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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Daniel teilen mußte, teilte er mit ihm auch den Schrecken, den Adrenalinschub, wenngleich er die Ursache nicht verstehen konnte, weil er von Sternenschiffen und ihren Maschinen keine Ahnung hatte. *Auch mein Leben.* Daniel sah die Wörter sich schwarz vor einem roten Hintergrund abzeichnen, liquide weiße Leuchtränder umrahmten die einzelnen Buchstaben. Er schimpfte weiter, stemmte sich verdrossen dem lästigen Anderen entgegen. »Verschwinde«, schnauzte er, sicherte sich die Gewalt über die Stimme, die sie eigentlich gemeinsam besaßen. »Laß mich in Ruhe.«
    Zunächst schien Ahzurdan sich zu fügen; dann attackierte er Daniel plötzlich mit einer Anwendung enormer Kraft, versuchte ihn aus dem Körper zu vertreiben.
    Ihr gemeinsames Fleisch bäumte sich auf, zuckte, es schien, als müßte es ihnen vom Gerippe fließen, ihre gemeinsamen Knochen schlotterten und knirschten. Ahzurdan schrie, der KLANG ihrer beider Stimme drohte ihnen die Kehle zu zerreißen. Daniel heulte auf, bemühte sich um ein Umformen des Geheuls zu Worten, er wollte Worte, um den Anderen zu töten oder ihn, ließ er sich nicht umbringen, zumindest aus ihrem Gemeinschaftsleib zu verdrängen. Damit jedoch unterlief ihm ein Fehler. Worte waren Ahzurdans Werkzeuge, er verstand sie zu benutzen und ihre Benutzung zunichte zu machen, und momentan strebte er verzweifelt Daniel Akamarinos Vertreibung aus diesem Leib an, und dadurch die volle Macht über den Körper, der entstanden war infolge einer erzwungenen Verschmelzung ihres Fleischs.
    Nun erwachte der Blaue Danny, ihr kläglicher, undankbarer Quasi-Sohn, schwebte wie ein Geist über seinen zerstrittenen Halbvätern.
    Vor nicht allzu langer Zeit — jedenfalls nach bewußt durchlebter Zeit gemessen, wieviel Zeit in Wahrheit verstrichen sein mochte, wußte er nicht — war Daniel Akamarino, Raumfahrer und interstellarer Handelsschiffer, in einer anderen Realität auf der Suche nach einem bestimmten Kunsthandwerker eine Landstraße entlangspaziert; er war ein Mann gewesen, der jede Art von Selbsternannten Magiern zutiefst verachtete, sie als geistig verwirrte Idioten betrachtet hatte, zwar machtgierig, aber zu unfähig oder zu faul, um wirklich etwas zu leisten, oder als Scharlatane eingestuft, die die Geistesschwachen in ihrem Umfeld tüchtig ausnahmen. An dem Tag, als er sich auf jener Landstraße unterwegs befand, hatte Daniel Akamariono seine erste Jugend hinter sich, lichte blaue Augen in einem dunklen braungebrannten Gesicht und eine Glatze, die nur noch einen einem halben Gebinde schwarzen Dornengestrüpps ähnlichen Haarkranz über den Ohren hatte, war ein hochgewachsener schlaksiger Mann und ziemlich lockerer Typ gewesen, aber auch, wenn es sein mußte, im Handeln schnell und entschieden, im großen und ganzen liebenswürdig, kompetent, frei von Ehrgeiz und im allgemeinen woanders, sobald man ihn brauchte.
    Und vor nicht allzu langer Zeit — ebenfalls nach bewußt erlebter Zeit bemessen — war Ahzurdan in der hiesigen Realität, in der Zauberer die Technokraten abgaben, ein Magier hohen Rangs gewesen, dessen Traumstaub-Sucht ihn langsam vom Leben zum Tode zu befördern drohte, ein hünenhafter Mann mit eigentlich gutaussehendem, jedoch schon stark verwüsteten Gesicht, mit Augen, die blauer als das Meer an einem sonnigen Tag leuchteten, feinem schwarzen Haar, einem zu Korkenzieherlocken gedrehten Bart sowie kühn geschnittener, scharfrückiger Nase. Aus Eitelkeit pflegte er unter gewöhnlichem Volk in prunkvollem Aufzug aufzutreten, in Wolle, Leder und Stolz hatte er sich gehüllt, seine Machtfülle zur Schau getragen wie einen Umhang, Stolz und Macht hatten den schwachen, blinden Wurm in seinem Innern verbergen sollen. Trotz aller Macht, über die er verfügte, war er ein lebensuntüchtiger, ziellos umhergetriebener Mensch gewesen, verbittert und voller altem Groll, hatte zu lange unter der Fuchtel einer neurotischen Mutter, später unter dem Einfluß eines charismatischen Meisters gestanden.
    Diese zwei Halbväter des Blauen Danny rangen wie Irre um einen Körper, den keiner von beiden allein unter Kontrolle halten konnte.
    Als er erkannte, was sich in ihm abspielte, empfand er richtiggehenden Abscheu vor ihrer Dummheit. Merzte ein Teil von ihm den anderen Teil aus, wäre das praktisch Selbstmord. Ahzurdan und Daniel Akamarion existierten an sich nur noch als Geister, zu einem unabhängigen, eigenständigen materiellen Dasein waren sie längst außerstande; doch anscheinend war das

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