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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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und lächelte mich an. „Du bist wirklich phantastisch, Bernadette! Ich hätte es mir nicht träumen lassen, daß du diese Arbeit so gut schaffen könntest. Ich danke dir vielmals, es war herrlich, daß ich es nicht selber tun mußte!“
    Ich schluckte, bevor ich antworten konnte: „Es freut mich, daß du das sagst! Ich mag solche Arbeit gern. Darf ich denn weitermachen -als Skriptgirl für dich?“
    „Ja, wenn du das wirklich willst.“
    „Natürlich will ich. Aber warum hast du nicht gleich ja gesagt?“
    „Ich habe doch nicht geahnt, daß du dich so gut zurechtfindest.“
    „Nein, ahnen kann man nie, man muß schon versuchen“, sagte ich.
    Diese Worte von mir sollten in der folgenden Zeit oft in meinen Gedanken auftauchen.
    Am nächsten Morgen waren wir wieder früh auf. Wir gingen den steilen Pfad zur Ziegenhütte hinauf. Heute sollte Asbjörn Walliser Ziegen filmen, diese putzigen Tiere, die vorn schwarz und hinten weiß sind und in ihrem Spiel oder bei ihren übermütigen Kämpfen drollig anzusehen sind.
    An diesem Tag durfte ich das Notizbuch führen. Es machte mir Spaß, aktiv an der Arbeit teilzunehmen, und ich paßte auf wie ein Luchs, daß mir nichts entging.
    Als der Film fast gefüllt war mit Ziegen, die sich gegenseitig stießen, und mit spielenden Zicklein, und wir auch die alte Theodoline beim Melken aufgenommen hatten, dazu noch eine unvorhergesehene Einlage: Murmeltiere, die sich balgten, stiegen wir ein Stück höher. Es war noch früh am Tag.
    „Nun mußt du mir einige besonders schöne Alpenrosen verschaffen, Bernadette“, bat Asbjörn mit einem Lächeln. „Du glaubst wohl, du hast einen Scherz gemacht, aber das kann ich wirklich“, sagte ich. „Das heißt, ich weiß nicht, ob sie bereits aufgeblüht sind. Aber ich kenne einen Felsvorsprung, wo sie in einem dichten Teppich wachsen. Es ist ein wenig schwierig hinzukommen, aber.“
    Schwierig war es. Meine privaten Alpenrosen wachsen nämlich auf einem kleinen Vorsprung in der Felswand. Ist man gewandt und versteht zu klettern, kommt man schon hin, aber die Touristen haben diesen Vorsprung immer in Frieden gelassen; deshalb gedeihen die Alpenrosen dort besonders gut. Die Sonne brennt auf die Felswand gleich hinter dem Vorsprung; ein Bach in der Nähe gibt ihnen die nötige Feuchtigkeit - ist es ein Wunder, wenn sie so üppig wachsen?
    Die Frage war nur, wie wir die Kamera hinaufschaffen konnten. Asbjörn hatte kein Traggestell mit, wie er es sonst beim Klettern benutzt. Dann nimmt er Kamera und Stativ auf den Rücken.
    „Nicht weiter schwierig!“ erklärte ich. „Der Vorsprung liegt ja nicht besonders hoch, es geht nur steil hinauf. Du gibst mir jetzt einfach alles, was du an Riemen und dergleichen hast - dein Gürtel geht zum Beispiel gut, und ich habe auch einen - und damit klettere ich hinauf und lasse das Ganze zu dir hinunter. Daran befestigst du dein Zeug, und wir ziehen es hinauf.“
    „Das geht nie!“ meinte Asbjörn. „Denk doch an die teure Kamera.“
    „O. K. - Wir machen eine Generalprobe mit dem Rucksack. Die Thermosflasche und die Brote können wir ja aufs Spiel setzen!“
    „Die Kamera ist viel schwerer“, wandte Asbjörn ein. Diese Schwerfälligkeit sollte der Teufel holen! Ich ärgerte mich. Jedes Kind mußte doch sehen, wie leicht es sich machen ließ.
    Ich öffnete den Rucksack, legte ein paar schwere Steine hinein, zog mir den Gürtel aus, brachte Asbjörn dazu, mir den seinen zu geben, kletterte auf den Vorsprung und ließ das eine Ende des Riemens hinab. Asbjörn machte den bleischweren Rucksack daran fest, und es ging großartig.
    Die Kamera jedoch wollte er selber hochziehen. Na schön, von mir aus! Ich ließ also den Riemen wieder hinunter, blieb stehen und hielt ihn fest, bis Asbjörn nach oben gekommen war und ungemein langsam und vorsichtig die schwere Last nach oben holte.
    „Da, siehst du“, sagte ich. „Du brauchst nicht immer zu allem, was ich vorschlage, nein zu sagen.“
    „Du weißt doch, wie impulsiv du bist, Bernadette“, entgegnete Asbjörn lächelnd. Er brachte die Kamera ganz hinten an der Felswand in Sicherheit.
    „Nun sieh dich erst einmal um“, forderte ich ihn auf. Das tat er. Lange und gründlich. Er sah immer nachdenklicher aus.
    „Asbjörn“, rief ich, „ich weiß, woran du denkst! Eine Wiederholung des Films vom Kastanienbaum. Du willst Einzelaufnahmen der Alpenrosen machen von dem Augenblick an, in dem sie in Knospen stehen, bis zu ihrem völligen Aufblühen!“

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