Brann 03 - Das Sammeln der Steine
runzelte Brann die Stirn. »Dann wollen wir ganz davon absehen. Ich werde schauen, was ich mir von Maks borgen kann. Vorräte verschaffen wir uns auf dem Weg.«
»Um so besser, die Herrschenden dieser Stadt sind ein übles Pack. Ich mache 'n Schläfchen, weck mich, wenn Maks eintrifft.« Jaril rückte von Brann ab, rollte sich auf der anderen Seite des Betts zusammen, stellte die vorgetäuschten Atembewegungen ein, sank tief in seine übliche Schlafstarre.
Für ein Weilchen musterte Brann ihn, schüttelte schließlich den Kopf. »Ich weiß nicht«, sagte sie laut. Sie begab sich zurück ans Fenster, stützte eine Hüfte aufs Fensterbrett und beobachtete erneut die Lichter Kukuruls.
6 »Worum dreht's sich bei den Andeutungen, die Jay geäußert hat?« Maksim war müde und gereizt; Brann merkte, daß er seiner Übellaunigkeit keinen Riegel vorschob.
»Komm und nimm Platz!« Sie trat von der Tür zurück und deutete auf den großen ledernen Lehnstuhl, der im Wohnraum dicht am Kamin stand. »Du kannst Branntwein haben, wenn du magst, oder Tee.«
Maksim packte ihr Kinn, hob das Gesicht in den Feuerschein. »Diese Grünschnäbel haben dich ja regelrecht verstört. Was ist geschehen?«
»Wir brauchen deine Hilfe, Maksi.« Branns Kinn bewegte sich beim Sprechen am glatten festen Fleisch seiner Faust. Sie schloß die Lider, fühlte sich durch die Kraft erregt, die sie in ihm spürte, begehrte ihn auf einmal heftig.
Das Sinnlose dieser Aufwallung ärgerte sie, doch sie unterdrückte den Ärger zusammen mit dem Verlangen, wartete ab, bis Maksim die Hand fortnahm.
Er stapfte zum Lehnstuhl und schenkte sich einen tüchtigen Schluck Branntwein in das rundliche Glas, das neben der Flasche bereitstand. »Erzähl!« verlangte er, sobald er es sich behaglich gemacht hatte.
Indem sie ihre Darstellung knapp und ohne Gefühlsduselei vortrug, wiederholte Brann, was sie von Jaril wußte. »Deshalb stehen wir unter Zeitdruck«, betonte sie zum Schluß. »Wollen wir sie lebend finden, muß es sein, bevor ein Jahr verstreicht. Wirst du uns bei der Suche helfen?«
Maksim hielt das Glas zwischen beiden Händen und starrte in die bernsteingelbe Flüssigkeit, als meinte er, er könnte darin eine Antwort entdecken. »Wo ist denn Jay?«
»Im Bett. Schläft sich aus. Er wollte geweckt werden, wenn du kommst, aber ich hielt's für besser, darauf zu verzichten.«
Maksims Lippen zuckten, zeigten den Ansatz eines Lächelns. »Aus Rücksichtnahme, Brombeer?«
»Überrascht? Ich glaube, das ist 'ne Beleidigung.«
»Nicht doch.« Maksim nölte die Entgegnung und ließ ihr ein gedämpftes Auflachen folgen. »Im Ernst, Brombeerchen: Wie unauffällig gedenkst du vorzugehen? Sobald ich mich hier zu betätigen anfange, werde ich Aufmerksamkeit erregen. Die Aufmerksamkeit der Mächtigen. Die hohen Herren hier mögen's nicht, wenn ihnen Fremde in die Suppe spucken.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du redest.«
»Schutz der Verschwiegenheit, Brann. Damit prahlt Kukurul, das ist ihr Stolz. Wer hier seine Geschäfte regelt, bleibt dabei unbehelligt.«
»So?«
»Gebrauch dein Gehirn. Was glaubst du wohl, wie man solche Grundsätze durchsetzt?« Ihm sanken die Lider ein wenig herab, er wirkte mit einem Mal, als wäre er bei sich sehr auf der Hut. »Wenn du wünschst, daß ich ohne Aufsehen tätig werde, müssen wir nach Jal Virri umkehren.«
»Wird man merken, was du tust, oder nur, daß du etwas tust?«
»Nun bin ich's, der Anlaß zum Beleidigtsein hat.«
Ungeduldig winkte Brann ab. »Kannst du hier arbeiten? Ich meine, brauchst du Werkzeug, das dir im Augenblick fehlt?«
»Worte sind meine Werkzeuge, mehr ist nicht erforderlich«, antwortete Maksim. »Der kleine Blauaugen-Danni hat's doch erklärt, entsinnst du dich? Solange ich über mein Gedächtnis verfüge und die Hände regen kann, bin ich zum Handeln fähig.« Er lächelte Brann zu, ihre Verdrossenheit hatte ihn dazu ermutigt, seine schlechte Laune zu überwinden. »Ich habe nicht bemerkt, daß mir die Hände abgefallen wären, du etwa? Ach, darauf brauchst du keine Antwort zu geben, mmh.« Er beugte sich vor, legte die Hände auf die Kniescheiben. »Ich könnte noch in dieser Nacht den Anfang machen, Brann, doch ich möchte lieber warten, bis ich die Herren davon überzeugt habe, daß meine Beschäftigungen sich nicht gegen sie richten.«
»Ich muß auf Pirsch gehen, Maksi. Aus vielerlei Gründen.«
»Es wäre vorteilhafter, du würdest warten.«
»Wie
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