Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
sich gegen seine Oberherrschaft wie Aale im Sack, sie zappelten und bäumten sich auf, warfen sich gegen ihn; der ganze Blödsinn, den sie veranstalteten, machte ihn zusehends ungnädiger, sie lenkten ihn ab, während er seinen Intellekt vollständig auf sein Problem konzentrieren mußte. Wenn der Angekettete Gott starb und sich Danny bis dahin nicht abgesetzt hatte, würde er mit ihm sterben.
    Mißmutig starrte der Blaue Danny den Talisman an; er fühlte, wie sein Halbvater Ahzurdan, obwohl dessen Phasma das Hexagramm fürchtete, nach dem Stein gierte. Falls Danny es zustandebrachte, ihn sich irgendwie anzueignen, wäre er, wie er einem raschen Einblick in Ahzurdans Erinnerungen entnahm, dazu fähig, sie alle vor dem Gott zu schützen. Gleichzeitig erfuhr er aus diesem Einblick, daß das Hexagramm, das er hier sah, eine gefährlichere Variante des häufiger benutzten Pentagramms war; Hexagramme hatte Ahzurdan nie angewandt, und er wußte sehr wenig über sie, doch vor diesem Hexagramm hatte er jedenfalls Furcht, er verstand nicht, weshalb der Gott es an dieser Stelle angelegt hatte, und zu tun wollte er damit auch nichts haben. Er mühte sich ab, um zu verhindern, daß Danny sich mit ihm befaßte.
    In mattem Dunkelrot lag BinYAHtii da, saugte an Licht, was er kriegen konnte, auf in sein hartes Herz. So zum Greifen nah war er, daß er durchaus eine Versuchung bedeutete, zwei große Schritte, und Danny stünde mitten in dem Muster. Er schabte sich am Kinn, hielt Umschau, suchte eine Stange oder etwas ähnliches, womit er den Talisman von der Silberscheibe kehren könnte.
    Seine Halbväter begannen erneut ihm zu widerstreben und sich untereinander zu streiten, füllten ihm das Gehirn mit einem Brei halber Gedanken, halben Verlangens, halben Grausens.
    Ungeduldig und verärgert fluchte er laut, tat ein paar Schritte rückwärts, nahm einen Anlauf und sprang in die Mitte des Hexagramms. Er beendete den Sprung, indem er sich übergangslos und geschmeidig bückte und in der Absicht, sich sofort aufzurichten, sobald er sie in den Fingern hatte, und von der Scheibe zu springen, nach der Kette haschte.
    Seine Hand glitt über eine Fläche, die sich wie Glas anfühlte. Er konnte den Talisman nicht ergreifen. Kein Staub, dachte er plötzlich, es liegt kein Staub auf...
     
    5 Er fiel einige Zentimeter tief, torkelte und stürzte mit Händen und Knien in schwarzen Sand.
    Er raffte sich auf, rieb sich Sand von den Knien und Händen. Links umgaben schwarze Hügel, die landeinwärts zurückwichen, eine stille Bucht. Die Sonne stand tief genug im Westen, um Danny direkt ins Gesicht zu scheinen und es ihm vor Augen flimmern zu lassen. Er kannte diese Gegend. »Die Havener Bucht«, konstatierte er laut.
    Nahe der schmalen Mündung der Bucht lag ein Schiff
    vor Anker, ein Segelschiff mit schlankem schwarzen Rumpf, das eine grünschwarze Fahne, die auf den Herkunftshafen hinwies, am Mast flattern hatte. Das Schiff kenne ich auch, dachte Danny. Beunruhigt spähte er hinüber. Wenn es kein Schwesterschiff ist, kann es nur die Skia Hetaira sein. Was geht hier eigentlich vor ...?
    Er schüttelte den Kopf und begann den Strand entlangzustapfen, nahm die Richtung nach dem Hafenort Haven, einem hinter einer Erhebung des Vorgebirges außer Sicht gelegenen Dorf.

 



 
    6 Der Pferch war leer; böiger Wind wirbelte Wolken alten, ausgetrockneten Dungs erst empor, dann abwärts, brachte die brüchig gewordenen, ledernen Angeln des Tors zum Knarren. Die Stalltüren standen weit offen; mehrere Fenster waren gesprungen oder zertrümmert, alle trüb von grauem Staub und verhangen mit Spinnweben. Das Dach des etwas entfernten Wohngebäudes war teilweise abgedeckt. Auch dort stand, wie beim Stall, die Tür offen, und durch den Zugang war zuhauf Laub, Reisig und Schmutz bis in die Küche geweht worden.
    Nervös und mit finsterer Miene ging der Blaue Danny die ausgefahrene Dorfstraße hinauf. Das Dorf lag verlassen; es wirkte, als wäre es schon seit Jahren leer. Er hatte das unerfreuliche Gefühl, zu wissen, was mit den Menschen geschehen war, die hier gelebt hatten; das degenerierte Rattenaas von Angekettetem Gott hatte mit ihnen den Stein gefüttert. BinYAHtii. Ganz Haven war bereits so tot, wie es der Gott demnächst auch sein würde. Bei dieser Vorstellung lächelte Danny, dann schauderte es ihn, als er sich vergegenwärtigte, wie fest der Gott ihn an der Kandare hatte, er befürchtete, irgendwie das Schicksal dieser Monstrosität teilen zu

Weitere Kostenlose Bücher