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Brasilien: Ein Land der Zukunft

Brasilien: Ein Land der Zukunft

Titel: Brasilien: Ein Land der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Zweig
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N. Y., und wenig später – »der Mangel an wirklicher Ruhe und Konzentration fängt an, mich ernsthaft zu stören« (an Victor Fleischer, 7. August 1941) – via New York nach Rio zurück, denn sie besaßen für Brasilien, wie für kein anders Land, ein Dauervisum. Zunächst in Rio im Hotel lebend, konnten sie am 17. September im nahen Petropolis, »diesem ›Ischl‹«, »ein winziges Häuschen, aber mit großer gedeckter Terrasse und wunderbarem Blick« mieten – für ein halbes Jahr; es wurden die letzten Monate ihres Lebens. Am 22. Februar 1942 verübten sie dort gemeinsam Selbstmord.

    Als ›Brasil – País do Futuro‹ im September 1941 erschien, erhielt das Buch im Lande sehr gute Kritiken. Doch es gab auch Gegner, die feststellen mußten, »daß die Errungenschaften, auf die sie am meisten stolz waren, nämlich auf dem Gebiet der Technik und Architektur, so wenig Erwähnung fanden und daß er die Betonung auf das Exotische und Pittoreske legte, deren sie sich eher schämten. Ein Kritiker schrieb sogar, man könne glauben, ein Feind Brasiliens habe das Buch geschrieben.« (Donald Prater) Die Vorwürfe gipfelten in dem Verdacht, Zweig habe es im Auftrag der Regierung Getúlio Vargas für ein hohes Honorar verfaßt. Eine absurde These, die auch durch die Tatsache des Freifluges von Rio in den Norden Brasiliens nicht aufrecht gehalten werden kann. Stefan Zweig kränkte diese Reaktion »aus dem schönsten Tollhaus der Erde«. Dessenungeachtet bekräftigte er in seinem ›Declaracão‹ überschriebenen Abschiedsbrief an seine Freunde: »Ehe ich aus freiem Willen und klaren Sinnen aus dem Leben scheide, drängt es mich eine letzte Pflicht zu erfüllen: diesem wundervollen Land Brasilien innig zu danken, das mir und meiner Arbeit so gute und gastliche Rast gegeben. Mit jedem Tag habe ich dieses Land mehr lieben gelernt und nirgends hätte ich mir mein Leben lieber vom Grunde aus neu aufgebaut, nachdem die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen ist und meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet.«
    Für Stefan Zweig war es – trotz aller individueller Verzweiflung an der Zeit – ein Land der Zukunft; fünfzig Jahre später wirkt das Wort »Brasilien wird immer eine Zukunft vor sich haben« angesichts des Kahlschlags im Paradies sehr viel problematischer.
    Knut Beck

Daten zu Leben und Werk
1881
Am 28. November wird Stefan Zweig als Sohn des (nicht religiösen) jüdischen Textilindustriellen Moritz Zweig und dessen Frau Ida, geb. Brettauer, in Wien geboren.

1891–1899
Besuch des Gymnasiums in Wien.

1900–1904
Studium der Germanistik und Romanistik. Zweig wird 1904 mit der Arbeit Die Philosophie des Hippolyte Taine zum Dr. phil. promoviert. Bereits 1901 wird sein von Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal geprägter, erster Gedichtband, Silberne Saiten , veröffentlicht. Übersetzungs- und Herausgebertätigkeiten. 1902 Sommersemester in Berlin, Reise nach Paris. 1904 erscheinen erste Novellen.

1904–1910
Zahlreiche Reisen durch Europa. 1906 Veröffentlichung des Lyrikbandes Die frühen Kränze , 1907 des Versdramas Tersites (Uraufführung 1908).

1910
Reise nach Indien. Veröffentlichung der ersten Biografie, Emile Verhaeren . Bereits seine frühen Bücher erscheinen beim Insel Verlag des Freundes Anton Kippenberg.

1911
Der Novellenband Brennendes Geheimnis wird publiziert, außerdem Erstes Erlebnis. Vier Geschichten aus Kinderland .

1912
Reise nach Nord- und Mittelamerika. Uraufführungen des Einakters Der verwandelte Komödiant und von Das Haus am Meer .

1914–1917
Zweig verrichtet im Ersten Weltkrieg als Freiwilliger Dienst im Kriegspressequartier. Er wird zum Pazifisten und Mitstreiter Romain Rollands. 1917 wird Zweig zunächst beurlaubt, schließlich seines Dienstes enthoben.

1917–1919
Zweig lebt im neutralen Zürich. Hier arbeitet er für die Neue Freie Presse . 1918 Uraufführung des Antikriegsdramas Jeremias in Zürich. Zweig lernt Hesse, Joyce und Busoni kennen.

1919–1934
Nach dem Krieg Rückkehr nach Österreich, Wohnsitz in Salzburg. Öffentliches Eintreten für Diplomatie und ein geistig geeintes Europa und gegen Radikalisierung und Nationalismus.

1920
Hochzeit mit Friderike Maria von Winternitz. Ab 1920 Veröffentlichung zahlreicher Erzählungen (u.a. Angst, Der Flüchtling, Der Zwang ). Zweig verfasst den ersten Band der Essayreihe Die Baumeister der Welt: Drei Meister (Balzac, Dickens, Dostojewski).

1921
Erscheinen der Romain Rolland

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