Brann 03 - Das Sammeln der Steine
verachtet?* Der Blaue Danny ignorierte seinen zänkischen Halbvater und wartete auf Laux' Antwort.
»Der Flußgott. Dwalluparfon, ein schwieriger Name, deshalb nennen die Arsuider ihn schlicht Arfon. Nie gehört, so?«
»Nein. Ich stamme dorther, wo die Sonne aufgeht. Ich bin ein ruheloser Fahrensmann, Laux, ich kann nie lange dasitzen und mir ein und dieselbe Umgebung ansehen. Wenn wir weder Treibsand zu befürchten haben, noch Klippen, und auch nicht die Flut abwarten, weshalb laufen wir also noch nicht ein?«
»Ich will's dir erklären, Laz. In Arsuid bleibt der Kluge bei Dunkelheit im Haus, außer er ist Arsuider, und selbst dann ist's ratsam, hmm. Einige Stunden wird's noch dauern, bis wir einlaufen, und wir können uns ohne weiteres die Zeit vertreiben, während ich dir Dirge Arsuids Geschichte erzähle.« Die Silberplättchen seines Ohrrings klirrten kaum vernehmlich, als er den Kopf hob und zu Danny/Laz aufblickte; das Silber schimmerte, die Einlagen aus Moosachat glimmerten, als ob unter Glas Spinnen kröchen; in den alten dunklen Augen des Schiffsherren widerspiegelte sich heitere Verwunderung. »Sicherlich hast du längst bemerkt, daß ich recht redselig bin.« Er drehte den Kopf, winkte den Schiffsjungen heran, der zufällig vorbeieilte. »Pweez, sag Kupish, er soll den Herd befeuern, ja?« Er wandte sich wieder an Danny. »Du läufst blau an. Hast du keinen Umhang, keinen Mantel, oder dergleichen? Im Winter ist's ganz nützlich, so was zu haben.«
»Ich habe nicht damit gerechnet, daß es so weit im Süden derartig kalt ist.«
»Winter ist Winter. Laß uns unter Deck gehen. Ich erzähle dir die Geschichte lieber bei heißem Grog und einem der besseren Gerichte Kupishs. Taksoh hat gestern abend einen trächtigen Kuvur gefangen, wir werden zur Vorspeise Rogen und Käse essen.«
8 »In der Zeit vor der Zeit, als der Wunde Mond noch heil war ...« Lio Laux schlürfte einen Mundvoll starken, heißen Grogs, ließ ihn durch die Kehle hinabrinnen. »... und die Götter in der Welt ihren Platz suchten und sie unter sich aufteilten, fielen Dwalluparfon ein Fluß, ein Sumpf und 'ne Handvoll Schlangen zu. Und so geht die Geschichte weiter: Er brauchte eine Weile, um sich die Bescherung anzusehen und sein Schlickloch kennenzulernen, dann hob er die Nase wieder aus dem Schlamm und sah sich bei seinen Nachbarn um. Sie hatten Städte und Gehöfte, und vor allem hatten sie Menschen. Er hatte Fische und Schlangen. Es behagte ihm so ganz und gar nicht, er erachtete es als ungerecht. Darum fing er zahlreiche Schlangen und verwandelte sie in Menschen.« Laux' Blick huschte durch schmale Lider in Dannys Richtung, die Fältchen rund um seine Augen verhutzelten zu seinem typischen Grinsen, das ihm ein Aussehen wie ein listiger Fuchs verlieh. »Das ist nicht unbedingt die Geschichte, die in Arsuid die Mütter ihren geliebten Kindlein auftischen. Doch gleichwohl. Arfon schaute 'ne Zeitlang zu, wie die Schlangenmenschen im Matsch herumrutschten, und für 'n Weilchen hatte er daran in der Tat Vergnügen. Dennoch erwies 's sich bald als langweilig, also beschloß er, daß sie ihm eine Stadt bauen sollten. Er dachte lange darüber nach, in solchen Angelegenheiten ist er gemächlich, wie sein Fluß braucht er lang, um an ein Ziel zu gelangen, er schafft's nur auf vielen Umwegen, aber endlich errang er Klarheit über seinen Wunsch. Er wollte eine so prächtige Stadt, wie die anderen Götter welche hatten. An der Flußmündung errichtete er einen Schlammberg und buk ihn, bis er hart geworden war, dann durchzog er ihn mit einem Netz von Kanälen, durch die das Wasser mit großer Kraft floß, so daß sie stets frei blieben. Er besichtigte heimlich die Städte, die Menschen in anderen Gotteslanden bauten, merkte sich alles, was ihm gefiel, und erlangte so genauere Vorstellungen von seiner künftigen Stadt. Wieder daheim, klaubte er eine Schar seiner Schlangenmenschen aus dem Morast, reinigte sie fein säuberlich und schickte sie an seinen Brennöfen ans Werk, ließ sie rote, weiße und schwarze Ziegel brennen. Er erläuterte ihnen seinen Plan, trieb sie Geschlecht um Geschlecht zur Arbeit an, bis sie seine Stadt erbaut hatten. Dann sprach er zu ihnen: Wohnt hier, befolgt meine Gebote und erweist mir Ehre. Und da stand es nun: Dirge Arsuid.«
»Schlangenmenschen, hmm?«
»Wenn man sie kennt...« Laux trank erneut vom Grog, zwinkerte Danny zu. »... kennt man sie.«
»Erzähl mir 'n bißchen mehr. Ich werde dort mit ihnen
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