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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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nur selten Überfälle oder kriegerische Handlungen). Sie überquerten eine Reihe von Kanälen, auf denen zahlreiche Barken und kleine Segelboote verkehrten; auf den Wasserläufen war der Verkehr erheblich stärker als auf den Straßen. Das konnte er den Leuten nicht verdenken, man hatte auf diesem Planeten noch keine wirksame Federung erfunden, und das Fahren auf den Karren hatte (selbst wenn man auf mehreren Lagen von Decken und Steppdecken saß) ähnliche Konsequenzen wie eine Tracht Prügel aufs Hinterteil.
    Zwei Tage später, ungefähr um die Mitte des Nachmittags, fuhr die Wagenkolonne über einen Hügel und erhielt Ausblick auf Silagamatys.
    Daniel Akamarino spielte gerade wieder auf seiner Flöte, hörte aber verdutzt zu spielen auf, als der Wagen, auf dem er saß, auf der Hügelkuppe um ein Wäldchen hoher Bäume bog und er zum erstenmal die gewaltigen Stadtmauern und den immensen, glänzend-weißen Festungsbau sah, der bis an die Wolken zu ragen schien.
    »Seine Zitadelle«, raunte Kori, und ihre Stimme nahm wieder den besonderen Ton an, in den sie verfiel, wenn sie von Settsimaksimin sprach, jedoch seinen Namen nicht nennen wollte. »Kindertante hat erzählt, daß Elias, Bruder ihres Vaters, der Mann, der bei den Ankitiern des Prosyn-Tals eingeheiratet hat, in der Stadt weilte, gleich nachdem er den verrückten alten König Noshios vertrieben hatte, und sie sagte, Elias hätte behauptet, er hätte innerhalb von zwei Tagen und einer Nacht den Erdboden geebnet und die Zitadelle gebaut. Und knapp zwei Wochen später hätte er den Großen Yron errichtet und dafür nur einen Tag gebraucht.« Als drittes Fahrzeug der Kolonne holperte der Wagen den langgestreckten, gewellten Abhang hinunter und auf das Südtor der Stadt zu. »Wir werden in der Yron-Herberge untergebracht, sie liegt gleich hinterm Haupttempel. Dich wird man nicht hineinlassen, sie ist nur für Teilnehmer an der Auslosung. Es ist für dich wohl ohnehin vorteilhafter, du steigst ab, sobald wir durchs Tor sind. Es dürfte besser für dich sein, nicht seine Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.« Die Stadt war an einer geschützten blauen Bucht auf einer Ansammlung niedriger, mit Bäumen bewachsener Anhöhen erbaut worden. An der Mauer standen dichtgedrängt die üblichen Elendshütten und sonstigen Behausungen der Armen und Ausgestoßenen, doch diesen häßlichen Anblick verbargen weitgehend Bäume, die — wie Kori erklärte — auf Settsimaksimins Weisung gepflanzt worden waren und die er unter seinen persönlichen Schutz gestellt hatte, um zu verhindern, daß Bedürftige sie zu Brennholz zerhackten. »Rührt mir die Bäume nicht an, hat er gesagt«, erzählte Kori, während Daniel darüber nachdachte. »Wenn ihr den Bäumen mit Eisen zu nahe kommt, sagte er, dann werde ich euch für drei Tage ohne Nahrung und Wasser in einem Käfig aufhängen, und glaubt nicht, ihr entgeht meinem Auge. Und so ist er auch wirklich verfahren. Holt euch euer Holz aus dem Bestand an der Ostseite, sagte er. Die Familie Xilogonts verwaltet den OstseitenBestand für euch, sagte er. Ihr könnt für eine Kupfermünze ein Desma Holz erhalten, hat er gesagt, und habt ihr keine Kupfermünze, könnt ihr euch ein Desma Holz verdienen, indem ihr zehn Desma schlagt, und ist einmal kein Holz zu schlagen, könnt ihr ein Desma bekommen, indem ihr einen halben Tag lang bei der Familie Xilogonts arbeitet, Setzlinge pflanzt und junge Bäume pflegt. Sollte ein Mitglied der Familie Xilogonts euch jemals irgendwie beschwindeln, teilt es mir mit, und ich werde dafür sorgen, daß es nie wieder geschieht.«
    »Hmm. Solche Überlegungen hätte ich hier eigentlich nicht erwartet. Was habe ich gesagt? Ach, Kori, nichts Besonderes, Selbstgespräche, sonst nichts.« Er betrachtete die prachtvollen Farben des Herbstlaubs und lächelte. »Anscheinend klappt's.«
    Kori schaute ihn mißmutig an, sie mochte nichts hören über den Mann, den sie als Zauberer bezeichnete, das nach Lob klang; sie zeigte ihm die kalte Schulter, versank in eine verdrossene Grübelstimmung und beschäftigte sich, wie Daniel vermutete, mit der Verdrehtheit der Menschen.
    Der Wagen rumpelte über die letzte gewölbte Brücke und auf eine mit Granitplatten gepflasterte Zufahrt, dann rollte er auf den breiten Torbogen zu. Daniel machte sich auf schlimmen Geruch gefaßt, denn wenn die hiesigen Fahrzeuge schon keine Federung hatten, so dachte er, brauchte er erst recht nicht auf das Vorhandensein einer Kanalisation zu hoffen, doch

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