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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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seinem Schädel lasten; er war dazu außerstande, irgend etwas zu tun, zu sagen oder nur zu denken, was dem Gott irgendwie zuwiderlaufen könnte (könnte!). Er wußte, obwohl er es mit Absicht vermieden hatte, sich in Gedanken damit zu befassen, daß er Amortis' Stickigkeitszone ertrug, ohne richtig dagegen anzugehen, weil sie ihm eine Art von Ausweg bot — oder zu bieten schien —, eine Möglichkeit, dem Gott einen Strich durch die Rechnung zu machen, ohne sich offen gegen ihn aufzulehnen. Nachdem die Landbevölkerung ihre Überfälle eingestellt hatte, war er trotz der ständigen Beklemmungen insgeheim relativ aufgeräumt weitergeritten, sich nur gerade so viel dagegen gewehrt, daß er dem Druck nicht erlag, er hatte sogar in vager Befriedigung gelächelt, als er wuchs, sein Handlungsspielraum dadurch noch stärker abnahm. In dieser Stimmung der Genugtuung war er bis nach dem Abendessen geblieben, doch irgendwann im Verlauf der Diskussion war sie verflogen. Nun kam die Stimme des Gottes gewaltsamer über ihn als die Stickigkeit: Finde eine Lösung, du mußt einen Weg finden, kein Zögern mehr, ich will keine Ausreden mehr für dein Versagen hören, ich dulde kein Mißlingen. Durchbrecht die Absperrung, überwindet sie, wie ihr wollt, zertretet die Bauern wie Ameisen, wenn es sein muß, tut, was ihr tun müßt, aber bringt mir BinYAHtii!
    Der Blaue Danny wischte sich den Schweiß vom Gesicht, hämmerte mit den Fäusten auf die Tischplatte, bis sie dröhnte, reagierte einiges von seiner Wut ab, die der Hand des Gottes zu entgleiten, die zarte Psyche des Blauen Danny zu zerrütten drohte. Gewissermaßen war er noch jung und stand nicht ganz fest auf den Beinen, doch er hatte einen wildentschlossenen Überlebenswillen. Nicht um als Ahzurdan, nicht um als Daniel Akamarino zu überleben. Sondern als der Neue Blaue Danny.
    »Was ist? Was ist vorgefallen?«
    Danny blickte auf. Am Zugang der Nische stand mit besorgter Miene Brann. Danny öffnete den Mund, um zu antworten, aber konnte die Zunge nicht bewegen, die Kehle schnürte sich ein. Der Gott verbot es ihm, etwas gegen ihn Gerichtetes zu denken oder auszusprechen. Das Gesicht des Blauen Danny lief knallrot an, er sah aus, während er sich der Unterdrückung zu widersetzen versuchte, als erstickte er; ihm war, als müßte er an den Worten krepieren, die er ausstoßen wollte und nicht konnte. Brann trat zu ihm, legte ihm eine Hand auf den Arm. »Laß 's gut sein«, sagte sie. »Ich versteh's.«
    Ein letztes Mal hieb er die Faust auf den Tisch, dann straffte er sich und seufzte. »Hilf mir, das Ding umzudrehen!«
    Brann strich sich das Haar aus dem Gesicht, blinzelte ihn an, lachte. Er hob verdutzt den Blick. »Was ist denn?«
    »Du würdest's nicht begreifen. Weshalb sollen wir den Tisch umdrehen?«
    »Es ist besser, wir reden nicht darüber, du kannst dir den Grund denken.«
    »Aha. Können die Zwillinge helfen?«
    »Nein. Nimm du das Ende, ich packe hier an. Gib acht auf die Beine.«
    »Stell erst die Kerze weg, sonst brennen wir womöglich das Haus ab. Wenn du Licht brauchst, warum machst du nicht die Wandlampen an?«
    »Wandlampen?« Danny blickte hoch. Zweieinhalb Meter überm Fußboden befanden sich in bestimmten Abständen insgesamt zehn Lampen aus Glas und Messing mit gefüllten Ölbehältern an der Wand des Alkovens angebracht; er hatte sie nicht bemerkt, weil er nie den Blick über die eigene Kopfhöhe gehoben hatte. »Weißt du eigentlich, was für 'n Greuel 'ne Frau ist, die immer recht hat? Da.« Er schob ihr die Kerze zu. »Zünde die Lampen auf deiner Seite an!«
    Als der Tisch umgedreht war und mit den Beinen nach oben auf dem Fußboden stand, kniete sich der Blaue Danny darauf, klopfte mehrere Stellen ab, um sich von der Robustheit zu überzeugen; danach kauerte er sich auf die Fersen, sah Brann nachdenklich an. »Du hast Ahzurdan mit Lebenskraft gespeist. Glaubst du, du kannst das gleiche bei mir tun?«
    Brann schnitt eine finstere Miene, trat in den Durchgang. »Yaril, ich brauche dich.«
    Jaril schwebte über den Wolken, hatte sich weit, weit, weit ausgebreitet, sich in ein ungefähr tellerartiges Sammelbecken von gut einer Meile Durchmesser verwandelt, saugte die im Sternenlicht und Mondschein enthaltenen Naturkräfte auf, sammelte jedes Quentchen Kraft, das er erlangen konnte; Yaril war zu einem Strang glasigen Flimmerns geworden, der sich von Jaril zu Brann erstreckte, ihr die von Jaril aufgesaugten Kräfte übermittelte; Brann betätigte sich als

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