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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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völlig; ein Frösteln ging durch ihren Körper. »Was ...«
    Ungeduldig schnalzte Jaril mit der Zunge. »Keine Zeit für Gerede. Da steht 'n Pferd, Brann, füttere uns, ehe wir zu Stein werden, Yaril steht schon kurz davor. Das Pferd, Brann. Du kannst es schaffen, komm, steh auf, ich kann dich nicht tragen. Schnell, ich weiß nicht, wie lang's noch ...«
    Wacklig und zitterig erhob sich Brann auf die Beine. Steif von Blut, Kot und Harn fiel ihr der zu weit gewordene Rock vom Leib, so daß sie ums Haar darüber gestolpert wäre; mit einem Brummen des Widerwillens befreite sie ihre Füße aus dem Fetzen und taumelte hinüber zu dem Pferd, das in der Nähe graste. Zunächst scheute es vor ihr, doch sobald sie das Tier mit der Hand an der Flanke berührte, hielt es still. Sie trat dicht zu dem Hengst und legte ihm die andere Hand auf den Rücken, die Wirbelsäule; ihr mißfiel, was sie tun mußte, weil sie Pferde gern mochte, aber die Kinder waren ihr noch lieber, also saugte sie das kühle Leben des Pferds auf und hockte sich neben es; als es zusammensank, entzog sie ihm auch den allerkleinsten Rest von Lebenskraft. Jaril schwankte,herüber, fiel neben ihr auf die Knie. »Wir haben eine Anzahl Taharziegen mitgebracht«, sagte er. »Sie sind irgendwo in der Nähe. Als wir dich hier liegen sahen, haben wir sie sich selbst überlassen. Ich werde sie gleich hertreiben. Das Pferd dürfte nicht genügen.« Er lehnte sich an Brann, federleicht und zerbrechlich wie ein gefallenes Blatt.
    Brann straffte sich, drehte sich um, berührte sein Gesicht mit den Fingerkuppen, ließ ihn die Lebenskraft absaugen.
    Farben durchflossen seine Erscheinung, pastellfarbenes Rosa und Elfenbeinweiß sowie goldgelbe Tönungen, Aschgrau breitete sich in seinem fast verflüchtigten Hemd und der ebenso verblaßten Hose aus, sein Zustand verbesserte sich von Durchsichtigkeit zum Durchscheinendsein. Er gab ein gedämpftes Summen von sich, das Behagen verriet, und grinste freudig. Auch Brann lächelte und stand auf. »Hol eure Ziegen«, sagte sie und machte sich daran, schwerfällig die Steigung zu erklimmen; sie strebte zur Straße, zu Yaril. Jaril nahm die Gestalt einer Bulldogge an und lief zu den Ziegen, um sie herzutreiben.
    Y aril lag wie ein zierliches kleines Mädchen aus Glas auf der Wiese, nackt (sie hatte sich den Aufwand gespart, aus dem Grundstoff, aus dem sie bestand, Kleidung zu bilden, jedoch an der zweibeinigen Menschengestalt festgehalten, statt sich in eine Lichtkugel zurückzuverwandeln, ihre eigentliche Gestalt; den Grund wußte Brann nicht, beide Kinder sprachen wenig über sich selbst) und schutzlos. Ihre Erscheinung flimmerte, drohte vollends zu vergehen. Mit besorgt gefurchter Stirn kniete sich Brann zu ihr, streckte ihre Hände aus, die trotz der Hautfalten, die die Knochen umschlotterten, außerordentlich tatkräftig aussahen, senkte sie sachte auf einen Körper, der inzwischen mehr Rauch war als Fleisch, und ließ den Rest der vom Pferd übernommenen Lebenskraft hineinsickern.
    Das Wandelkind gewann wieder an stofflicher Festigkeit, seine Erscheinung bekam neue Farben, zuerst nur andeutungsweise sichtbar, ähnlich wie mit viel Wasser verdünnte Tinte, nach und nach jedoch deutlicher, während Brann fortgesetzt frische Kräfte zuführte. Als ein Hund bellte und Ziegen meckerten, schlug Yaril die Augen auf. Sie zwinkerte, bewegte langsam, wie aus Bedächtigkeit, die Lider, brachte endlich ein mattes Lächeln zustande.
    Die Jaril-Dogge trieb die Ziegen heran. Brann übermittelte Jaril und Yaril die Lebenskraft der Tiere, bis das Paar seine Schwindsüchtigkeit überwunden hatte, und verwendete anschließend die übrige Kraft, um sich selbst zu stärken, einige ihrer Muskeln wiederaufzubauen, die Haut zu straffen. Sie streifte das Äußere einer Greisin ab, bis sie im wesentlichen erneut so aussah wie einst, als sie und Harra Hazhani Slyas verstecktes Spiel gespielt hatten. Die Wandelkinder hatten sie damals über Nacht von einem elfjährigen Mädchen zu einer Mittzwanzigerin gemacht; ihr war dabei das gesamte Haar ausgefallen. Bei der Erinnerung daran schüttelte sie nachdrücklich den Kopf. Der größte Teil des Haares löste sich in Büscheln vom Schädel; die Reste wischte sie sich mit der Hand herunter. Ihr Kopf war so haarlos wie ein Ei geworden. Ihre Hand strich über Kopfhaut, die so glatt war wie polierter Marmor. Aber wahrscheinlich würde das Haar auch diesmal so schnell wie damals nachwachsen. Brann betrachtete den

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