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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hirnloses Haupt ausgeleert und mich zur Törin ersten Grades geweiht haben. So bald werd ich mich so was nicht noch einmal trauen. Ich werde ohnehin nicht wach genug sein, bestimmt werd ich jetzt erst mal ein Jahr lang schlafen.«
    Ein Lachen ertönte. Sie blickte hoch. Unter den Bäumen kam Karoumang zum Vorschein, neben seinen Knien baumelte eine Laterne. »Solche Frauen habe ich fürwahr schon gekannt. Ich vermute, du hast dir etwas einfallen lassen? Was waren das für Leuchtstreifen am Himmel?«
    »Salamander. Du brauchst dir wegen der Räuber keine Sorgen mehr zu machen.« Kori gähnte, dachte daran, sich die verklebten Augen zu reiben, doch ihre Arme waren zu schwer, zu schlaff, um sie so weit heben zu können.
    »Willst du den ganzen Rest der Nacht hindurch hier herumsitzen?«
    »Wahrscheinlich wird's so kommen, falls niemand sich erbarmt und mich trägt.«
    »So schlimm steht's, hä?«
    »Ich bin müde, tief erschrocken und durchgefroren.«
    Karoumang hob die Laterne, lenkte den Lichtschein auf Koris Gesicht. »Bei Preemalaus Flossen! Tot sähst du besser aus!«
    »Hm, vielen Dank für die Nettigkeit.« Korimenei kicherte, wurde ernst. »Es war knapp, Karou. Wenig fehlte, und ich hätte dich und jeden und überhaupt alles in Asche verwandelt. Ums Haar wären sie meiner Gewalt entwichen.« Sie gähnte nochmals, sank mit dem Oberkörper über Ailiki, alles schien sich um ihren Kopf zu drehen.
    Karoumang fluchte, trat einen Schritt auf sie zu, blieb stehen. »Ich bin sofort zurück.«
    Kori befand sich kaum noch bei Besinnung, als er mit jemandem der Besatzung wiederkehrte, einem Mann namens Prifuan. Karoumang nahm sie auf die Arme und machte sich auf den Weg zum Schiff; Prifuan folgte ihm mit der Laterne und Koris übrigen Sachen.
     
    7 Vorsichtig steuerte Karoumang die Miyachungay weiter den Fluß hinauf, legte zwischen den Molen des Wehrs an und schickte Prifuan mit noch vier Mann an Land, damit sie die Schleusentore betätigten. Die überlebenden Mädchen des Dorfes sahen es und wagten sich aus dem Schutz der Bäume, unter denen sie sich versteckt gehalten hatten; sie waren blutbesudelt, voller blauer Flecken und in Kleidung gehüllt, die sie von Toten hatten, zudem zutiefst verstört. Frauen unter den Deckfahrgästen nahmen sie in ihre Obhut, wuschen sie, gaben ihnen zu essen und Decken; nach und nach entlockten sie ihnen eine Schilderung des Überfalls, keuchten an den richtigen Stellen auf, brachten ihr Mitgefühl zum Ausdruck und die Namen von Verwandten im nächsten Schleusendorf in Erfahrung, erzählten anschließend alles Karoumang.
    Währenddessen schlief sich Korimenei aus. Sie verschlief auch die Aufregung am nächsten Wehr, wo die Mädchen an Land gingen und Karoumang sich mit den Dorfältesten beriet. Sie lag noch immer in tiefem, tiefem Schlummer, als Prifuan und seine vier Helfer an Bord zurückkehrten; sie waren bei Kol Sutong zurückgeblieben, um das Wehr, sobald die Miyachungay sich weit genug flußaufwärts befand, wieder zu öffnen. Sie schlief drei Tage lang und erwachte erst, als die Schleusen hinter der Miyachungay lagen und das Schiff eine öde, trostlose Landschaft durchquerte.
    Sobald sie an Deck trat, schlug ihr Wind entgegen, der Sand, den er durch die Luft wirbelte, scheuerte jeden Fingerbreit bloßer Haut. Sie kehrte in die Kabine um und kramte den verabscheuten Schleier heraus, schob aber diesmal die hinderlichen Gehänge unter den Gürtel, damit sie nicht so lästig flatterten, und wagte sich nochmals an Deck. Um Stapel abgedeckter Ballen suchte sie sich einen Weg zum Bug, stieg hinauf zu Karoumangs bevorzugtem Standort, der ihm den gewünschten Ausblick bot. Auch jetzt hielt er sich dort auf, trug ein Temueng-Kopftuch, dessen Zipfel er sich ums Gesicht gebunden hatte, so daß nur die Augen frei blieben.
    »Sieh an«, sagte er, »nun hast du also doch noch 'n Nutzen davon.« Mit dem Daumen fuhr er über den Schleier, wo er sich an ihre Wange schmiegte. »Wie geht's dir ansonsten?«
    »Recht gut. Kann sein, ich kriege in den nächsten Tagen wieder Hunger.« Kori trat an die Reling, betrachtete die Gegend. »Das schaut ja ganz reizend aus. Hmmm ...! Wo sind wir, Karou?«
    »Ambijan. Noch neun Tage bis Kapi Yuntipek.« Karoumang drehte dem Wind den Rücken zu, zog Kori an sich, machte seine Gestalt für sie zum Windschutz.
    »Und bis dahin wird's so bleiben?« Kori lehnte sich an ihn, lächelte unterm Schleier, fühlte sich dösig und behaglich.
    »Nur solang wir Ambijan

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