Brann 02 - Blaue Magie
zwischen den Sternen noch ein Neuling gewesen war, noch suchte, um darüber Klarheit zu gewinnen, was er eigentlich war und wer, heuerte er auf einem schäbigen Freihändler namens Herring Finn an und lernte den erheblichen Unterschied zwischen einem großzügig finanzierten, bestens gemanagten Passagier-Linienraumschiff und einer alten Schrottröhre, für deren Antrieb er die alleinige Verantwortung trug, umgehend kennen. Und nicht nur für den Antrieb. Er hatte sämtliche Reparaturen durchzuführen gehabt, hatte alles, was ein Raumschiff an funktionierenden Triebwerken brauchte, instandsetzen oder basteln müssen, und ausschließlich mit den Materialien, die er gerade zur Hand hatte. Eines dieser Bastelprojekte hatte sich mit einem Flugschlitten befaßt, mit dem man auch an so abgelegenen Lokalitäten, daß es dort keinen Raumhafen gab — häufig nicht einmal Radfahrzeuge —, Fracht verladen konnte. Er hatte das Ding so viele Male abgeändert und umgebaut, daß sich seinem Hirn ein Konstruktionsplan regelrecht eingebrannt zu haben schien. Nach einigem Grübeln ersah der Blaue Danny, daß es ihm möglich sein würde, auch heute noch einen ähnlichen Flugapparat zu bauen. Aus den Erinnerungen seines anderen Vorgängers holte er sich Lektionen übers Formenwandeln, eine der magischen Künste, die ein Zauberlehrling sich als erste aneignen mußte. Stundenlanges Üben war dafür erforderlich, bis man mit geschlossenen Augen eine bestimmte Formgebung zustande brachte, die auch der sorgfältigsten Prüfung standhielt, und Ahzurdan war als Lehrling an einem hohen Leisten gemessen worden, Settsimaksimin war, welche Fehler er im übrigen auch haben mochte, ein guter Lehrmeister gewesen. Allerdings blieb da das Problem eines Antriebs. Der Blaue Danny entschied, es erst anzugehen, nachdem er geklärt hatte, ob er einen Flugschlitten zu bauen imstande war oder nicht. Ich brauche etwas, das eine Grundform abgibt, dachte er, etwas das solide genug ist, um Brann und mich zu tragen, aber nicht zu schwer.
Er erhob sich und streifte durch das Haus. Die Betten waren zu ungefüge, zudem bestanden sie hauptsächlich aus Rahmen, Seilen, ein paar Strohsäcken als Matratzen sowie dicken Steppdecken. Er betastete eine Steppdecke, dann fiel ihm die Kühle ein, die man in der Luft spürte, wenn die Sonne untergegangen war, schüttelte den Kopf und schlurfte weiter. Alles was seine Beachtung fand, brachte zu viele Nachteile mit sich, bis er die Küche betrat und in einer Nische, abgeteilt vom Herd, einen schon stark benutzten Arbeitstisch sah. Die Tischplatte war aus hartem, fast schwarzem Holz und zerkerbt von zahllosen oberflächlichen Messerschnitten, sie war gescheuert und gescheuert worden, bis sie sich beinahe wie Samt anfühlte; sie besaß eine Dicke von ungefähr zwölf Zentimetern, war zwei Meter breit und drei Meter lang (nach der Verteilung der Schnittkerben versammelten sich um den Tisch wenigstens acht Frauen, wenn sie kochten oder sich mit Vorbereitungen zum Kochen beschäftigten). Er nahm eine Kerze zur Hand, kauerte sich nieder, lugte unter den Tisch. Sieht robust aus, dachte Danny, müßte aber trotzdem erst einmal getestet werden. Hmm, die Beine ... falls sie das Gewicht nicht übermäßig erhöhen, könnten sie nützlich sein, es ließe sich an ihnen etwas wie ein Windschutz anbringen ... Mmm, jedenfalls mit den vorderen vier, egal welche vier ich als vordere betrachte ... Wie kriege ich das Ding hinaus, wo ich sehen kann, was ich mache? Ach! Bei dem Stichwort fällt mir ein, ich muß ein Schutzfeld errichten. Falls ich es schaffe. Er erhob sich aus der Hocke, stellte die Kerze auf den Tisch und lehnte sich mit der Hüfte an die Tischkante, versuchte sich innerlich zu lockern, seine Wut und seinen Widerwillen gegen die ihm aufgezwungenen Beschränkungen, seine ganze Erbitterung, bloß noch zur Kenntnis zu nehmen. Daniel Akamarino war stets hingegangen, wohin er mochte und wann es ihm paßte, Ahzurdan hatte als Grenzen nur die eigenen inneren Hemmungen gekannt, was er wollte oder benötigte, hatte er sich, falls irgendein Blödmann es ihm verweigerte, jederzeit nehmen können. Danny war als bewußtes Wesen noch viel zu jung, um sich darüber im klaren zu sein, wer und was er war, aber in ihm stak genug von seinen Vorgängern, um sich an den Ketten, die ihm der Angekettete Gott angelegt hatte, beträchtlich zu stören. Wenn ihm danach war, seinem Zorn Ausdruck zu geben, spürte er gleichzeitig den Zwang des Gottes auf
Weitere Kostenlose Bücher