschzubern ihren Klatsch, nirgends erklangen Stimmen. Von diesem Tag an fanden auch keine Überfälle mehr statt. Der Blaue Danny seufzte vor Erleichterung, als der Morgen verstrichen war, ohne daß man Steine nach ihnen geschleudert hätte, aber die Stickigkeit war noch vorhanden, verursachte ihm Beklemmung, zwang ihn dazu, sich hindurchzudrücken, denn hätte er es nicht getan, wäre er davon zermalmt worden.
    Schließlich kam der Abend. Diesmal machten sie Rast auf einem verlassenen Bauernhof, fingen zwei der Hühner des Bauern, kochten sie mit verschiedenen Gemüsen, Röhrenranken-Knollen und Reis in einem Topf auf dem Herd. Das Haus war klein, aber sehr hübsch, an schwarzen Eisenhaken hingen und glänzten kupferne Töpfe und Pfannen, auf Gestellen aus sorgsam geschliffenem Holz stand irdenes Geschirr in schönen Farben, die Möbel in jedem Zimmer waren mit Liebe und Geschicklichkeit gefertigt worden, bunte Decken bedeckten die Wände, auf den Fußböden lagen länglich-runde, aus Binsen geflochtene, große Teppiche, es war ein neues Haus, ein Beweis für den Wohlstand des Bauern. Nach dem Abendessen streckten sie sich zu dritt auf den Lederkissen aus, die vorm Kamin des Bauern verteilt waren, während das Feuer tanzte und knisterte und sie warmen Apfelwein aus dem Keller des Hauses tranken. Jaril flog über dem Gehöft als Wächter seine Runden.
    Yaril stieß aufgrund eines Gefühlsgemischs aus Behagen und Bedauern ein Seufzen aus; sie setzte ihren Becher auf den Oberschenkel, fuhr sich mit der freien Hand durchs hellblonde Haar. »Irgendwann am morgigen späten Nachmittag werden wir die Hügel erreichen«, sagte sie. »Dann werden wir vor einem Hindernis stehen.«
    Brann ruhte halb auf einem Binsenteppich, lehnte halb am Blauen Danny, der den Rücken, zwischen sich und das Holz ein Kissen geschoben, an eine Truhe gestützt hatte. Er hob schwere Lider, schaute Yaril an, ließ die Lider wieder sinken. »Wie groß?« murmelte er.
    »Oh, es warten in den Hügeln ungefähr zehntausend Leute auf uns!«
    Der Blaue Danny riß die Augen auf. »Was?«
    »Meilenweit warten sie an beiden Flußufern. Ein Befehl, und wir stecken mitten zwischen Hunderten von ihnen, vielleicht Tausenden.«
    Brann setzte sich auf, rammte versehentlich dem Blauen Danny den Ellbogen in die Magengrube. Sie tatschte ihn, brummelte eine lässige Entschuldigung, richtete den Blick versonnen auf Yaril, sagte jedoch nichts.
    Danny schlug die Fußknöchel der Beine übereinander, rieb sich den Bauch. »Und der Fluß?«
    »Voller Flußschiffer mit Kähnen, die aneinandergetäut sind, von Ufer zu Ufer, in sechs Reihen. Unter ihnen, im Wasser, sind Netze gespannt. Brombeer, du und der Blaue Danny, ihr werdet sehr, sehr klug vorgehen müssen, oder es wird sich nicht vermeiden lassen, daß ihr eine große Anzahl Ländler tötet.«
    Brann stand auf. »Wir? Und was ist mit euch beiden?« Sie schlenderte zum Kamin, lehnte sich gegen dessen steinernen Mantel.
    Yaril stellte den Becher beiseite, kratzte sich am Schenkel. »Wir haben uns bereits alle Mühe gegeben, Brann. Weißt du noch, wie's anfing, daß wir ringsum immer weniger Leute zu sehen kriegten? Bald darauf beobachteten Jaril und ich viele Kolonnen von Ländlern, die durch die Ebene zogen. Jaril flog voraus, um zu ermitteln, was das zu bedeuten hat, und als er wiederkehrte, war er überaus besorgt. Den ganzen Nachmittag über haben wir überlegt und Einfälle über Einfälle durchdacht. Und was glaubst du, was dabei

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