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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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beherrschen, ich weiß selbst nicht wie. Ich habe noch etwas gründlicher geschnüffelt, Amortis war weit und breit nirgends, ich habe inzwischen 'n ausgeprägtes Gespür für die Gegenwart von Göttern. Ich schlage vor, wir sitzen die nächsten sechs Tage aus.«
    »Traust du dir das zu?«
    »O ja. Ahm ... Ich brauchte bald recht viel Sonnenschein.«
    »Ist der Morgen bald genug?«
    »Wenn's nicht regnet.«
    »Wir müssen in den Tempel. Hmm ... Wenn wir ihn am Nachmittag besuchen, dürft's für unsere Glaubwürdigkeit genügen. Mußt du ins Freie?«
    »Nein. Die Morgensonne scheint auf dein Lager, das langt, wir können tauschen, und sollte irgendwer die Nase herein stecken, ziehe ich mir die Decke über die Ohren und tu so, als ob ich schlafe.«
    »So wird's wohl gehen.« Brann gähnte. »Laß uns die Decken wechseln.« Sie gähnte noch einmal. »Es ist mir recht, wenn wir nicht schon in der Frühe aufstehen. Ich brauche Schlaf.«
     
    6 Nacht. — Stürmischer Wind fegte über die Marschen, ein trockener eiskalter Wind, den man bis in die Knochen spürte. Am Himmel stand der Wunde Mond, von den Wassern des Moorlands wallte dichter Nebel auf, in der Höhe dämpfte aufgelockerte Bewölkung das Geglitzer der Sterne.
    Brann saß, in Decken gehüllt, in der Jurte, starrte ins schwache rote Glühen der Feuerstelle, wartete auf Jarils Rückkehr.
    Eine große Ohreule sauste durch den Wind, kämpfte sich mit kraftvollen Flügelschlägen empor auf den Heiligen Felsen; sie flog schräg zur Windrichtung, der Sturm trieb sie vom Ziel ab, sie flatterte zurück, gelangte um einiges näher, trieb wieder ab, ließ sich unter den Rand des Felsens in die unberechenbaren Verwirbelungen rings um den bröckeligen Sandstein sinken, schwang sich erneut aufwärts, fand endlich im Windschatten der Sihbaraburj eine Stelle zum Sitzen.
    Jaril nahm die Gestalt eines kleinen Affenwesens mit geschickten Händen, Greiffüßen und einem ebenfalls zum Greifen geeigneten Schwanz an. Angetrieben von all den Nöten, die ihn innerlich marterten, kroch er in ein Oberlicht und huschte durch das Gewirr von Schächten, die das Bauwerk belüfteten, fürs Abfließen des Regenwassers sorgten und auch die Spiegel enthielt, die bei Tag das Innere des von Menschen errichteten Bergs erhellten. Anschließend verwandelte er sich in etwas, das einem gepanzerten Tausendfüßler ähnelte, durcheilte mit äußerster Schnelligkeit die Hohlräume des Gemäuers in die Richtung der Rumpelkammer, in der er den kleinen Glasfrosch entdeckt hatte. Seither war er nicht wieder dort gewesen, wenn Amortis nicht wußte, was sie in der Kammer hatte, war es klüger, sie auch nicht darauf aufmerksam zu machen. Jaril bemühte sich, nicht daran zu zweifeln, daß der Talisman sich noch am bisherigen Ort befand, seine Nerven waren zum Zerreißen angespannt, ihm war zum Platzen zumute. Unentwegt hastete er vorwärts, seine Krallen verursachten auf den Ziegeln ein unablässiges Tick-tick-tick.
    Er steckte den Kopf in die Räumlichkeit. Darin war es jetzt finster wie in einem Tintenfaß, er vermochte nichts zu erkennen. Er klammerte die Klauen an die Kante des Belüftungsschachts, rang um Bändigung seines inneren Aufruhrs, dessen Toben ihn nahezu zur Handlungsunfähigkeit verurteilte. Infolge der Beanspruchung durch die inwendigen Schwierigkeiten konnte er sich für ein Weilchen nicht auf die Lichtverhältnisse in der Kammer umstellen. Erst als sein Blick von neuem umherschweifte, sah er auf dem Wandbrett, wo er Churrikyoo gefunden hatte, schwachen Glanz. Überstürzt wandelte er sich in eine Lichtkugel um und schwebte hinüber.
    Der Talisman hatte sich selbsttätig vom Staub befreit und verpulste leichte Schwingungen, als sagte er: Komm und nimm mich mit. Jaril verharrte mitten in der Luft, seine sämtlichen Sinne waren hellwach. Er spürte nach der Gegenwart einer Gottheit. Nichts ließ sich feststellen. Er schwebte auf den Talisman zu. Nichts. Noch näher. Wärme empfing ihn wie ein herzliches Willkommen. Der kleine Glasfrosch schien ihm zuzugrinsen. Jaril streckte zwei Scheinglieder aus und hob ihn vom Wandbrett. Er hatte das Gefühl, daß sich Churrikyoo, als fände er in diesem Augenblick ein neues Zuhause, regelrecht an ihn schmiegte. Er sah das Wandbrett an, ließ den Frosch fast fallen.
    Ein Glanzlicht verfestigte, gestaltete sich zu etwas ... einen Gegenstand... Ja, in eine Nachbildung des Froschs, den Jaril gerade an sich genommen hatte.
    Jaril senkte den Blick. Churrikyoo ruhte

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