Brann 03 - Das Sammeln der Steine
Korimenei durch die Sinne der Salamander wahrnahm, erwies sich als fremdartiger als alles, was sie sich bislang auszumalen vermocht hatte, doch sie lernte es bald zu deuten und hielt sie vom Gebäude selbst und der Einrichtung fern, von allem außer den Männern. Nur die Männer, schärfte sie ihnen immer wieder ein, nur die Männer. Sie ließ sie auch die gefangenen Mädchen verschonen, obwohl ein blitzartiger heißer Tod vielleicht gnädiger gewesen wäre als das Leben, nach dem, was die Räuber ihnen angetan hatten. Sie zählte die Toten, und als die Zahl fünfundfünfzig betrug, riß sie an den Leinen und holte die Salamander zu sich zurück.
Sie wollten nicht kommen. Sie lechzten danach, zu verbrennen und zu verbrennen, bis rings um ihre glühenden Leiber die gesamte Welt brannte, glutheiß und wundervoll, ganz und gar ihre Welt geworden. Sie leisteten Widerstand, bäumten sich auf, zappelten und wanden sich, veränderten ihre Umrisse, versuchten die in sie geschlagenen Haken abzuwerfen. Unaufhörlich stemmten sie sich mit vollem Gewicht und ganzer Kraft gegen die Leinen, es schien, als könnten sie niemals ermüden. Jeden Zollbreit, den Kori ihnen abrang, machten sie ihr mit einer Wut streitig, die ihre Kräfte in dem Maß, wo Koris Kraft nachließ, zu steigern schien.
Korimeneis Festigkeit geriet ins Wanken. Ein Salamander entsprang ihrem Griff; fast hätte er sich befreit. Der Ruck zerriß etwas in Kori. Sie bemühte sich ums Einhüllen und Besänftigen der schmerzenden Stelle, versuchte gleichzeitig die Dämonen zu halten. Falls sie sich freimachten ... Kori wagte sich die Gefahr eines Scheiterns erst gar nicht einzugestehen. Sie zog die Dämonen zu sich, und sie kamen, langsam und widerspenstig, aber sie kamen schließlich. Sie streiften die Baumwipfel, und die Wipfel loderten auf. Vor Freude krähten sie, stießen gellende Schreie aus, die mit einem hellen Aufkreischen begannen und in gedehntem, gepreßtem Heulen verklangen, und schwangen sich an den Enden der Leinen hin und her, hin und zurück, wechselten die Richtung, zerrten und ruckten mit wechselnder Zähigkeit und Gewalt. Kori bebte. Sie fühlte sich ausgelaugt. Sie vermochte nicht mehr klar zu denken. Sie hielt und hielt fest. Ganz, ganz langsam, Zoll um Zoll, mit qualvoller Allmählichkeit, holte sie die Dämonen zu sich zurück. Sämtliche Kräfte drohten sie zu verlassen. Sie war erschöpft, völlig erschöpft. Ihre Muskeln schienen weich wie Butter geworden zu sein. Jeder Nerv in ihr schlotterte.
Es hatte ernsthaft den Anschein, als sollte sie unterliegen. Es gibt einen Punkt, über den der Wille den Körper nicht hinaustreiben kann. Diesem Punkt näherte sie sich, doch sie hielt fest, hielt fest ...
Kühle breitete sich über sie wie eine zweite Haut, ihr schubweises Zittern verebbte nach und nach, neue Kraft strömte in sie über wie Wasser. Sie hob den Kopf und beförderte die Salamander mit einem starken Ruck über den restlichen Abstand zu sich heran, so daß sie zuletzt kuschten und winselten. Sie vergeudete keine Zeit mehr mit ihnen, sondern ballte sie zu einem Bündel Feuer und schleuderte sie dorthin zurück, wo sie sie gefunden hatte, versiegelte hinter ihnen das Loch zwischen den Wirklichkeiten.
Die Kühle floß von Koris Körper und sammelte sich in ihrem Schoß, sie spürte wieder die Ermattung. Aus der herabgeflossenen Kühle wurde Dunst, der Dunst strudelte und verdichtete sich, verfestigte sich zu einer vertrauten Erscheinung: Ailiki.
Sobald Ailiki erneut eine feststoffliche Gestalt angenommen hatte, ihr plüschartiges Fell überall wie zuvor saß, sie ihr Katzenmäulchen zu ihrem eigentümlichen Katzengrinsen verzog, hob Korimenei sie auf, schaute ihr Auge in Auge ins Gesichtchen. »Es war nicht vergeblich, daß ich dich gebeten habe, auf mich achtzugeben, was, Aili mein Liki? Du bist eine tüchtige Leibwächterin, Lili.« Sie setzte sich die Mahsar auf den Schoß, streichelte mit der Hand unablässig Ailikis Rückgrat. Verhalten raunte sie die magischen Silben, die das Mondsilber auflösten, das Pentagramm beseitigten. Gleich darauf war die Erde wieder Erde, die Luft wieder Luft. »Aaach, wie müde ich bin, mein Lili! Folgen, ihr Götter ...! Ich hätte die ganze Welt zu Asche versengen können. Ein Salamander hätte genügt, um diesen erbärmlichen Haufen Schufte zu vernichten. Puh! Mehr als genügt. Wozu brauchte ich sieben? Reine Vermessenheit, Liki. Unvorsichtigkeit. Jah'takash muß ihre
Schweineblase über mein
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