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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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möglicherweise verblutete der Mann, bevor ... Kori betrachtete Frunzacoache einige Augenblicke lang versonnen, wie er in ihrer Hand lag, schloß dann die Finger um ihn, begann erneut zu singen. »Meta mephi mephist mi...« Sobald sie verstummte, preßte sie den Talisman auf die Wunde, hielt ihn fest ...
    Nachdem sie auch mit diesem Ergebnis zufrieden war, befaßte sie sich mit dem dritten Pfeil, der ziemlich weit oben in der Schulter stak, sang die Zauberformel zum drittenmal ...
    Als sie zum Schluß Frunzacoache hochhob, fühlte er sich geschwollen an, wie prall gefüllt, als gewänne er durch den Einsatz von Kraft erst recht weit mehr neue Kräfte. Er war so schwer geworden, daß er Kori aus der Faust glitt — es schien, als hüpfte er ihr absichtlich aus der Hand — und dem Mann auf den Rücken plumpste, ihm ein Ächzen entlockte, obwohl er anscheinend nicht zu Bewußtsein kam.
    »Das klingt, als ob du, wer du auch bist, überleben wirst.« Nochmals tastete Korimenei mit den Fingerspitzen unter sein Kinn. Sie spürte kräftigen, gleichmäßigen Pulsschlag, die Haut war warm, allerdings nicht sehr warm. »Ja, wahrhaftig.« Sie machte Anstalten, sich zu erheben, verhielt jedoch, als Ailiki aufgeregt schnatterte und sie mit einer kleinen schwarzen Hand am Arm packte. »Du meinst, ich muß noch etwas tun? Offensichtlich.« Korimenei rückte näher neben den Mann, kniete sich auf das Segeltuch; die Kälte der aufgeweichten Erde drang ihr durch die Hose in die Beine, hatte zur Folge, daß sie zu frösteln anfing. Die Stirn gefurcht, richtete Kori erneut alle Aufmerksamkeit auf den Besinnungslosen, unterzog ihn einer vollständigen, gründlichen Körpererkundung. »Puh, Gift! Er ist schon ganz davon verseucht. Ob wohl ...? Mmh! Dafür bleibt keine Zeit. Also nochmals ans Werk.« Recht widerwillig, weil ihre Finger eiskalt waren und weh taten, legte sie die Hände um Frunzacoache und beschwor die Macht der Erneuerung, die ihm innewohnte, setzte sie ein, um den Körper des Mannes vom Gift zu reinigen und die entstandenen Beeinträchtigungen zu heilen.
    Als die Genesung vollkommen war, hob Korimenei den Talisman erneut hoch. So schwer, dunkel und geschwollen, wie er nun war, flößte er ihr Furcht ein; obwohl sie lieber davon abgesehen hätte, zog sie sich die Kette wieder über den Kopf und steckte Frunzacoache zurück unter ihre Bluse. Er war heißer, als sie erwartet hatte, die Hitze brannte bis in ihr Inneres, verflog jedoch fast sofort, kaum daß sie sie spürte. Korimenei schob sich die zittrigen Finger in die Achselhöhlen und schaute umher. Die Kleinpferde scharrten im Schnee, rupften welke Grasbüschel aus, mampften. Am Rande des Wäldchens zeigte sich ein Hirsch, musterte Kori für ein Weilchen, verschwand dann wieder in die Schatten. Ansonsten ließ sich in der schmalen, verwundenen Talniederung und auf den steinigen Hängen kein Anzeichen von Leben erkennen; die Straße, durch den Druck zahlloser Hufe und Wagenräder etliche Zoll tief ins Erdreich des gewundenen Tals gestampft und gewalzt, lieferte den einzigen Beweis dafür, daß sich hier schon Menschen aufgehalten hatten. Am Himmel sah man sehr hoch eine dünne, graue Wolkenschicht, die stark nach Kälte aussah. Ein kühler, feuchter Wind blies zunehmend kräftig, er schlug Kori ins Gesicht, fegte in jeden Spalt ihrer Kleidung. Sie schauderte zusammen, fragte sich, was sie als nächstes tun sollte. Sie konnte den Mann nicht einfach auf der Straße liegen lassen. Ich bin ihm schon begegnet, ich weiß es. Irgendwo. In Silili? Wohl nicht. Aber wo ...? Wo ...?
    Der Wind wehte dem Mann eine Strähne schwarzen Haars ins Gesicht; sie kitzelte ihn an der Nase, und er nieste. Und öffnete die Augen.
    Er wälzte sich herum, warf Ailiki ab. Sie stieß ein schrilles Schnauben aus und rannte zu den Pferden, sprang auf einen Sattel, hockte sich hin und beobachtete den Mann mit merklicher Mißbilligung, der sich nun hochstemmte und Korimenei musterte.
    »Ich kenne dich. Jedenfalls ...« Er bewegte die Schultern, betastete sein Bein, besah sich die Blutflecken und vergaß, was er zu äußern beabsichtigt hatte. »Ich bin dir 'n Gefallen schuldig, Saöri.«
    Korimenei lachte. »Drei.«
    »Hö? Ach! Du hast recht.« Er verkniff die kräftig blauen Augen, maß Korimenei mit noch aufmerksamerem Blick. »Kori?«
    »Ich heiße jetzt eigentlich Korimenei.«
    »Bedeutet das, du hast geheiratet?«
    »Nein. Ich bin allein auf Reise.« Sie stand auf, kramte in der Manteltasche nach

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