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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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müssen.
    Er bog um eine Ecke und sah einen fahlen, langgestreckten Lichtkegel von Lampenschein quer über die Wagenspuren der Dorfstraße fallen; die Helligkeit drang aus der geöffneten Tür einer Taverne. Er zögerte, blickte hinüber zur Bucht. Sehen konnte er sie momentan nicht; trotzdem nickte er. Jemand vom Schiff mußte sich in der Taverne aufhalten. Er trat durch die Tür ein.
    Lio Laux kauerte auf einem Hocker an der Bar, neben sich eine Laterne — der einzigen Lichtquelle in dem völlig heruntergekommenen, muffigen Lokal —, vor sich eine entkorkte Flasche und einen Deckelkrug. Er stützte die Ellbogen auf die Bar, seine nackten Füße baumelten neben den Beinen des Hockers. Betrunken war er nicht, aber angeheitert genug, um in philosophischem Schwermut gelassen im Spiegel zu beobachten, wie sich der Blaue Danny ihm hinterrücks näherte.
    Danny fegte den Staub von einem Hocker, wischte sich die Hände an der Hose ab und nahm Platz. »Niemand da.«
    Als Laux leicht den Kopf drehte, funkelte es; sein Ohrring aus Silber und Moosachat gleite im Laternenlicht. Der Schein spiegelte sich in seinen alten, dunklen Augen, die zu erlöschen schienen, als er die hornigen Lider zu Schlitzen verengte. »Ja. Niemand.« Für einen Moment schwieg er. »Bist du aus der Umgebung?«
    »Nein, nur auf der Durchreise. Ist hier noch so 'n Krug?«
    »Hinterm Ausschank.«
    »Aha.« Danny rutschte vom Hocker, umquerte das seitliche Ende der Bar, duckte sich hinter der Theke, besah sich die verstaubten, mit Flaschen und Gefäßen vollgestellten Regale. Sie erweckten den Eindruck, als wäre der Wirt für ein Momentchen an die Luft gegangen — und nie zurückgekehrt. Danny fand einen Krug, der jedoch so staubig war, daß er zunächst weiterkramte, bis er in einem umgekippten Eimer einige saubere Lappen entdeckte.
    Sobald er wieder auf dem Hocker saß, füllte er den Krug aus Laux' Flasche, trank erst einen versuchsweisen, anschließend einen größeren Schluck. »Ist das Schiff deins?«
    Danny bemerkte kohlschwarzes Glitzern, als der Blick des Alten auf ihn fiel, sich dann abwandte; irgendwie hatte Laux wohl das Gefühl, ihm schon einmal begegnet zu sein, ohne daß ihm Zeitpunkt oder Ort in den Sinn kamen, und wunderte sich darüber. Er erinnerte sich bestimmt gut an Ahzurdan und Daniel Akamarino, und in Gesicht wie auch Gestalt besaß Danny einiges von beiden Männern. Die Ähnlichkeit mit dem einen oder anderen war nicht allzu ausgeprägt, jedoch vorhanden, vergleichbar mit einer Art von Familienähnlichkeit.
    »Jawohl. Interesse an Überfahrt?«
    »Schon möglich, falls wir uns geschäftlich einigen können.«
    »Was kannst du bieten?«
    »Ich könnte, wenn nötig, 'n Wind herpfeifen. Und ein, zwei andere nützliche Dinge tun, wenn Bedarf entsteht.«
    »Hexer oder Magier?«
    »Nichts so Hohes. Ich bin 'n bißchen begabt, sonst nichts.«
    »Kannst du Wehrzauber zustandebringen?«
    »Klar, Mann.«
    »Wie weit willst du fahren?«
    »Bis zum nächstgrößeren Hafen.«
    »Abgemacht. Du schützt uns, wenn's vonnöten wird, und gewährleistest uns Wind, falls wir in 'ne Flaute geraten, und hilfst uns durch die Haie in den Ottevenutt-Untiefen. Dafür darfst du als Mannschaftsmitglied bis Dirge Arsuid mitfahren, das liegt zehn Tage westlich der Havener Bucht. Dort hat's zwar 'n unsicheren Hafen, aber 's verkehren um diese Jahreszeit dennoch viele Schiffe, du wirst nicht lange festsitzen, sondern kannst dich nach nahezu jeder Gegend der Welt einschiffen.«
    »Hört sich ziemlich gut an.«
    Laux leerte seinen Krug, sein Ohrring klimperte melodisch, als er den Kopf nach hinten bog. Danach blinzelte er die Flasche, verkrustet von Siegellack und Fusseln, verkniffen an; der Wein reichte darin nur noch einen Finger hoch. »Gib mir noch eine von diesen Flaschen ... äh ... Wie sollen wir dich rufen, Bursche?«
    »Lazul, kurz Laz.«
    »Und wenn du schon hinterm Schanktisch stehst, such uns den größten Fetzen raus, den du findest. Wenn ich am Ende des Landungsstegs damit winke, kommt mein Maat uns holen.«
    Danny nahm eine der unterm Spiegel aufgereihten Flaschen und stellte sie auf die Bar. »Brauchst du was zum Öffnen?«
    »Habe was.« Laux zog den Korken aus der Flasche, schnupperte an ihrem Hals, goß eine kleine Menge in seinen Krug, kostete, gab ein Aufbrummen der Zufriedenheit von sich und füllte den Krug ganz. »Hast du 'n Tuch gefunden?«
    Danny schüttelte ein grauweißes Rechteck aus, bei dem es sich möglicherweise um einen

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