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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sie mir gelassen, sie hat nur Klukesharna mitgenommen. Ich brauche ein Pferd und Winterkleidung. Wo ist die nächstgelegene Ortschaft?«
    Sie, dachte Korimenei. Er weiß, wer auf ihn geschossen hat. Aber es ist sicherlich seine Sache. »Einen Tagesritt südlich von hier liegt 'n Gsany-Dorf.«
    »Nach Cheonea willst du, hast du gesagt?«
    »In die Fingertäler. In mein Heimattal. Das Owlyner Tal.« Kori sprach bedächtig, kostete jedes Wort aus, verspürte Freude an der Weise, wie sie ihr auf der Zunge zergingen. Ich kehre heim, dachte sie. Heim.
    Der Blaue Danny gähnte, stierte grüblerisch ins Feuer. Sein Gesicht bezeugte Ausgelaugtheit und Müdigkeit. Für ein Weilchen beobachtete Korimenei ihn, fragte sich, an was er wohl denken mochte; wenn sie sein Mienenspiel richtig verstand, handelte es sich um nichts Angenehmes. Seine Lider sanken abwärts; ruckartig hob er sie wieder, sagte jedoch nichts. Kori lächelte. Ohne Zweifel hielt er sich für höflich, weil er es ihr überließ, die Bedingungen ihres Zusammenwohnens zu bestimmen, denn ein Zusammenwohnen würde es geben, sie hatte keinerlei Lust, auf die ohnehin bescheidenen Bequemlichkeiten ihres Zelts und der Decken zu verzichten, und er war sichtlich noch zu schwach, um eine Nacht im Freien — auch an einem Feuer
    — überleben zu können. Ihr Götter, das ist ja wie in den Dichtungen, wie Frit sie immer las, in denen die Handlung den unglaublichsten Hin- und Herverlauf nahm, um den Helden unbeabsichtigt mit der Heldin ins selbe Bett zu bringen und ihm eine Gelegenheit zum Beweisen seiner
    Heldenhaftigkeit zu geben, seiner Ehrbarkeit. Er legt ein Schwert zwischen sich und sie und beißt die Zähne zusammen. Blödsinn. Der Blaue Danny war gar nicht in der Verfassung, um ... Verdammt, sie wollte nicht, daß er glaubte, er müßte ... Wie soll ich es ihm sagen? Pah! Ich sage es einfach rundheraus. Aber erst gleich. Nicht sofort.
    Sie streifte die Decken von den Schultern und stand auf, sah nach dem Topf, den sie nach dem Abendessen gewaschen und über die Spitze eines der jungen Nadelbäume gestülpt hatte, die im Halbkreis den Rand der Lichtung umstanden und einen hinlänglichen Windschutz boten, wenn der Wind, wie er es an den vergangenen Tagen getan hatte, von Norden wehte. Inzwischen war der Topf so trocken, daß sie ihn einpacken konnte. Zielstrebig lief Kori auf dem Lagerplatz umher, sammelte verstreute Gegenstände auf, verstaute sie in den Taschen; als sie fertig war, machte sie einen abschließenden Rundgang, kehrte zum Schluß zurück ans Feuer.
    »Am besten legen wir uns jetzt ins Zelt, ich möchte in aller Morgenfrühe aufbrechen.« Sie nahm die Decke, die sie um den Leib getragen hatte, schüttelte sie aus, legte sie sich über den Arm. »Wir werden das Zelt und die Decken gemeinsam benutzen, Blauer Danny. Du bist müde. Ich bin müde. Ich bin sicher, keiner von uns hegt Interesse an Geschäker.«
    »Kori, meine Thine, nicht einmal Amortis in Person brächte heute abend bei mir 'n Ständer zustande.« Danny erhob sich, taumelte beim Aufrichten leicht.
    »Ich schätze klare Verhältnisse«, sagte Korimenei. »Du gehst zuerst hinein, ich folge.«
     
    6 Morgen. Morgenfrühe. Unter den Füßen knirschte Reif, machte alle Flächen weiß.
    Bereit zum Aufbruch, gesattelt und bepackt, standen die Pferde aneinandergedrängt am Feuer, fraßen den von ihnen hingeschütteten Haufen Hafer, ihre Schweife wedelten erst halb erwachte Kriebelmücken fort. Wenn die beiden Menschen sprachen, hauchten sie frostig-weiße Wölkchen von Atem aus.
    In all der Kleidung eine pummelige Erscheinung, stemmte das Mädchen, dem weiche braune Locken unter der Strickmütze hervorbaumelten, die Fäuste in die Hüften, maß den Blauen Danny erbitterten Blicks. »Deine verdammte Eitelkeit schert mich für keinen Taubenschiß, Mann. Entweder steigst du in den Sattel, oder du kannst zur Hölle fahren. Mir ist's gleich, wie du's hältst.«
    Weil das Daniel-Phasma noch schlief oder sonstwo abgeblieben war, hatte das Ahzurdan-Phasma die Gewalt über den gemeinsamen Körper übernommen. Der Blaue Danny verabscheute die eigene Schwäche, er haßte das Mädchen wegen dessen Stärke, haßte sie, weil sie das gemeinschaftliche Dasein Daniels und Ahzurdans gerettet und ihm die Last der Dankbarkeit auferlegt hatte, der Blaue Danny hätte Korimenei am liebsten das abweisende junge Gesicht eingedroschen, er hätte nichts lieber getan, als sie geschlagen, geprügelt in Stellvertretung all der

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