Brann 03 - Das Sammeln der Steine
doch man merkte ihr an, daß sie sich freute. Flüchtig huschte der Blick ihrer dunklen Augen in sein Gesicht, ehe sie sich zurücklehnte und er den Schlag zuwarf. Der Mann kletterte auf den Kutschbock und setzte sich neben den Kutscher, gab ihm einen Klaps auf den Arm; der Kutscher ließ die Peitsche über die Ohren des vorderen Gespanns hinwegsausen, sie knallte, und der Gada rollte an, um die zerfurchte staubige Landstraße nach Pattan Haria zu befahren.
Für eine Weile schaute Brann dem Gefährt nach, wartete ab, ob Carup sich erweichte und doch noch winkte. Sie tat es nicht. Von dem Augenblick an, da sie den Landungssteg betrat, hatte sie Brann keines Blicks mehr gewürdigt. Sie hatte kein Abschiedswort gesprochen, und nun sah sie sich nicht um. Ihr Groll saß tief; sie hätte, wäre sie mutig genug gewesen, noch mehr Aufsässigkeit entfaltet, doch sie wußte allzu genau um die Aussichtslosigkeit jedes Aufbäumens gegen höhere Mächte. Sie war bitter, boshaft und reich geworden. Alles zusammen ergab eine schlechte Mischung. Sie würde irgend jemandem das Leben zur Hölle machen.
Brann seufzte und stieg zurück ins Langboot. »Vorwärts!« sagte sie, setzte sich auf eine Ducht, während der Fährmann das Boot abstieß und über den Kanal zu rudern anfing. Ich habe getan, was ich tun konnte, versicherte sich Brann, ich kann nicht ganz allein die gesamte Welt umkrempeln. Maksi hat nur einen Teil davon zu verändern versucht, und man sieht ja, wie es ihm ergangen ist.
13 Wieder fiel Regen. Starker Wind wehte, Graupelschauer prasselten herab, es war ziemlich kalt. Mit dem nächsten Unwetter würde wahrscheinlich Schnee kommen.
Brann drückte sich in den Eingang eines Kotha, eines unmittelbar an die Straße gebauten Hauses; diese Art von Gebäude hatte weder die Ausmaße oder ein Grundstück wie ein Doulahar, auch keine Umfassungsmauer. Das Kotha gehörte einem steinalten Hehler, dem es gelungen war, alle Verfolgungen, Untersuchungen und sonstigen Ärgernisse, die die Isun auszubrüten pflegten, zu überstehen, der sie nicht bloß überlebt, sondern auch unter Beibehaltung eines Großteils seines Vermögens durchgestanden hatte. Die Tür am Ende des kurzen Zugangs war klein und bestand aus dickem schweren Holz, und davor befand sich in der Decke eine Klappe; hartnäckig zudringliche Besucher mußten mit einem höchst unfreundlichen Empfang rechnen; die Hauswächter hatten bereits mehr als einmal brennendes Öl über jemanden gegossen, der ein deutliches Hau ab! nicht als endgültigen Bescheid auffassen mochte. Zu Armen, die in dem Hauseingang zu übernachten versuchten, verhielt er sich noch gemeiner, aber wenn Brann nicht zu lange verweilte und nichts anstellte, brauchte sie nichts zu befürchten.
Jaril trabte herbei; er hatte die Gestalt eines Hundes mit horniger, wasserfester Haut angenommen, wie sie ihm in der Nacht über Kukurul in den Sinn gekommen war; er wechselte über in seine Jünglingsgestalt, blieb vor Brann stehen, bibberte. »Sie bleibt heute abend daheim. Bei dem Wetter wundert's mich nicht, ich wäre auch lieber zu Hause. Smiglar Callam sitzt in seiner Kammer im dritten Stockwerk, er beschäftigt sich mit irgend etwas, mit was, konnte ich nicht erkennen, der Abstand war zu groß, als daß ich mehr hätte feststellen können, als daß er da ist. Es wäre vorteilhafter, hielte er sich unten auf, droben wird er, sobald wir ein Geräusch verursachen, sofort bei der Chuttar sein können. Doch es läßt sich nicht ändern. Der Bereitschafts-Smiglar befindet sich mit dem Smiglar, der bei Abwesenheit der Chuttar in ihren Gemächern Wache hält, in einem anderen Gebäudeflügel an der Rückseite des Doulahar, sie treiben dort irgend etwas. Das ist günstig, sie sind fernab der Terrasse, so daß du dort einsteigen kannst, ohne dich ihretwegen zu sorgen. Die Wächter im Treppenhaus und auf dem Dach stehen an den gewohnten Stellen.«
»Muß ich auf irgendwas besonders achtgeben?«
»Auf Callam. Er und die Chuttar sind hellwach, es könnte sein, daß sie etwas vorhaben. Meistens schlafen sie abends um diese Zeit schon, wenn die Chuttar keinen Kunden betreut. Ruhen. Ähnlich wie Yaril und ich's tun. Im übrigen
ist alles wie sonst.«
»Was meinst du, sollen wir zurückstecken?«
»Es wird immer irgendwelche Erschwernisse geben.«
»Da hast du recht. Wie steht's um deine Kräfte?«
»Die Kälte und Nässe kosten mich reichlich Kraft. Ich könnte eine kleine Auffrischung vertragen.«
»Und ich bin
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