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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Auflösung des Bannzaubers hin, der ihn niederhielt.
    Der Strom floß nicht durch Jorpashil, vielmehr umfloß er die Stadt in zwei breiten Flußbetten, Gräben voller Karpfen und teils überwachsen mit blütenreichen Jeppu-Pflanzen, Fische und Gewächse gemeinsam schafften es beinahe, die trägen Fluten vom Abfall und Unrat zu säubern, den man täglich in sie ableitete. Die Insel, auf der die Stadt stand, war fünf Meilen breit und sechs Meilen lang; das Stadtgebiet reichte von den Ufern des Sees bis auf die Höhen einiger lieblich-grüner Hügel, die von fern mehrfachen Brüsten ähnelten. Die obersten Stadtherren, die Isun, sowie der geringere Stadtadel, die Dhaniks, bauten ihre weitläufigen Sars und pflanzten ihre Gärten droben auf den Anhöhen, oberhalb des Lärms und Staubs der geschäftigen, betriebsamen Stadt. Unter ihren hochgelegenen Wohnsitzen hatten die reichsten Kaufleute ihre weiß gekalkten Doulahars. In den übrigen Bezirken der Stadt hausten die Ärmeren und Armen, wo sie konnten, die Künstler und Krämer hatten eigene Wohnviertel, das gleiche galt für die verbotenen Gewerbe, für fremde Händler und andere Besucher gab es ein Ghetto. Gasthöfe und Tavernen, Theater und Arenen, kleinere Märkte und Geschäfte befanden sich, wo sich gerade dafür Platz gefunden hatte und Aussicht auf Kundschaft bestand.
    Der Große Markt mit seiner riesigen Fläche vielfältig gekreuzter Gassen, Ansammlungen winziger Läden, vor denen Dreieckswimpel mit Zunftwappen flatterten und auf die Art der angebotenen Waren oder Dienstleistungen verwiesen, unregelmäßigen Reihen offener Buden, auf deren Verkaufstischen sich Fleisch, Obst und sämtliche sonstigen Nahrungsmittel häuften, lag im Seeviertel. Zwischen dem Ufer des Sees und dem Stadtwall hatte man niedrige Lagerhäuser mit dicken Mauern gebaut, sie waren hochauf gefüllt mit Ballen, Fässern, Krügen und Säcken, die alle die wertvollen, schönen oder köstlichen Güter und Waren enthielten, die man den Fluß heraufschaffte — von Bandrabahr aus — oder auf dem Landweg eintrafen, über die Seidenstraße oder weniger wichtige Handelsstraßen. Am See lagen naturgemäß auch die Anlegestellen für die Wasserfahrzeuge, sehr fest und beständig gebaute, lange Landungsstege, die eine halbe Meile weit in den See hinausragten. Man nannte sie den Sarimbara-Hafen. Die Landungsbrücken ruhten auf Pfählen, hergestellt aus den Stämmen von riesenhaften Drakhabars, die man auf großen Schleppkähnen den Fluß heraufbefördert hatte, drei Stämme nur je Kahn, während der sommerlichen Abholzzeit war, Jahr für Jahr, Schleppkahn um Schleppkahn gekommen, fünfzehn Jahre lang. Ein Dutzend solcher Landungsbrücken ragten wie die Glieder zweier sechsfingriger Hände in den See.
    Es gab sie, weil Sarimbara eines Tages aus einem Nickerchen erwachte und sich über die Mengen von Schiffen ärgerte, deren Kiele im See über seinen geliebten Schlamm schrammten, ihn aufwühlten und sein herrliches Seewasser in eine trübe, übelriechende Brühe verwandelten. Der Schlangengott beschloß, daß der Groß-Isu etwas unternehmen mußte, um einem derartigen Übermut entgegenzuwirken; er forderte von jedem, der sich mittelbar oder unmittelbar aus dem See oder dem Fluß ernährte, von jedermann, der mittelbar oder unmittelbar dank der Früchte des Landes lebte, als Pflicht bare Münze oder Dienste zum Ausdruck der Verehrung, mit anderen Worten, er verlangte Abgaben von jedem Menschen, der in der Stadt oder in ihrem Umkreis wohnte. Um widerwillige Kaufleute, verstimmte Dhaniks und hochmütige Isun von der Angebrachtheit dieser Maßnahme zu überzeugen, übte er auf die Reichen und Mächtigen der Stadt ein wenig Druck aus. Nachdem etliche überhebliche Matronen und ihre hohen Herren und Meister sich in Alpträumen beim Fliesenschrubben, Fischausnehmen oder Ställekehren erlebt hatten, befleißigten sie sich einer vorbildlichen, geradezu begeisterten Förderung des göttlichen Plans.
    Indem das Schiff mit dem starken Wind rang, der wuchtig über die Steppe und dann den See fuhr, von Osten nach Westen brauste, und die Gischt des Wassers emporpeitschte wie Klingen blauen Glitzerns, ewig blies, ewig wehte, kreuzte es — lavierte und lavierte immerzu — hinüber zum Nordufer und warf vor einem der Kliffe aus kristallgleichem, weißem Marmor Anker, wo ein hoher, senkrechter Vorsprung des Marmors es vor dem Ostwind schützte.
     
    3 Maksim bemühte sich weiter. Er stand kurz davor, die Zauberfesseln

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