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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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das
    Fell gegen eine dicke Lederhaut ausgetauscht, von der die Nässe des Nebels abglitt wie von Wachstuch. Dennoch fühlte er sich unwohl. Kälte und Feuchtigkeit kosteten ihn Kräfte. Er strolchte umher, rieb sich an jedem Felsen, der dafür groß genug war, die Flanken, wartete ungeduldig auf die Weiterbeförderung.
    Inmitten von Finsternis, Eisigkeit und Nebel, während Jaril irgendwo hinter ihr winselte, begann sich Brann zu fragen, ob Maksim es sich womöglich wieder einmal anders überlegt hatte. Sie lockerte die Traggurte ihres Ranzens; trotz der Polsterung schnitten sie ihr in die Schultern. Ich bin verweichlicht, dachte sie. Aber nun bekomme ich etwas zu tun, das wird mich wieder abhärten. Sie besah sich ihre Hände. In der tiefen Dunkelheit ging von ihnen ein fahler Glanz aus, ihr Fleisch wirkte milchig, und als schattenhafte Andeutungen erkannte man darin die Knochen.
    »Noch kannst du deine Voreiligkeit unterlassen, Brombeer.« Aus dem Düstern drang Maksims Stimme, schreckte Brann auf; sie hatte nicht gehört oder gespürt, wie er sich näherte. Das empfand sie als Anlaß zur Beunruhigung.
    »Nein«, antwortete sie. »Jay, komm her. Vorwärts, Maksi.«
     
    10 Brann gelangte vom Regen in die Traufe. Der Abhang vor dem Höhleneingang erwies sich als kahl und felsig; ein frostiger Wind, scharf wie Klingen, sauste darüber hinweg, fegte Brann Eisklümpchen ins Gesicht und gegen den Körper. Jaril stieß ein Gewinsel aus, duckte sich unter die Zipfel ihres Umhangs, die die Böen hin- und herrissen, drängte sich an sie.
    Brann kauerte sich nieder, legte den Mund dicht an sein Ohr. »Wo ist die Höhle? Wir sollten diesen windigen Flecken verlassen.«
    Jaril schauderte, versah sich mit einem dichten Fell. Er schob sich widerwillig aus dem Schutz des Umhangs, wartete ab, bis Brann sich aufgerichtet hatte, dann lief er hangaufwärts, in die Richtung eines Gesträuchs dürrer Jemras, einer Art niedriger, knorriger Nadelgewächse mit einem kräftigen Geruch wie von Zedern, der Brann entgegenwehte, als sie darauf zustrebte, er war so stark, daß er ihr den Atem verschlug. Sie bahnte sich einen Weg durch die Sträucher und in eine feuchte, von Geheul und Gepfeife erfüllte Dunkelheit.
    Sobald er aus dem Wind geriet, verwandelte sich Jaril in die Lichtkugel, die seine Grundgestalt abgab, erhellte eine trübe, düstere Felskammer, einer Flasche mit dünnem Hals ähnlich. Er schwebte in der Luft, flimmerte vor Entrüstung und widmete Maksim, weil er sie beide in diese eisige Höhle gehext hatte, in seiner einem Gesumme vergleichbaren Gedankensprache wüste Flüche.
    Brann mißachtete die Stimme in ihrem Kopf, so wie sie das Surren einer Mücke unbeachtet gelassen hätte; sie streifte die Traggurte des Ranzens ab und setzte ihn auf den Höhlenboden. Ihr Umhang war völlig durchnäßt, sie fror bis ins Mark. »Jay, du mußt mir gleich draußen ein wenig leuchten, ich brauche 'n Feuer, sonst verrecke ich hier in ...« Sie keuchte auf und schrak zurück, als ein Bündel Holz auf den Felsboden krachte, gefolgt von einem Rauschen und einer Hitzewelle, als eine Schale voller glühender Kohlen und entflammter Fackeln neben dem Brennholz erschien. Da lachte Brann. »Danke, Maksi!« rief sie, lachte noch einmal, erzeugte in der Höhle Widerhall, als Jaril herbeiflitzte, sich in die Glut senkte, aus Wohlbehagen ins Pulsen verfiel, während er in der Wärme schwelgte.
    Eilends breitete Brann Matten und Decken aus, stapelte das Brennholz, entfachte mit Kohlen und Scheiten ein größeres Feuer. Sobald sie damit fertig war, seufzte sie aus Mattigkeit auf, schaute umher. Jaril war verschwunden. Er konnte nicht warten, dachte Brann. Nun ja, Yaril ist seine
    Schwester, und unter der Erde sind Tag und Nacht ohne Belang. Sie rieb sich den Rücken, einen Ausdruck des Unmuts im Gesicht. Und was soll ich tun, wenn er in eine Falle geht, genau wie Yaro? Dummer Junge! Noch ein paar Stunden, und ich hätte ihn begleiten können. Sie streckte sich auf ihrer Matte aus, breitete eine Decke über sich, um sich gegen die Zugluft zu schützen. Sie starrte ins Feuer, wurde mit jedem Augenblick, der verstrich, ärgerlicher.
    Plötzlich kam die Lichtkugel mit leichtsinniger Schnelligkeit herangeschwirrt. Jaril verwandelte sich in seine menschliche Gestalt, warf sich zu Brann aufs Lager, er schluchzte und schlotterte, fühlte sich für seinesgleichen eisig kalt an, offenbar war ihm ein entsetzlicher Schreck tief in die Glieder gefahren. »Sie ist fort,

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