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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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zusammen, es ist ein Wunder, daß ich einen zehnjährigen Kälteschlaf überlebt habe, aber was soll ich tun, wenn mir kein Essen und kein Wasser mehr geliefert wird? Was mag diese Scheußlichkeit jetzt planen? Er/es muß irgendwelche Absichten verfolgen, andernfalls hätte er/es mich nicht geweckt. Aber welche? Welche? Welche? Es gelang ihm, den Textilautomaten zum Anfertigen neuer Unterwäsche und einiger Garnituren mit zahlreichen Reißverschlüssen versehener Bordkleidung zu bringen. Wie komme ich bloß von hier fort? Gibt es in dieser Arsch-der-Welt-Realität irgendeinen Winkel, den er/es nicht erreichen kann? Er/es hat verdammt tief seine Krallen in mich geschlagen.
    Nach Ablauf eines Standardmonats hatte der Blaue Danny sich körperlich soweit erholt, daß er sich auf die normale Körperpflege beschränken konnte; er hatte sich das Haar geschnitten, es jedoch so lang gelassen, daß es noch auf die Schulter fiel (die von Ahzurdan übernommene Mähne hatte bei ihm ziemlich offenen Anklang gefunden, weil sie seiner Eitelkeit schmeichelte); zudem hatte er seine Heverdee-Freizeitweste und die Sandalen gefunden, das Leder war trocken und brüchig, doch intakt, weil der Gott sie vorm Ungeziefer geschützt aufbewahrt hatte; er fettete die Sandalen mit Öl ein, bis sie wieder einigermaßen biegsam waren, danach machte er sich an eine wesentlich gründlichere Restaurierung der Freizeitweste.
     
    3 Der blaue Danny stand inmitten eines Raums, der alle Ähnlichkeit mit dem Innern eines Eis besaß, die Wände waren eierschalenweiß gestrichen, ein zart elfenbeinfarbener Teppichboden war vorhanden; es gab eine Anzahl von Klumpen zu sehen, in sich zusammgeballte Sessel und Sofas, zur Zeit sozusagen außer Betrieb; in den Wänden befanden sich Ovale aus milchig-weißem Glas, deren Längsachsen parallel zum Boden verliefen. Weiche Helligkeit ohne erkennbare Quelle erleuchtete den Raum, als hätte jemand Sonnenlicht in Flaschen abgefüllt und hier ausgeschenkt.
    »He!« schimpfte Danny. »Kephalos! Gott! Alter Kadaver! Sag was. Zum Teufel, was spielt sich momentan ab?«
    Schweigen.
    »Was willst du von mir? Ich kann deine sogenannten Gedanken nicht lesen, Schrotthaufen.«
    Schweigen.
    »Hör zu, Müllkippe, ich habe keine Lust, hier in deinem Ramsch den Rest meines Lebens zu verplempern.«
    Schweigen.
    Der Blaue Danny wischte sich mit der Hand über den Mund. Er wartete eine Minute lang, zwei, fünf Minuten ...
    Bedrückendes, schales Schweigen umgab ihn; er hob die Hände ein Stück weit von sich weg, die Handflächen nach oben gekehrt, die Finger leicht gekrümmt, betrachtete mit gefurchter Stirn die Handlinien, als versuchte er aus ihnen die Antworten des Gottes abzulesen. Dann senkte er die Hände und verließ den Raum.
     
    4 Die Kommandobrücke. Der einzige ersichtliche Hauptbestandteil des Angeketteten Gottes umfaßte eine ekelhafte Vermengung von Metall, Glas, Gewächsen und organischer Materie, durchglost von stets wechselnden Energiegespinsten, dem Plasma der »Magie«, die dem Gott als Quell seiner Lebenskraft diente. Instrumentenpulte standen in Mengen aufgebaut, staubige inaktive Geräte türmten und reihten sich auf und an staubige inaktive Geräte, Monitore, Skalen, Sensortasten, Terminaltastaturen, in eckiger hufeisenförmiger Anordnung gruppierten sich Stationen um Stationen um den wuchtigen Sessel des Kapitäns. Der Panoramabildschirm, eine verstaubte, milchige, fünfzig mal dreißig Meter große Fläche, dominierte den Riesenraum wie ein blindes, weißes Auge.
    Vorsichtig trat der Blaue Danny durch den halboffenen Eingang und blieb unmittelbar dahinter stehen. Energiemangel, erkannte er sofort. Das energetische Leuchten geisterte nur noch als schwacher Abklatsch der früheren Helligkeit über das stark angegriffene Metall und Plastik der Stationen, die Anzeigen offenbarten nichts, ein Großteil der Lampen war abgeschaltet. Trotzdem ließen sich noch andeutungsweise Überbleibsel der Bemühungen erkennen, die der Gott einmal unternommen hatte, um seinen Hauptsitz etwas aufzumöbeln, alles Anstrengungen, die letzten Endes zu nichts geführt hatten. Auf den zerbröckelten Überresten des Bodenbelags lagen Teppiche gebreitet; im Zwielicht konnte man noch die prächtigen Farben und verwickelten Muster sehen, aber Danny bemerkte auch die Schicht aus Staub und Grus, der alles bedeckte. In Keramikbehältnissen standen Pflanzen, doch allesamt verwelkt. Wenn der Luftstrom der Klimaanlage ihre verdorrten Blätter

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