Brann 03 - Das Sammeln der Steine
Landestelle ein nordwärts unterwegs befindliches Flußboot fest. Am Morgen legte es mit fast zwei Dutzend Fahrgästen ab, unter ihnen Brann und Jaril.
9 Waragapur: Grünes, liebliches Land, ein Juwel des Friedens und der Fruchtbarkeit. Friedensstätte und Oase, ein Ort der Ruhe und Stille inmitten felsiger, kahler Berge, so zerklüftet, als müßten sie den Himmel zerschrammen.
Aufgrund der geschützten Lage zwischen hundert Fuß hohen Klippen, der Erwärmung durch den Feuerberg Mun Gapur sowie des Vorhandenseins heißer Quellen kannte Waragapur nur zwei Jahreszeiten, nämlich Sommer in den wärmsten Monaten und Frühling während des übrigen Jahrs. Als Brann dort anlangte, stand man andernorts kurz vor dem Winteranfang, doch in Waragapur blühten Pflaumenbäume, an Pfirsichbäumen hingen schwer reife Früchte, an ein und demselben Mandelbaum konnte man Mengen zarter weißer Blüten und reife Nüsse gleichzeitig sehen.
Tak WakKerrcarr stieg aus seinem Kastell hinab und stellte sich auf den Landungssteg, wartete auf das Flußboot, gestützt auf einen Stab aus Ebenholz und Elfenbein. Er war ein steinalter, in seinem Äußeren jedoch altersloser Mann, dessen Herkunft Geheimnisse und Rätsel umwitterten, seine Haut besaß das Aussehen und die Färbung alten, straff über die Knochen gespannten Leders, über lange ansehnliche Knochen; trotz der Tatsache, daß er einer erstaunlichen Vielfalt von Insekten zur Heimstatt diente und von ihm ein außergewöhnlich vielschichtiger Gestank ausging — anscheinend nahm er nur ungefähr alle fünfzig Jahre ein Bad — war er ein Mann von stattlicher Erscheinung. Er mißachtete das Gaffen und das Getue der Leute am Landungssteg, die ihn beobachteten (es jedoch sorgsam vermieden, ihn durch Aufdringlichkeit, Gekicher oder zu lautes Getu-schel zu verärgern), achtete ebensowenig auf die furchtsamen Blicke der Schiffsmannschaft, die ihn zwar noch nie gesehen, aber keinen Zweifel darüber hatte, wer da stand. Als mit den Fahrgästen, die Einkäufe zu tätigen beabsichtigten, auch Brann von Bord kam, hob er den Stab, tippte ihr damit auf die Schulter. »Komm mit«, sagte er, wandte sich ab und strebte davon.
Brann blinzelte, schaute ihm nach. Seine Stimme verdeutlichte ihr, wer er sein mußte. Er hatte eine wundervolle Stimme, ein bis zwei Tonlagen heller als Maksims Stimme, aber begnadet mit der gleichen Ausdruckskraft und -fülle. »Jay.« Über die Schulter blickte sie sich nach dem Gestaltwandler um, runzelte die Stirn, als sie ihn neben dem Gepäck zusammengerollt auf dem Landungssteg liegen sah. »Gib auf die Sachen acht.« Sie zögerte. »Sei auf der Hut, ja?« fügte sie dann hinzu. »Vertrau dem Ding nicht zu sehr.«
Jaril nickte, widmete ihr ein träges Lächeln, raffte sich auf.
Brann ließ ihn ungern allein, doch sie hatte keine Wahl. Langsam folgte sie Tak WakKerrcarr, kaute auf der Lippe, infolge der Veränderung, die sich bei dem Jüngling feststellen ließ, tief besorgt; nach einigen Schritten schüttelte sie den Kopf und versuchte sich mit WakKerrcarr zu befassen. Sie wußte nicht, was er von ihr wollte, wie weit er die Hintergründe ihrer Anwesenheit kannte. Falls er gegen sie war, hatte sie es mit einem gefährlichen Gegner zu tun; Maksi würde es nie zugeben, aber sogar er hatte vor dem Mann ein wenig Furcht. Tak WakKerrcarr: Der Ranghöchste unter den Obersten Magiern, älter als die Zeit. Brann straffte den Rücken, schob ihre Schultern zurecht und folgte dem Zauberer.
WakKerrcarr erwartete sie in einem Wassergärtchen beim Gasthof, hatte dort neben einem Springbrunnen Platz genommen, den eine heiße Quelle speiste, ihre Schwalle gluckerten inmitten des eigenen Wasserdampfs. Brann schnupperte den Gestank des Magiers und näherte sich ihm vorsichtig, trat schließlich aus der Windrichtung zu ihm.
Er stieß das untere Ende des Stabs vor seinen Füßen in die Erde, beugte sich über ihn, bis seine Wange das harte, schwarze Holz berührte. Er musterte Brann, die es ihm überließ, das Wort zu ergreifen. »Nimm den kujin Schleier ab, Weib. Du bist keine Temu-Zicke.«
Mit einem aus Ungeduld heftigen Ruck zerrte sich Brann den undurchsichtigen schwarzen Schleier vom Kopf. Sie war froh, ihn ablegen zu können; die heiße Quelle verbreitete weit mehr Wärme, als sie Wasser spendete. Sie strich sich schweißiges Haar aus der Stirn, legte sich den Schleier über die Arme. »Recht so?«
»Ich habe für dich eine Nachricht.« Der Magier setzte sich aufrecht, legte
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