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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Leichnam des Knaben, bückte sich, ächzte infolge der Anstrengung, zog das Messer aus der Leiche, richtete sich mit nochmaligem Ächzen auf, hielt sich das Messer vors Gesicht. Es handelte sich um ein seltsames Messer, es sah aus, als bestünde es aus Eis. Während sie es noch in der Hand hin-und herdrehte, um es im schwachen Mondschein zu besehen, zerfiel es zu Luft. Überrascht stieß Brann einen Pfiff aus.
    Jaril nickte. »Das gleiche ist mit dem Messer geschehen, das in dir steckte.«
    Brann lachte und wischte sich die Hände an der Bluse ab. »Ich wollte es ohnehin nicht als Andenken behalten.« Sie strebte in die Richtung zum Haus. »Puh, ich muß ein Bad nehmen.« Sie schnupperte und verzog das Gesicht. »Mehrmals, glaube ich. Und ich bin dermaßen hungrig, daß ich die Ziegen roh verschlingen könnte.« Sie lachte noch einmal. »Ich weiß nicht, wie hungrig es euch macht ... Ich meine das Sterben. Kommt nicht alle Tage vor, daß ich sterbe.«
    »Du warst nicht richtig tot«, sagte Jaril ernsthaft. »Wärst du tot gewesen, hätten wir dich nicht wecken können.«
    »War bloß 'n Scherz, Jaril.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Wir finden so etwas keineswegs zum Lachen, Brann. Verhungern ist nicht spaßig.«
    »Ihr habt mich doch verwandelt, könntet ihr das gleiche noch mit einigen anderen Leuten machen?«
    »Wir hatten dabei viel Unterstützung durch Slya, Brann, wir haben's nicht allein getan. Ich bezweifle, daß sie sich irgendwann noch einmal um uns kümmern wird.«
    »Mmm. Naja, ich bin nicht tot, und ihr werdet nicht verhungern. Ahm ...« Ruckartig blieb sie stehen, machte kehrt.
    Yaril ergriff ihren Arm, hielt sie zurück. »Suchst du das hier?« Sie zeigte Brann ein kleines, mit Blut besudeltes Päckchen. »Es lag neben mir. Glaubst du, es ist wichtig?«
    »Es ist wohl das, was den Jungen das Leben gekostet hat ...« Brann lächelte Jaril zu. »... und mich beinahe auch.« Sie schloß die Finger um das Päckchen. »Die Sache riecht mir nach Magie, Kinder. Mir wird mulmig zumute. Jemand hat Tigermenschen aufgeboten, sie herversetzt, um sicherzustellen, daß ich's nicht öffne. Es gefällt mir überhaupt nicht, mit Zauberern und derartigen Leuten Ärger zu kriegen.«
    »Wer könnte dahinter stecken?«
    Brann warf das Päckchen in die Höhe, fing es auf, wog es versonnen in der Hand. »Schwer. Hmm. Zweifellos enthält es die Antwort. Während ich unter der Badewanne das Feuer schüre und mir den Gestank abwasche, könnt ihr zwei euch den Inhalt anschauen.« Sie streckte den Kindern das Päckchen hin, und Yaril nahm es. »Und ich hätte durchaus nichts dagegen, wenn ihr mir unterdessen ein kleines Abendessen zubereitet.«
    Jaril lachte halblaut. »Um uns für die Gefälligkeit erkenntlich zu zeigen, hmm?«
    Nachdem sie sich die ärgsten Folgen des mörderischen Anschlags vom Leibe gewaschen, das kalte Wasser sie zum Zittern gebracht und sie ins Feuer unter der mit Ziegelsteinen ummauerten Wanne Holz nachgeschoben hatte, stieg Brann auf den Dachboden und entfernte das gummierte Papier von der Truhe, in der sie ihre alten Kleider aufbewahrte. Als sie vor fast einem Jahrhundert das Umherziehen aufgab und in die Hütte hinterm Haus zog, hatte sie sich Dayan Acsics Vorurteilen gebeugt und ihre Hose weggepackt. Sie war ein Weib. Und in Jade-Torat trugen Frauen Röcke. Diese Truhe war sein einziges Zugeständnis gewesen. Sobald sie beim zweitenmal in angemessener Gewandung vorsprach, gestattete er ihr, Blusen und Hosen und ihre übrigen Habseligkeiten in die Truhe zu tun, gab ihr Kräuter zum Fernhalten von Motten und sonstigem Ungeziefer sowie gummiertes Papier, um sie damit zu umhüllen und abzudichten; dann hatte er sich die Truhe eigenhändig auf die Schulter geladen, der rüstige Alte, noch immer ein Baum von einem Mann, und sie auf den Dachboden getragen, und damit war der Fall erledigt gewesen.
    Sie klappte den Deckel auf, rümpfte wegen des Geruchs die Nase; er war ebenso aufdringlich wie sonderbar. Sie suchte eine Bluse, eine Hose und einige Unterwäsche heraus. Die Bluse war vergilbt, das Gewebe vom Alter brüchig geworden, das Schwarz der Hose hatte den grünlichen Schimmer jahrzehntelangen Modems. »Ach, das Zeug braucht nur zu halten, bis ich in Jade-Halimm bin.« Brann hängte die Kleidungsstücke ans Fenster, um sie auszulüften, damit sie — mit ein wenig Glück — etwas vom Geruch verloren, zog die Schärpe ihrer Robe straffer und kletterte nach unten.
    Inzwischen war das Wasser heiß. Sie kehrte

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