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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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glichen.
    Maksim lauschte und beobachtete.
    Mit einem Begriff, einem Wort, einem Satz nach dem anderen vergegenwärtigte er sich, wo er war und was mit ihm geschah. Der Segler wackelte ununterbrochen. Das bereitete ihm Sorge, bis er den Grund verstand. In Wahrheit bewegte sich das Schiff mit gewohnter Anmut und herkömmlicher Geschwindigkeit fort; der Unterschied zwischen dem gewöhnlichen Zeitablauf und Maksims gestörtem Zeitempfinden bewirkte die scheinbare Ruckhaftigkeit aller Bewegungen des Schiffs.
    Es schwamm weiter, hielt nirgends, es ergaben sich während der Fahrt keine auffälligen Veränderungen.
    Irgendwann hatte es die Schleusen überwunden.
    Maksim war verdrossen. Man hatte ihn an WakKerrcarrs Wohnsitz vorüberbefördert, ohne daß er die Gelegenheit hätte benutzen können, den hochrangigen Zauberer zu rufen. Auch über WakKerrcarr machte er sich seine Gedanken. Tak mußte bemerkt haben, daß in seiner Umgebung etwas Besonderes geschah, aber sich nicht darum geschert. So ein Verhalten war allzu bezeichnend für den Mann und seine Schrulligkeit.
    Maksim dachte an Brann. Wo sie lebte, lebte man in einer besseren Welt. Sie würde nicht ungerührt vor sich hindösen, beförderte man einen Gefangenen in einem von Dämonen gewobenen Bannzauber vorbei; sie würde nach dem rechten schauen.
    Er dachte an Cheonea und fragte sich, wie sich mittlerweile wohl dort seine Versuche bewährten, die Welt zu verbessern. Er hoffte, so feste Grundlagen geschaffen zu haben, daß die Entwicklung ohne ihn weitergehen konnte.
    Brann hatte nicht geduldet, daß er sich hinbegab, um sich die Verhältnisse anzusehen. Wenn du dorthin zurückkehrst, hatte sie zu bedenken gegeben, wirst du deine Finger nicht fernhalten, sondern dies und jenes zurechtbiegen, hier und da etwas berichtigen, und ehe du dich versiehst, wirst du wie eine Wiedergeburt eines der einstigen Könige sein. Ist dir eigentlich klar, hatte er ihr entgegnet, wie ärgerlich es ist, wenn jemand immer recht hat? Sie hatte gelacht, ihm die Wange getätschelt und sich der Arbeit an einem Topf oder einer Zeichnung oder irgend etwas anderem gewidmet.
    Er vermißte sie. Er hatte sie wirklich lieb. Sie war ihm Mutter, Schwester und Tochter in einem.
    Er dachte daran, daß sie möglicherweise gleichfalls in eine solche Falle geraten sein mochte, geradeso wie er, und brachte sich damit erneut um die Selbstbeherrschung.
    Neue Umnachtung befiel ihn, bevor er es abwenden konnte, es wurde schwarz um ihn, ein Gemisch aus Zorn und Furcht überflutete seinen Verstand wie Pech und erstickte jeden Funken geistiger Klarheit.
    Als er zu sich kam, galten seine Gedanken sofort wieder Brann.
    Wie merkwürdig, überlegte er. In Kukurul wußte ich, daß sie nicht nach Jal Virri zurückkehrte, ich sie nicht wiedersähe, vielleicht jahrelang nicht. Ich konnte in völligem Gleichmut an ihr Fernsein denken, weil ich ... Maksim dachte genau nach. Ja, weil ich die Gewißheit hatte, daß wir uns wiedersehen. Wie merkwürdig. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie schmerzhaft die Trennung sein sollte. Wir streiten uns, und sie rauft sich die Haare, ist der Überzeugung, daß wir unsere Meinungsverschiedenheiten niemals beilegen können. Oder ich stampfe hinaus, bin der gleichen Ansicht. Ein paar Stunden später lacht sie, oder ich lache, dann kommt uns das alles so blödsinnig vor, nicht einmal des Erinnerns wert. Sie ist mir wirklich lieb und teuer.
    Er begann sich ganz von vorn mit den Zauberfesseln zu befassen. Zu seiner großen Zufriedenheit machte er diesmal bei ihrem Lösen rascher Fortschritte.
    Er wußte jetzt über ihre Beschaffenheit Bescheid, kannte die Kniffe des Bannzaubers. Und er hatte die Überheblichkeit der Dämonen bemerkt, ihm war aufgefallen, wie sehr es sie verdutzt hatte, als sie feststellten, daß er kurz davor stand, sich zu befreien. Er wußte, es hatte weitgehend auf Zufall beruht, daß sie es entdeckten, bevor seine Anstrengungen Früchte trugen. Er vergeudete keine Zeit damit, den Zufall zu verwünschen: Was geschah, das geschah.
    Für eine gewisse Frist behielt man ihn unter Beobachtung. Er spürte, wie ihr geistiges Tasten die Kiste erfaßte, wenn sie seinen Zustand überprüften.
    Schließlich war es soweit, daß man ihn wieder tagelang hintereinander — er war sich unsicher, an wie vielen Tagen — unbeachtet gelassen hatte. Sie verfielen in den alten Trott. Dummes, unvorsichtiges Verhalten. Matschhirne. Es galt ihre Nachlässigkeit auszunutzen: Frisch gewagt,

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