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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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dieser Stelle kam dieses Merkwürdige, was er nicht verstehen konnte. Denn wenn die Götter so gut waren, warum ließen sie es dann zu, dass Hagdar von den Pfeilen getroffen wurde? So viele brauchten ihn: Linvi, ihre Kinder und das ganze Felsenvolk. Was Turvi sagte, konnte doch nicht stimmen. Falls nicht…
    Wieder diese weiße Wolke hinter seinen Gedanken. Bran biss die Zähne zusammen und zwang seine Gedanken, sich zu sammeln. Die Götter, zu denen er immer gebetet hatte, konnten doch nicht gut sein, wenn sie so etwas geschehen ließen. Turvi hatte immer gesagt, dass es viele Götter gebe, die nicht einmal er kannte, Götter für jedes einzelne Volk, für jedes Land und Reich.
    Bran riss die Augen auf, drehte sich auf dem Absatz um und starrte zu dem höchsten Gebäude hinüber. Er war jetzt ja in einem anderen Land. Vielleicht sollte er hier zu den Göttern der Arer beten? Vielleicht hätte er zu Cernunnos beten sollen? Vielleicht sollte er mit dem, der das Geweih trug, sprechen? Vielleicht war es ja möglich, dass Hagdar noch lebte, wenn er vom Krieg nach Hause kam?
    Ketten klirrten. Die Ochsen, die dagelegen und wiedergekäut hatten, standen auf und zogen diese auseinander. Bran wachte aus seinen Gedanken auf und bemerkte, dass sich die Tirganer dem Tor näherten. Sie bildeten eine lange Reihe auf dem Pfad zur Stadt hinauf, und die Arborger machten ihnen Platz und traten in die Seitenstraßen. Bran sah, wie die Tirganer mit weit aufgerissenen Augen an den Mauern, Häusern und Toren emporstarrten. Die älteren Männer führten sich würdevoll auf, grüßten alte Freunde und Kampfesbrüder unter den Arborgern und schritten ruhig weiter, die Hände unter den Gürtel geschoben.
    Da erblickte er Nangor, der nicht wusste, wo er zuerst hinschauen sollte, so dass seine Bartzöpfe wie zwei Stäbe hin und her flogen. Hinter ihm schlichen sich die zwei Katzenbrüder heran und sahen sich um, gefolgt von Tarba, der den Arm ausstreckte, um Häuser und Mauern zu berühren.
    Bran kletterte die Leiter hinunter und erreichte die Treppenstufen. Sie brachten ihn rasch in das pulsierende Leben hinunter, das jetzt in der Stadt herrschte. Er fand die Gasse, die ihn an dem Gerüst vorbeigeführt hatte, und erreichte schließlich wieder die Straße, über die er und die anderen Tileder zu den großen Gebäuden emporgestiegen waren. An einem Heuwagen blieb er stehen und kletterte oben auf die Ladung. Der Kutscher sagte nichts dazu. Es schien ihm wichtiger zu sein, den Wein zu probieren, der ihm aus einem Fass auf einem anderen Wagen eingeschenkt wurde. Bran hatte genug Handel getrieben, um zu verstehen, dass das Feilschen in vollem Gange war. Er hatte jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er musste Nangor und die anderen finden. Stimmen, fremde Gesichter und unbekannte Gerüche schwirrten in dieser Stadt umher. Er brauchte sie jetzt, sie waren seine Männer und hatten mit ihm auf Aard gekämpft. Sie waren keine Fremden mehr, sie hatten ihr Blut für ihn vergossen. Bran entdeckte Tarbas langen Bart hinter zwei jungen Frauen. Sie lachten einander an, bogen von der Straße ab und verschwanden hinter einer Häuserecke. Der alte Tarba blieb stehen und sah ihnen mit einem Grinsen auf den Lippen nach. Da schoss Keers Arm aus der Menge. Bran erkannte ihn an seiner Bandage, als er Tarba zurückzog.
    Jetzt sah er auch die Katzenbrüder und Virga. Sie kamen nur mühsam vorwärts und schlichen sich an den Händlern vorbei, die Gold- und Bronzemünzen in den Händen wogen.
    Bran hob den Arm und winkte ihnen zu. »Tarba!«
    Seine Stimme ertrank im Lärm. Doch die Katzenbrüder blickten auf und zeigten auf ihn. Bran wollte ihre Namen rufen, doch er hatte sie nie danach gefragt, wie sie richtig hießen.
    Nach einer Weile nahmen sie all ihren Mut zusammen und tippten Keer auf die Schulter. Er drehte sich um, spuckte auf den Boden und sagte etwas zu Tarba. Der Alte erblickte Bran und hob die Hand zum Gruß.
    »Tileder!«
    Ein Mann dicht neben ihm, der eine Uniform wie Bran trug, sah ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen an. Tarba aber lächelte nur schief und rief noch einmal: »Bran! Wir kommen zu dir hoch!«
    Bran sprang vom Heuwagen herunter. Es tat ihm gut, dass sie ihn auf diese Art begrüßten, wie Freunde oder Stammesbrüder. Er tauchte in die Menschenmenge ein und stieß auf Virga.
    »Wir wollen zum Tempel hinauf!« Der junge Mann strich sich mit den Händen über sein Hemd, um die Falten zu glätten.
    »Der Junge muss den, der das Geweih

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