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Brasilien

Brasilien

Titel: Brasilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Isabel, während er auf ihre Reaktion wartete.
    «Das klingt ganz zauberhaft», sagte sie, «für alle diejenigen, die auf solche Dienste angewiesen sind.»
    Tristão faßte wieder an seine Rasierklinge und fragte unumwunden: «Gibt es in dieser Gegend irgendeine Arbeit für einen Mann?»
    Das Rotgesicht schien von der Frage überrascht. «Senhor, ich bitte Sie – schauen Sie sich doch um. Was gibt es hier im Augenblick zu sehen? Hütten und Dornbüsche, Erinnerung und Hoffnung. Das Gold, wie ich schon sagte, hat uns verlassen. Es hat sich an einen anderen Ort zurückgezogen.» Jetzt war es Tristão, an dem der fragende, gierige Blick haften blieb.
    Der junge Held schnappte nach dem Köder: «Wohin hat es sich zurückgezogen?»
    «Ach … dort hinauf .» Der Informant machte eine vage Handbewegung, die durch die Wände der Schenke hindurch auf die Berge über ihnen wies. «Nach der Serra do Buraco. Tausende von Diggern, junger Freund, machen dort mit nichts als ihrer eigenen Hände Arbeit ihr Glück. Kein Tag, an dem sie nicht Nuggets finden, die so groß sind wie diese Faust» – er ballte seine Hand zu einem mächtigen Klumpen, aus dem Haare wie rötlichbraune Luftwurzeln sprossen – «oder wenigstens so groß wie das Siegel am Ring der jungen Dame.» Er hatte im dämmerigen Licht der Gaststube das leuchtende Oval mit den Buchstaben DAR an Isabels Ring bemerkt. «Selbst ein paar Goldkörnchen von der Größe eines Streichholzkopfes reichen aus, um der schönen jungen Senhora genügend Kleider für die nächsten zehn Jahre zu kaufen. Wie mir auffällt, habt ihr sehr prall gefüllte Koffer bei euch.»
    «Wir sind auf der Suche nach einem neuen Zuhause», erklärte Tristão und warf einen fragenden Seitenblick auf Isabel, um zu sehen, ob er zuviel gesagt hatte.
    «Wie kann das angehen», erwiderte das Rotgesicht, das vor Vergnügen an dem Gespräch immer röter wurde. «Nach dem Aussehen der jungen Dame zu schließen und nach dem schönen Kleid, das sie anhat, muß ihr bisheriges Zuhause äußerst behaglich gewesen sein.»
    «Es gibt verschiedene Arten von Behagen, Senhor», schaltete sich Isabel mit ihrer erwachsenen Frauenstimme und jenem Maß an Schärfe ein, das ihr Zugang zur Konversation verschaffte. Tristão war dankbar – er fürchtete, daß er allein die nebelhafte Verhandlung, die da begonnen hatte, verpfuschen könnte.
    Der Mann lächelte so einnehmend, daß die rosig-feuchte Innenseite seiner roten Lippen inmitten seines wuscheligen Ingwerbartes sichtbar wurde. Er wandte sich ihr zu, als gelte es, eine Herausforderung anzunehmen: «Und ein ganz unvergleichliches Behagen haben Sie in den Armen dieses schwarzen Heißsporns hier gefunden, stimmt’s?»
    Zu Tristãos Überraschung antwortete sie ganz ruhig: «So ist es.»
    Es beunruhigte ihn, die Weiblichkeit, die er ihr geschenkt hatte, nun als ihren selbstverständlichen Besitz zu sehen, an dem sie, wenn sie wollte, auch andere Männer teilhaben lassen konnte.
    «Ich freue mich für Sie, Senhora», kam die gelassene Antwort, bei der der Fremde den Blick seiner blutunterlaufenen Augen unter den zottigen Brauen senkte. «In Curva do Francês neigen wir nicht dazu, den Körper und seine Bedürfnisse zu unterschätzen.»
    Tristão zog das Gespräch wieder an sich: «Wie bewirbt man sich um Arbeit in der Goldmine? In São Paulo habe ich bei der fusca- Montage gearbeitet. Meine Aufgabe war es, die Haltebolzen auf der linken Seite des Motors festzuziehen.»
    «Ah», sagte der Mann, hörbar beeindruckt; seine roten Augenbrauen hoben sich und verdoppelten die Zahl der Falten auf seiner kupferfarbenen Stirn. «Ich habe schon gehört, daß man in São Paulo fahrbare Untersätze baut. Die Paulistas sind ein schlaues Völkchen, aber skrupellos. Du hast gut daran getan, ihnen den Rücken zu kehren, mein schwarzer Freund. Sie haben nur eins im Sinn – Sklaven zu machen. Auf der Serra do Buraco wirst du nicht für andere arbeiten. Du wirst ein garimpeiro sein, ein selbständiger Goldgräber, ein freier Unternehmer! Alles Gold, das du auf deinem Claim findest, wird dir gehören, abgesehen von bescheidenen acht Prozent für die Regierung und durchaus tragbaren Gebühren für die Goldgräber-Kooperative, die für Ordnung sorgt, eine makellose Buchführung betreibt und sich um die Waschrinnen und die Gesteinsmühlen kümmert. Du darfst nicht glauben, daß das Gold direkt aus der Erde an den Finger deiner Dame wandert. Es gibt viele Schritte, viele Stufen und

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