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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Schulter. Er zog mich näher an sich heran - sacht, behutsam - , aber absolut zielbewußt.
    „Bernadette“, wiederholte er, aber dieses Mal war es nur noch ein Flüstern.
    Als er sich über mich beugte und mich küßte, schloß ich die Augen und wußte, ohne zu denken, ohne zu überlegen und ohne mich auch nur über mich zu wundern, daß es dies war, wonach ich mich im Grunde meines Herzens gesehnt hatte. seit jenem Tag, an dem ich in Frau Grathers Wohnung in Heirevik saß, einen blauen Anorak nähte und den Film von einem Kastanienbaum sah.

Das Moosbüschel
    Mouche und ich machten Besorgungen. Mit einem vollen Netz trat ich aus einem Laden, und Mouche trug ein Päckchen im Maul. Immer will sie etwas tragen.
    „Hallo, Bernadette, lebst du wirklich noch?“
    „Hallo, Corinne! Und ob ich lebe! Niemals zuvor habe ich das Leben so genossen wie jetzt!“ Corinne lachte auf.
    „So etwas habe ich schon geahnt. Aber wo hast du den Grund deiner Lebensfreude gelassen?“
    „Er schläft. Er war seit heute morgen um halb vier unterwegs. Jetzt ist er vor lauter Müdigkeit wie ein nasser Lappen in sich zusammengesunken. Und du? Wie geht es dir?“
    „Phantastisch. Weißt du, Bernadette, dein Rat war ganz einfach der Schlüssel zum Herzen meiner Schwiegermutter. Sie ist geradezu bezaubernd und erzählt mir zehnmal am Tag, daß ich für Tony genau die Richtige bin!“
    „Und Tony?“
    „Tony befehligt das Personal und verdreht den weiblichen Gästen den Kopf“, lächelte Corinne. „Aber übermorgen kommt mein Schwiegervater wieder nach Hause. Dann werden wir richtig Ferien machen.“
    „Hast du dich also mit Villeverte ausgesöhnt?“
    „Absolut! Aber ich muß weiter, Bernadette, habe noch viel zu tun. Ich helfe Tony bei der Buchführung, und heute erwarten wir neue Gäste. Laß es dir gut gehen, grüß deinen Fotografen. Er sieht gut aus. sicher und zuverlässig. Aber jetzt muß ich laufen!“
    Sicher und zuverlässig, hatte Corinne gesagt. In tiefe Gedanken verloren wanderte ich nach Hause.
    Ja, Asbjörn war sicher und zuverlässig. Ruhig und gründlich -wahrhaftig, so gründlich. Und so auf seine Arbeit konzentriert.
    Wie lieb ich ihn hatte! Diese Wanderungen in aller Frühe, bei denen wir ganz still nebeneinander saßen, ohne ein Wort zu sagen -wie liebte ich sie! Und wie gut man einen Menschen kennenlernen kann, wenn man nur miteinander schweigt.
    Asbjörn mochte mich gern - er war in mich verliebt - , aber war es bei ihm auch mehr? Dieser liebe, gründliche, langsame und vorsichtige Asbjörn - wenn es um die Liebe ging, war er wohl ebenso gründlich wie in allem anderen. Ich mußte mich also mit
    Geduld wappnen. Vielleicht würde Asbjörn mich fragen, ob wir heiraten wollten. Aber bestimmt jetzt noch nicht. Ganz gewiß jetzt nicht. Ich mochte ihn schrecklich gern. Die Antwort hielt ich schon bereit, die Antwort auf die Frage, die er mir nicht gestellt hatte.
    Aber da war etwas - eine kleine Unruhe in mir, eine kleine Enttäuschung - , eine winzige Enttäuschung, das Ganze war so lächerlich, aber da war eine Kleinigkeit, die mir weh tat.
    Was hatte Corinne gesagt? „Ich helfe Tony bei der Buchführung“
    - das klang so selbstverständlich; natürlich half sie dem Mann, den sie liebte.
    Gestern hatte Asbjörn lange gesessen und vor lauter Müdigkeit bei der Reinschrift seiner Notizen immer wieder gegähnt. Er hatte mir gesagt, daß jede einzelne Szene, die er gefilmt hatte, einen erklärenden Text erhalten sollte. Der Film sollte synchronisiert werden, und da brauchte der Sprecher Stoff, er mußte für jede Szene genaue Angaben machen können. Jedesmal wenn ein Film fertig war, wurde er zusammen mit einigen sauber maschinegeschriebenen Seiten nach Frankfurt geschickt. Asbjörn widerte die Schreibarbeit an. Er benützte zum Schreiben mein Zimmer. Dort stand seine kleine Reiseschreibmaschine, dort lagen auch seine Notizbücher und Papiere. Denn oben in der kleinen Kammer auf dem Speicher war kein Platz für Schreibarbeiten.
    „Kann ich dir nicht dabei helfen?“ hatte ich gestern vertrauensvoll und gutgelaunt gefragt.
    „Vielen Dank, Bernadettchen, das muß ich selber tun.“
    „Aber Asbjörn, andere Filmleute haben doch auch ein Skriptgirl, und ich melde mich zum Dienst bei dir! Du brauchst es mir nur zu zeigen, ich werde es schon richtig machen.“
    „Das ist sehr nett von dir, Bernadette, aber ich habe mein eigenes System; kein Mensch kann aus meinem Durcheinander schlau werden; außerdem muß alles auf

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