Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
ließ sie grasen. Sie setzte sich an einen Steinhaufen, den Rücken dagegen gelehnt, schlug die Beine übereinander. Ailiki sprang auf ihren Bauch; sie lachte und kratzte die Mahsar hinter den zuckenden Ohren.
    »Was tust du da, Kori?« Plötzlich schwebte Tres Eidolon über ihr, seine Stimme schreckte sie aus ihrer Dösigkeit. »Was sitzt du da herum? Reite! Du mußt dem Schnee zuvorkommen.«
    »Da bist du ja wieder.« Kori streichelte die Mahsar. »Wie nett.«
    So wie er immer unmittelbare oder angedeutete Fragen unbeantwortet ließ, tat er es auch jetzt. »Du darfst keinen Augenblick vertrödeln, du mußt so schnell wie möglich die Dautas überqueren.«
    »Tre ...« Kori seufzte. »Du weißt, wie Reittiere sind, überanstrengt man sie, lassen sie um so stärker nach, das kannst du doch nicht vergessen haben, was ist los mit dir?«
    »Dir wird ja wohl klar sein, was mit mir ist.« Der Kristallklotz, in den Tre eingeschreint lag, flimmerte auf, aber die so groß wie eine Maus darin sichtbare Knabengestalt veränderte weder seine Miene, noch die Haltung. »Ich will hinaus.«
    »Was glaubst du denn, wozu ich unterwegs bin?« Kori seufzte nochmals. »Wenn ich die Pferde zu heftig antreibe, lassen sie mich im Stich, ehe der Tag vorbei ist. Hör mit dem Genörgel auf, Tre, ich weiß, was ich tu.« Sie hob Ailiki von ihrem Bauch. »Geh und hol sie, Lili. Fürs erste haben sie lang genug verschnauft. Tre, wie steht's ums Wetter? Von hier aus sieht's ziemlich klar aus, aber dort hat's viele Berge.«
    »Bisher sind keine Schneestürme aufgetreten. Der Regen hat einiges ausgewaschen, es ist reichlich Regen gefallen, Schnee aber nicht, ich kann nicht genau sagen, wieso nicht. Auf den Pässen liegt Schneematsch, er macht den Untergrund schlüpfrig. Du solltest versuchen, die steilsten Hänge nachmittags zu ersteigen, nachdem die Sonne so lange geschienen hat, daß ein Großteil geschmolzen ist. Falls die Sonne scheint.«
    »Reizende Aussichten. Hör mal, Tre, 's kommt mir so vor, als ob du dich nur zeigst, wenn du mich drangsalieren willst, und dich ansonsten überhaupt nicht um mich kümmerst. Ich bemühe mich, zu berücksichtigen, daß du mein Bruder bist, also solltest du mich nicht immer alles allein durchstehen lassen, sondern mir helfen, wenn du zu sonst nichts imstande bist, könntest du wenigstens mit mir reden.«
    Das Eidolon flackerte und verblaßte, wurde noch einmal wie ein mit verwaschenen Wasserfarben mitten in die Luft gemaltes Bildchen erkennbar, verschwand dann vollends.
    Abermals seufzte Korimenei, stand auf. Die Kleinpferde standen inzwischen auf der Straße bereit, schaumiger Seiber troff ihnen von den Mäulern, weil sie noch die letzten Grasbüschel kauten. Kori lächelte schief, während sie zuschaute, wie Ailiki affenartig an der Flanke des Packpferds hinaufkletterte und sich auf dessen Widerrist kauerte. »Aili mein Liki, allmählich frage ich mich, was bei allen Höllen das Ganze eigentlich zu bedeuten haben mag.«
    Die Mahsar verschränkte die Arme auf der schmalen Brust, hatte in dieser Körperhaltung Ähnlichkeit mit Sessa, die verlorenen Schmuck wiederbrachte, einer der kleinen Gottheiten, die wie Mäuse von einem zum anderen Sterblichen huschten, ungebeten aufkreuzten und ohne Ankündigung gingen, zu einer launischen, hinterlistigen, viel umworbenen Schar minderer Göttlein zählte. Ailiki nickte ernst, was sie jedoch damit meinte, ließ sich unmöglich erraten.
    »Du bist mir ja 'ne große Hilfe.« Korimenei schüttelte den Kopf, schwang sich in den Sattel und trieb das Kleinpferd an, versetzte es in zügigen Trab.
     
    10 Zwei Wochen verstrichen. Korimenei ritt und wanderte, wanderte und ritt, aß tagsüber Äpfel und kaute am einen oder anderen Streifen Dörrfleisch, also die verbreitetste Reiseverköstigung; wenn sie sich zur Nacht lagerte, kochte sie sich ein Süppchen und buk Fladenbrot, trank dazu starken Tee und einen Becher des herben Rotweins, mit dem sie sich in Kapi Yuntipek versorgt hatte. Wasser zu bekommen, verursachte keine Umstände, es gab entlang der Straße in regelmäßigen Abständen Brunnen und Tränken. Der Himmel blieb klar, morgens trat kein Frost auf, auch war die Luft trocken, doch herrschte des Tags noch lange nach Sonnenaufgang bittere Kühle. Trotzdem mied Kori die Rasthäuser längs der Straße und zog es vor, bei den Brunnen zu lagern. Als versuchte er die Versäumnisse wiedergutzumachen, die er nicht eingestehen mochte, erschien Tre nun jeden Abend und berichtete

Weitere Kostenlose Bücher