Brann 03 - Das Sammeln der Steine
Gedächtnis die Undeutlichkeit einer uralten Sage an, nicht völlig Traum, nicht ganz Erinnerung. Wenn ich mich in eine Art von Größenwahn hineinsteigerte, dachte sie, könnte ich mir einbilden, das alles stünde mit mir im Zusammenhang. Kori lächelte. Ist aber leider unwahrscheinlich. Sie musterte Firtina, lächelte ein zweites Mal. Sie glaubt es nahezu. Ich merke es. Wieso wohl? Sie hat ein besonders ausgeprägtes Gespür für göttliches Eingreifen. »Bist du der Ansicht, es kündet sich irgend etwas an?«
Frit kaute auf der Unterlippe. Sie langte nach der Teekanne und füllte ihren Becher nach. »Du sagst es«, entgegnete sie nach einigem Zögern. »Es regt sich etwas.«
»Und was?«
»Tscha, das ist die entscheidende Frage. Ich weiß 's nicht.« Frit schnitt eine düstere Miene, schob sich das dunkelbraune Haar aus dem Gesicht, das ihr bisweilen bis über die Augen fiel und seitlich an den Mundwinkeln kitzelte. »Es ist ... äh ... als ob man auf einem Gitterrost steht und darunter etwas hört, weißt du, irgend etwas hört, was es ist, aber ist sich ganz sicher, daß man gar nicht wissen möchte, um was 's sich handelt. Diese Art von Rühren ist's.« Sie trank Tee, schauderte zusammen, füllte den Becher erneut und hielt das warme Porzellan zwischen den Händen. »Puh ...«
»Naja, auf alle Fälle kann's ohne mich mit seinen Umtrieben weitermachen, sobald ich hier mit allem fertig bin, hau ich ab.«
»Tscha ...« Frit stellte den Becher auf den Tisch und blickte mit gerunzelter Stirn über die Bucht hinüber zu den Bergen, die nun, seit Geidranay und die Sonne mitsamt ihren Drachen fort waren, dunkel und still aufragten. »Ich hab immer mehr das Empfinden ... Mir ist soeben aufgefallen ... Und mit jedem meiner Atemzüge wird der Eindruck stärker... Ich glaube, der Anziehungspunkt dieser Dinge bist du ... Irgendwie. Wenn du dich bewegst, bewegen sich auch sie. Ich werde ein paar Nachforschungen vornehmen, wenn wir zurück sind, und schauen, was ich feststellen kann.«
»Danke ... Dankbar muß ich dir für deine Sorge ja wohl sein, glaube ich.« Korimenei verzog das Gesicht. »Omen. Pah! Ich nehme kein Wort davon ernst, daß du's nur weißt. Und jetzt komm, du unterstehst noch der Schulordnung, wir wollen doch nicht, daß du vor Ablauf deiner Zeit hinausgeworfen wirst.«
8 Sechs Tage später folgte Korimenei Piyolss, angehende Zauberin, in Kenntnis von Omen, die trotz aller eigenen und Frits Bemühungen zu schleierhaft geblieben waren, um begriffen werden zu können, einem Träger, der ihre Taschen schleppte, zu dem Handelsschiff Jim Marish und segelte südwärts nach Jade-Halimm.
IV: Blauer Danny
a) Die Minirealität des Angeketteten Gottes, b) Das Dorf in der Havener Bucht, c) Die Stadt Dirge Arsuid. Blauer Danny; nach zehn Jahren darf er den Kälteschlafbehälter verlassen und wird auf den Weg geschickt, um den Talisman Klukesharna zu besorgen. Außerdem: Lio Laux, Eigner des Schiffs »Skia Hetaira«; Braspa Pawbool, Zauberer Fünften Ranges im Dienste Prenn Ysrans in Dirge Arsuid; Felsrawg Lawdrawn, Diebin und Assassine; Simms Nadaw, Dieb; Trithil Esmoon, phrasische Kurtisane, insgeheim Genoid.
1 Der Daniel-Akamarino-Teil des Blauen Danny erwachte zuerst, weil Daniel so etwas schon früher erlebt hatte.
Er machte die Augen auf und sah die weißlich-transluzenten Wölbungen der Blütenkelchform einer Kälteschlafkapsel sich schräg über ihn erheben. Kälteschlafkapsel? Er schluckte vor Schreck. Der Geschmack versengten Isolationsmaterials in seinem Gaumen verwies darauf, daß er mehr als bloß ein paar Stunden zugebracht hatte. Er starrte die Risse in der Wandung an, begann vor Entsetzen und Wut zu beben. Das Sternenschiff hatte ein quasi vorzeitliches Alter und verfiel zu Staub. Er hätte in der Kapsel sterben können. Wäre im Kälteschlafsystem nur der kleinste Defekt aufgetreten, er wäre jetzt tot und gemeinsam mit dem Schiff am Vermodern. Tot und modrig. Wegen der Spinnereien eines Gottes, weil der Angekettete Gott gerne dem Schicksal dazwischenpfuschte. Leben? Tod? Was sollte es?
Während er den Gott und dessen rücksichtsloses Eingreifen in sein Leben stumm verfluchte, ihm aus Zorn und Schwäche die Hände zitterten, er den ausgezehrten Körper, in dem er hauste, von Schläuchen befreite, versuchte er zum Sitzen zu gelangen.
*Dein Leben? Unser Leben!* Der Text durchlohte seinen ohnehin von Kopfschmerzen zermarterten Schädel. Ahzurdan wachte auf. Weil er den Körper mit
Weitere Kostenlose Bücher