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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Kleidung noch massiger wirkte. Sie legte eine Hand auf den Arm des Wächters, als der Mann einen Schritt vorwärts tat. »Er ist ein Wandersmann, Sinan. Seit wann weisen Owlyner einen Wanderer ab?« Sie tätschelte dem Jungen den Schopf. »Du hast recht gehandelt, Tre. Gib ihm das Wasser.«
    In der Hoffnung, daß seine Impfungen mit den Bakterien dieser Welt keine Komplikationen bekamen, trank Daniel das kühle, klare Wasser, gab dem Jungen den Becher mit seinem freundlichsten Grinsen zurück. »Danke. Wenn man längere Zeit durch die Hitze eine staubige Straße entlangmarschiert ist, schmeckt Wasser besser als der beste Wein.«
    »Magst du dich zum Essen zu uns gesellen?«
    »Mit der größten Begeisterung, Thine.« Die Anrede bedeutete Hohe Frau, er verwendete sie ganz unwillkürlich, wohl aufgrund der Würde und Kraft, die er der Frau anmerkte; sie erinnerte ihn stark an eine seiner Lieblingsmütter, und er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln.
    Sie lachte und deutete mit der Hand hinüber zu den Lagerfeuern. »So sei willkommen.«
    Man gab Daniel Akamarino zu essen und eine Decke. Während er aß, setzte der Junge namens Tre sich zu ihm, brachte ein älteres Mädchen mit, das er als seine Schwester Kori vorstellte. Tre sprach wenig, überließ das Reden Kori.
    »Das ist ja 'n Riesenhaufen Kinder«, sagte Daniel. »Werdet ihr eingeschult, oder was?«
    Kori betrachtete ihn mit großen Augen. »Das Los wird gezogen. Jetzt ist der Monat für die Owlyner da.«
    »Ich bin lange nicht hier gewesen. Was heißt das, >das Los    »Jedes Jahr holt Settsimaksimin aus jedem Parika in Cheonea drei Kinder. Welche es sind, wird durch's Los bestimmt. Knaben werden zu Kriegern des Heers oder zu Dienern Amortis' gemacht, Mädchen in die Yron geschickt, die Tempel Amortis', und das Mädchen, das das Goldene Los zieht, kommt in den Großtempel in Phras.«
    »Hmm. Wer ist denn dieser Settsisowieso, und was gibt ihm das Recht, Familien ihre Kinder wegzunehmen?«
    Wieder schaute das Mädchen ihn erstaunt an, dann wechselte es mit seinem Bruder einen langen Blick, ehe es in die Baumwipfel über ihren Köpfen hinaufsah. »Wir möchten nicht über ihn sprechen«, sagte Kori und flüsterte dabei so leise, daß Daniel sich enorm konzentrieren mußte, um sie zu verstehen. »Er ist ein Zauberer und der Herrscher Cheoneas, er hört's, wenn irgendwer was Schlechtes über ihn spricht. Am besten ist es, du fragst nicht nach Dingen, die du nicht unbedingt wissen mußt.«
    »Aha. Habe kapiert.« Zauberer? Mmf. Wahrscheinlich hat sich irgendein Wichtigtuer auf diesem Planeten eingenistet und benutzt seine technischen Hilfsmittel, um bei den Einheimischen furchtbar Eindruck zu schinden. »Ihr seid zu 'ner Stadt unterwegs? Wie weit ist sie entfernt?«
    »Nach Silagamatys. Bis dort sind's noch drei Tagesreisen. Es ist 'ne Hafenstadt. Tre ist sieben, er ist das erste Mal auf Reisen. Er hat das Meer noch nie gesehen.«
    »Aber du schon?«
    »Freilich. Ich bin dreizehn, bald werd' ich vierzehn. Ich nehme nun zum letztenmal an der Auslosung teil, wenn's mich diesmal wieder nicht trifft, werde ich fortan im Owlyner Tal bleiben, ich werde verlobt und dann viel zuviel mit Spinnen für meine künftige Familie beschäftigt sein, um zum Reisen Zeit zu haben.« Ihrem Tonfall ließ sich Wehmut anhören, aber anscheinend hatte sie sich mit dem Leben abgefünden, das Schicksal und Tradition ihr vorherbestimmten. »Jetzt haben wir dir von uns erzählt. Kindertante sagt, es sei unhöflich, Reisende mit Fragen zu bedrängen. Ich glaube allerdings, daß es ebenso unhöflich von Reisenden ist, zu schweigen, wenn sie sehen, daß man zu gern etwas über sie erfahren möchte.« Kori war ein ziemlich hochgewachsenes, in die Länge geschossenes Mädchen mit einem Gesprenkel orangefarbener Flecken rings um die Nase; unter ihrem Kopftuch, geschlungen wie ein Turban —, es drohte jedesmal herunterzurutschen, wenn sie den Kopf bewegte —, schauten Strähnen hellbraunen Haars hervor; in ihrem schmalen Gesicht saßen große Augen von hellem Graugrün, die mit jedem Gedanken, der ihr durch den Kopf ging, den Farbton zu wechseln schienen. Sie grinste ihn an, riß die lebhaften Augen weit auf und wartete seine Reaktion auf ihre Bemerkung ab.
    »Tjaaaa«, meinte Daniel gedämpft, »ich bin ein Reisender aus weiter Ferne ...«
    Viel später, nachdem er sich neben einem der Wagen in die geliehene Decke gehüllt hatte, dachte er trotz seiner Schläfrigkeit über das nach, was er

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