Brann 03 - Das Sammeln der Steine
zurechtkommen müssen, folglich ist's günstiger, ich weiß, worauf ich achten muß.« Im Hintergrund seines Bewußtseins schnob wieder das Ahzurdan-Phasma, bewahrte jedoch Schweigen. Danny kümmerte sich nicht darum. Er wußte viele Gründe, aus denen er den Informationen nicht zu trauen beabsichtigte, die seine Halbväter ihm zugänglich machten.
Laux' Zunge glitt über seine Zähne, er starrte an Danny vorbei in das kalte, weiße Licht, das durchs Bullauge eindrang. »Daran hab ich auch schon gedacht ... Ich werde dir ein, zwei Sachen erzählen, und dann ... Ach, das kann warten. Arfons Gebot lautet, wenn in Arsuid jemand einer Schandtat bezichtigt wird, muß man ihm ein ordnungsgemäßes Gerichtsverfahren zugestehen. Man muß schuldiggesprochen werden, ehe man dem Garrotteur überantwortet werden darf. Irgendeines Vergehens muß man schuldig sein, selbst wenn nicht unbedingt dessen, weswegen man angeklagt wird. Das ist zu Arsuid Gesetz, und daran halten die Arsuider sich sehr streng. Arsuids Ehre hängt davon ab. Hmh!« Er schüttelte den Krug mit dem Grog, füllte den Rest in seinen Becher. »Das Übel ist, die meisten Menschen haben auf der Seele den einen oder anderen Makel, naja, und wenn nicht, einem verschlagenen Ysran — so heißen bei ihnen die Richter — fällt's allzeit leicht, 'm armen Hund anderer Leute Untaten anzulasten. Arfon ist's einerlei, solang's nach Gesetzestreue aussieht. Meistens merkt er gar nicht, was abläuft, wie erwähnt, im Denken ist er nicht allzu geschwind. Alles in allem ist das Arsuider Recht ein ziemlich glattes Eis, es sei denn, der alte Arfon mischt sich selbst ein und stellt sich auf deine Seite. So was kommt vor. Darauf vertrauen kann man nicht, aber bisweilen kommt's dahin. Ich weiß es. Als ich das erste Mal dort aufkreuzte, um Handel zu treiben, habe ich gleich in der Klemme gesteckt. Fast wäre mir der Garrotteur an die Gurgel gegangen. Doch Arfon hat mir beigestanden, frag mich nicht nach seinen Beweggründen, auf alle Fälle schob er sein tanggekröntes Haupt aus 'm Fluß und befahl dem Ysran, mich freizulassen. Den Ysran hat's gewurmt, doch mußte er gehorchen. Während meines restlichen Aufenthalts hatte ich keinen Verdruß, im Gegenteil, meine Geschäfte erbrachten riesige Gewinne. Darum laufe ich Arsuid heute ein zweites Mal an. Und ebenso hat's seine Gründe, weshalb ich der Stadt fernbleibe, während's über den Kanälen dunkel ist: Dort Handel zu treiben, ist ein gewisses Wagnis wert, soviel steht fest. Aber man muß 's am hellichten Tag tun und auf das Wenn und Aber der Leute achtgeben, sie sind arglistige Feilscher. Zudem überhebliche Halunken, man möchte ihnen am liebsten die Haut abziehen, um ihnen ihr hochnäsiges Betragen zu vergelten, ist 'n Geschäft jedoch erst mal abgeschlossen, halten sie ihr Wort. Und was sie an Angaben über ihre Waren äußern, ist immer wahr. Und sie haben vielerlei Begehrenswertes zu verkaufen. Zum Beispiel Hennkensikeeser Seide. Zu einem vorteilhafteren Preis als an den meisten anderen Orten. Und noch vieles mehr ... Doch das tut jetzt nichts zur Sache. Aber wenn die Sonne gesunken ist, dann bleibt man im Haus. Sobald's dunkel ist, gelten keine Regeln mehr.
Fremde finden auf den Gehwegen und Kanälen den Tod. Glaube nicht, du könntest einem solchen Schicksal durch Tapferkeit oder Redseligkeit entgehen, 's wird nicht gelingen. Der Tod ist unabwendbar. Du wirst ins Meer hinaustreiben. Als Opfer für Arfon. Die Arsuider wissen, was ihrem Gott wohlgefällt.« Laux rümpfte die Nase, die dunklen Finger auf dem kleinen rundlich-festen Bauch gefaltet. »Nämlich lustiges Geschrei und schön rotes Blut. Solang's Fremde sind, die schreien und bluten ... Wie ich's sehe, hat der alte Arfon 's nie so recht verwunden, daß die anderen Götter ihm mit ihren Städten, Tempeln und emsigen Untertanen voraus gewesen sind, und deshalb läßt er gerne Fremdlinge dafür büßen.«
Danny hob den Becher. »Auf die Arsuider. Wenn man sie kennt...« Er trank den Rest des lauwarmen Grogs. »... kennt man sie.«
»So isses.« Laux leckte sich mit der Zunge über die Lippen, so daß sich seine Lippen nach außen wölbten. »Hör zu, Laz, du kannst günstigen Wind herpfeifen.« Er stieß ein Aufbrummen der Ungeduld aus, als Pweez hereinkam, um das Geschirr und die Essensreste wegzuräumen; erst als der Junge fort war, sprach Laux weiter. »Du hast den Sturmwinden über den Ottvenutt-Untiefen Ketten angelegt. Das war das erste Mal, daß ich sie
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