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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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stillschweigend und überließ das Streiten jenen, denen das Zanken und Raufen Spaß bereitete. »Willst du eigentlich mit deinem Leben überhaupt nichts Konstruktives anfangen?« hatte ihn einmal eine Geliebte gefragt. Darüber hatte er einen Moment lang nachgedacht, ehe er antwortete. »Nein.« — »Das solltest du aber«, hatte sie in gereiztem, scharfem Tonfall erwidert. »Mit dem Leben hat es mehr auf sich, als bloß am Leben zu sein.« Er musterte sie, seufzte und schüttelte den Kopf; und wenig später heuerte er auf dem Freihandelsschiff The Hairy Mule an.
    Unbekümmert marschierte er durch einen Spätnachmittag, an dem Hitze als gelblicher Dunst über der Landschaft hing und die Straße die einzigen Anzeichen von Bewohntsein trug; er hatte keine Eile, wurde allmählich jedoch durstig. Er kramte in den Dutzenden von Taschen seiner langen, ledernen Freizeitweste, fand schließlich eine alte, angeschmuddelte Pfefferminzpastille und schob sie sich in den Mund. Die Straße führte zweifellos irgendwohin, und wenn er lange genug lief, mußte er dort hingelangen. Die Sonne sank weiter und ging zuletzt unter; er zückte sein TaschenChronometer, stellte unter Berücksichtigung des Neigungswinkels der Sonne ein paar Berechnungen an und kam zu dem Ergebnis, daß die hiesige Tagesdauer ungefähr dem Bordstandard entsprach, noch ein Aspekt, in bezug auf den dieser Planet Ähnlichkeit mit Rainbow's End besaß. Auch nach Anbruch der Dunkelheit wanderte er weiter; zu rasten, bevor er Wasser gefunden hatte, erachtete er als sinnlos, außerdem war die Luft warm, und kurz nach Sonnenuntergang stieg ein beidseitig konvexer Mond auf — er stand zwischen Halb- und Vollmond —, der an der Oberseite eine Delle hatte, und verbreitete perligen Schein übers Land.
    Ein zunehmend spürbarer Wind trug ihm Geräusche zu. Ein Maultier schrie. Noch eins. Maultiere stimmten einen regelrechten Chor an. Metall klapperte gegen Metall. Diverses Poltern und Klappern erscholl, dessen Ursprung sich nicht genau bestimmen ließ. Während er sich der Quelle des Krachs näherte, wurden auch Gelächter und Stimmen hörbar, darunter viele Kinderstimmen. Er bog um eine Kurve und sah neben einem Wasserlauf eine größere Personengruppe kampieren. Unter Bäumen waren zehn Karren abgestellt worden. Eine Anzahl Mulis (braune, rötlichgraue und graublaue), denen man Fußfesseln angelegt hatte, mampfte in einem mit Seilen umzäunten Pferch Heu und Getreidekörner, knabberte sich auch gegenseitig am Fell; die Tiere schnappten und traten andauernd nacheinan- der und machten allerhand sonstige Drohgebärden, als hätte ihr Tagewerk sie nicht im mindesten belastet. Rings um ein Dutzend Feuer hockten etwa zweihundert Kinder. Fünfzehn Erwachsene waren in Sicht, acht davon Frauen, gekleidet in weite Hosen und Kittel, die bis zur halben Wadenhöhe reichten und lange, lockere Ärmel mit breiten Aufschlägen hatten, und sie hatten Kopfbedeckungen auf, die man anscheinend irgendwie auseinanderfalten konnte, um sich Schleier vors Gesicht zu ziehen; die sieben Männer trugen ähnliche Kleidung, nur waren die Hosen enger und die Kittel kürzer — sie waren aus dem gleichen Stoff wie die Sachen der Frauen fabriziert (einem groben Wollstoff in dunklem Lederbraun, recht dick und warm) —, auf dem Kopf hatten sie lederne Schlapphüte mit breiten Rändern, und sie trugen Stiefel und Handschuhe aus Leder. Ferner hatte jeder Mann drei kurze Wurfspeere schräg über den Rücken hängen und an einem breiten Ledergürtel eine Art von Kavalleriesäbel baumeln; mehrere waren zusätzlich mit Spießen bewaffnet. Die Männer patrouillierten den Umkreis des Lagers ab, behielten die Kinder streng unter Beobachtung, während die Frauen die Vorbereitungen fürs Abendessen abschlossen.
    Ein Mann kam zu ihm. »Zieh weiter, Freund. Wir möchten keine Gäste.«
    Daniel Akamarino blinzelte. Was oder wer ihn auch herversetzt hatte, in der einen Sekunde zwischen den Welten hatte es oder er sein Gehirn beeinflußt; obwohl es die Situation vereinfachte, keine Schwierigkeiten mit der Verständigung zu haben, war ihm diese Vorstellung doch etwas unangenehm. »Habt ihr keinen Bissen für 'nen hungrigen Mann übrig?«
    Bevor der Mann antworten konnte, näherte sich von einem Lagerfeuer ein kleiner Junge mit einem Metallbecher voll Wasser. »Hast du Durst?«
    Dem Jungen folgte eine Frau, die sich unterwegs einen Zipfel ihrer Kopfbedeckung vors Gesicht zog; eine große Frau, die wegen ihrer weiten

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