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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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den Feuerungskasten aus, füllte Kohlen, Asche und unverbranntes Holz in ein eisernes Becken und stieg in die Wanne.
    Als sie, schläfrig und voller Wohlbehagen, in die Küche tappte, hatten die Wandelkinder Salat, Reis und Ziegengulasch für sie zubereitet, und auf dem Stövchen dampfte eine Kanne Tee. Jaril hatte Branns Flasche Pflaumenlikör herausgekramt; er und Yaril saßen auf Stühlen und tranken vom schön goldbraunen Likör. Das Pergament war entfaltet worden und lag unter einem dreieckigen Stück Bronze zerknittert auf der Tischplatte.
    Bann hob die Brauen, setzte sich und machte sich über das Essen her. Zeit verstrich. Zeit der Wärme und Wohlgerüche. Zu guter Letzt seufzte Brann, wischte sich den Mund, schenkte einen Becher voll Tee und lehnte sich an ihrem Platz zurück. »So. Worum geht's?« Sie lächelte. »Falls ihr noch nüchtern genug seid, um geradeaus gucken zu können.«
    Mit gezierter Anmut verhehlte Yaril ein Gähnen; da sie gar nicht atmete, wirkte diese Gebärde reichlich albern. Sie stellte ihr Glas ab, leckte sich die klebrigen Finger, schob das Stück Metall beiseite und nahm das Pergament zu Hand. »Zuerst einmal: Das ist cheoneische Schrift. Gebräuchlich in Cheonea.«
    »Cheonea? Wo ist denn das? Nie gehört.«
    »Ziemlich weit westlich von hier. Mit dem Schiff ist man, fährt's einigermaßen geschwind, einen Monat lang unterwegs. Es liegt hinter Phras.« Jaril schlürfte Likör. »Fast 'ne Insel. Von oben sieht's aus wie 'ne Hand mit 'nem ganz dünnen Gelenk. Vor einem Jahr sind wir mal dort gewesen. Nur kurz, 's gibt dort eine größere Stadt mit Hafen, Landwirtschaft, Berge und 'ne Schmugglerbucht. Nicht besonders interessant. Vor ein paar Jahrzehnten hat man den König vertrieben, und nach allem, was ich zu Ohren gekriegt habe, war's kein Verlust, aber jetzt haben sie unter einem Zauberer zu leiden, der wohl von sich glaubt, er hätte fürs Rätsel des Lebens die Lösung gefunden.« Er ergriff das Stück Bronze und warf es Brann zu. »Schau dir das mal genau an!«
    Mit der freien Hand fing Brann es auf. »Warum erklärt ihr mir nicht einfach, was los ist ...?« Sie stellte den Teebecher ab und begann das Dreieck zu betrachten. Darauf war Temuengschrift zu sehen. Auf der einen Seite ließ sich ein Teil des Kaiserlichen Siegels erkennen, auf der anderen Seite standen Bruchstücke eines Namens. »>.. ra Hazhani.< Der Knabe sagte etwas zu mir, hmm. laßt mich überlegen. Harra ... Nein. >Wir vom Blute Harra Hazhanis ersuchen dich um dies: Gedenke deines Schwurs.< Das ist eine Hälfte einer jener Marken, die Maratullik damals für Taguiloa und uns andere hat prägen lassen. Entsinnt ihr euch?«
    Jaril verzog das Gesicht. »Wie könnte man das vergessen?«
    Brann rieb mit dem Daumen über die Bronze. »Ich weiß, was du meinst.« Damals hatte sie vor einer Wahl gestanden Slyas hinterhältige Bosheit hatte sie ihr aufgezwungen —, sie hatte entweder Schutz für Taguiloa und seine Truppe oder die Heimkehr der Wandelkinder erwirken können. Sie entschied sich für die Schausteller — wegen ihrer größeren Schutzlosigkeit —, und übernahm selbst die Verantwortung für die weitere Ernährung der Kinder, obwohl sie sich nicht richtig darüber im klaren gewesen war, was das eigentlich bedeutete. Auch ihre Bronzemarke mußte noch irgendwo sein, wahrscheinlich auf dem Boden der Truhe, in der sie ihre alten Kleider aufbewahrte. »Was steht in dem Brief?«
    Yaril hob das Pergament an. »Wir haben eine Weile gebraucht, um ihn zu entziffern, auf die Schriftsprache haben wir wenig geachtet, während wir uns dort aufhielten. Tja, die Übersetzung beruht in mancherlei Fällen auf Mutmaßungen, wir mußten einiges zurechtbiegen, bis alles einen vernünftigen Sinn ergab. Wir glauben, ein ziemlich junges Mädchen hat den Brief geschrieben, hinter dem Namen sind 'n paar Schnörkel, die möglicherweise der Bezeichnung von Geschlecht und Alter dienen. Anscheinend lautet der Name Kori Pijolß vom Owlintal. Sie bittet die Seelentrinkerin, ihr Versprechen zu halten, von allen Enden der Erde herbeieilen zu wollen, um den Kindern Harras beizustehen. Harra heiratete Koris Ururur-und-so-weiter-Großvater und gab den Beistandsschwur ihren weiblichen Nachfahren weiter. Kori beteuert, sie würde sich niemals wegen einer unwichtigen Sache auf Harras Erbe berufen, das dürftest du, Brann, ihr glauben.
    Jemand, der ihr nahesteht und den sie gern hat, wird von einem gräßlichen Tode bedroht, und alle Bewohner des

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