Brasilien
Weise genossen, weil die Schuld bei ihm lag? Sie hatte ihn benutzt, um schamlos zu werden, und ihm dabei den Luxus eines Schamgefühls verweigert. Sie hatte ihn durch die teuren Straßen von Ipanema und das dahinterliegende Labyrinth geführt, in das er ohne sie niemals eingelassen worden wäre. Sie war zu ihm herabgestiegen, und folglich war es ihre Liebe, die um so heller strahlte, befeuert von dem Glanz des größeren Opfers.
Jetzt war er es, der sich zu ihr herabließ und eine Negerhure als seine Partnerin akzeptierte. Er war es, der jetzt den sexuellen Kick verspürte, der sich einstellt, wenn das Objekt der Liebe nicht gesellschaftlich und geistig ebenbürtig, sondern nur ein Stück Fleisch ist, importiert aus fernen Ländern. Ein Stück Fleisch mit einer Seele; es ist die Seele, die unsere Liebe vorwärtstreibt – sie unter Spannung setzt, vertieft –, aber die Fleischlichkeit beschenkt uns, wie eine größere, geschicktere Masturbatorenhand, mit den Wonnen der Lust. Ihr ganzer Körper wirkte griffiger und schlanker, seine Vertiefungen und Wölbungen erschienen ausdrucksvoller, da sie nun nicht mehr die Farbe von Kristall und Wolken, sondern von Erde, von glattem, feuchtem Holz, von schimmerndem Dung hatte. Jetzt konnte er sich Isabel ohne Schwierigkeiten als einen Verdauungsapparat auf Beinen vorstellen, der scheißen mußte und gerne rannte, der eine stille Freude an Bewegung und Entleerung hatte, so wie er. Ihr After, vor dem er sich früher ein wenig geekelt hatte, als er noch in seiner Mulde aus bräunlich verfärbter Haut saß wie ein nicht abwischbarer Fleck zwischen Seidenfalten, ein Schmierer zwischen ihren Hinterbacken, stellte sich nun als sanft gewundene Fleischknospe in einem Purpurton dar, der von dem Auberginenschimmer seiner Umgebung kaum zu unterscheiden war. Ihr Schamhaarbusch war nicht mehr glatt und farblos wie eine Miniaturausgabe ihres Kopfhaars, sondern dichtgelockt, drahtig und von öligem Glanz. Er brauchte nur seine Nase darin zu vergraben, während sie breitbeinig über seinem Gesicht kniete und zwischen ihren ragenden Brüsten zu ihm hinuntergrinste, und schon erhob sich seine Erektion wie ein geäderter Stoßzahn aus Elfenbein, dort unten hinter ihrem Rücken, wo sie mit spielerischer Hand blind nach ihr tastete und schmerzhaft hineinkniff. Früher hatte ihn Isabel mit einer gewissen Ehrfurcht behandelt; jetzt verstrickte sie ihn in schamlose Jagdszenen und zwang ihn manchmal, sie sich im Ringkampf gefügig zu machen und, während sie sich unter ihm wand, ihn beschimpfte und bespuckte, die verbrecherischen Wonnen einer Vergewaltigung zu spüren, die ihn jeden Spritzer so schmerzhaft empfinden ließen, als würde durch seine Harnröhre ein Schuß abgefeuert. Es war etwas Feindseliges in ihr, aber er störte sich nicht daran, solange er sie auf den Boden schmeißen und mit seiner eigenen, befreiten Feindseligkeit durchficken konnte. Der Sex ist ein Zweikampf, den wir uns bei klaren Sinnen nicht verzeihen.
Am Ende einer solchen wilden Sitzung verblüffte sie ihn, indem sie ihren Hintern an seinen Bauch schmiegte und sich zum Schlafen fertigmachte und sagte: «Vielleicht wird’s diesmal ein Baby.» Damit gab sie zu, was sie am hellen Tag noch niemals zugegeben hatte – daß sie bis jetzt noch kein gemeinsames Kind gehabt hatten.
«Hoffentlich nicht», erwiderte er, ebenso aufrichtig. «Es ist zu früh. Wir müssen erst aus der Wildnis entkommen.»
«Sobald wir in die Zivilisation zurückgekehrt sind, wirst du mich fallenlassen. Du wirst mich eine Zeitlang als deine Hure benutzen und dir währenddessen eine andere Frau suchen, eine weiße Frau.»
«Niemals. Du bist meine einzige Frau.»
«Ich find’s beschissen von dir, ehrlich», ließ Isabel sich nicht beirren, «daß du mich einfach wegwirfst, nachdem ich dir meine kostbare Hautfarbe gegeben habe, aber so sind nun mal die Männer. Sie benützen dich und knallen dir den Bauch voll und kümmern sich einen Dreck.»
«Isabel, hör auf, so von einer Schwangerschaft zu reden. Es ist einfach zu früh. Wir sind auch seelisch nicht so weit, daß wir Eltern werden könnten, wir sind immer noch viel zu sehr verliebt. Ich werde dich nie verlassen. Ich liebe dich so, wie du bist. Du hast immer noch die ganze Eleganz von früher, und etwas Neues ist dazugekommen. Verzeih mir diese Worte, aber ich glaube, du bist jetzt erst ganz du selbst. Du warst schon immer schwarz, deine weiße Haut war nur eine Verkleidung. Die amüsante Wölbung
Weitere Kostenlose Bücher