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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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sie dir eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet hat! Warte nur, bis sie
    dir einen nassen Schwamm auf den Stuhl gelegt hat, auf den du dich nichtsahnend setzt! Warte nur, bis sie die Ärmel deines Anoraks mit winzig kleinen Stichen zugenäht hat, die du mühsam in zwei Stunden auftrennen mußt! Warte nur, bis.“
    „Mit all dem warte ich, bis Asbjörn weiße Mäuse in den Ausschnitt meines Kleides gesteckt, Salz in meinen Tee getan und.“
    „Hör auf!“ lachte Corinne. „Das Ende wird noch sein, daß ich nicht wage, mich mit Tony zu verheiraten.“
    „Das kannst du ruhig tun“, meinte ich. „Ich kenne ihn seit acht Jahren, er ist gewiß entsetzlich, aber er ist ein lieber Kerl und hat einen Humor, den nichts zu untergraben vermag!“
    „Bekomme ich das schriftlich, Bernadette?“
    „Das kannst du haben. Und jetzt könnt ihr anfangen zu spielen, wenn du wirklich die Absicht hast, deinen beiden Schwachbegabten Schülern dieses Spiel in den Kopf einzuhämmern!“
    Ich saß daneben und nähte und half ein wenig beim Übersetzen, als Tony das Spiel erklärte. Asbjörn verstand gar nicht so wenig Französisch, aber diese Spezialausdrücke waren für ihn doch etwas schwierig. Ich nähte und übersetzte, übersetzte und nähte, und das Spiel konnte beginnen.
    Asbjörn begriff es schnell, aber bei Corinne dauerte es etwas länger. Plötzlich hielt sie inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Hast du dich etwa überanstrengt, Corinne?“ fragte Tony lächelnd.
    „Nein, aber es ist schrecklich warm!“
    „Ja, heute abend ist es ziemlich schwül“, gab Asbjörn zu. Und kaum hatte er das gesagt, als es blitzte.
    „Ach!“ rief Corinne.
    „Hast du etwa Angst vor Gewitter?“
    „Ja“, kam es kläglich. „Ich kann nichts dafür. ich.“ Der Donner rollte so kräftig, wie er dies nur zwischen Bergen tun kann. Der Schall wurde von einer Bergwand zur anderen zurückgeworfen, und bevor er verhallt war, zuckte schon der nächste Blitz. Im Haus wurde es lebhaft. Schnelle Schritte waren zu hören, und Fenster wurden geschlossen. Noch ein Blitz und wieder Donner.
    Die arme Corinne. Sie war ganz blaß und zitterte wie Espenlaub. Tony legte den Arm um sie.
    „Schon gut, mein Schatz. Trifft dich jetzt der Blitz, so trifft er
    auch mich, ist das nicht ein Trost?“
    Corinne lächelte blaß. Auch Onkel Ferdinand kam herein. „Hast du das Fenster bei dir geschlossen, Asbjörn?“
    „Nein, richtig.“ Asbjörn lief hinauf und schloß das Fenster. Als er zurückkam, trug er ein zweijähriges Kind im Arm, und die Mutter des Kindes folgte ihm; sie war fast ebenso bleich wie Corinne und hielt ein größeres Kind in der Hand. Es waren die Mieter aus Wohnung Nummer drei.
    „Entschuldigen Sie, Madame, aber dürfen wir hier bei Ihnen sitzen - die Kinder haben solche Angst, und ich. ach, mein Gott!“ In diesem Augenblick blitzte und donnerte es gleichzeitig. Der sechsjährige René schrie auf.
    „Du brauchst keine Angst zu haben“, redete Asbjörn ihm gut zu. „Weißt du, im Sommer haben wir häufig Gewitter, aber es geht schnell vorbei, und morgen scheint die Sonne wieder.“
    Wir saßen um den Tisch im Wohnzimmer, die Familie, die Gäste und die Mieter. Nun kam auch noch das Ehepaar aus Nummer vier hinzu. Das war für uns nichts Neues: Menschen, die zum erstenmal ein richtiges Gewitter in den Bergen erleben, sind oft außer sich vor Angst. Und dieses Gewitter hatte es in sich.
    Ich betrachtete Asbjörn. Er hatte das zweijährige Kind der Mutter gegeben und hielt René auf dem Schoß. Er war ruhig, lächelte und strahlte Sicherheit aus. Der Kleine schmiegte sich an ihn, und jedesmal, wenn es blitzte, verbarg er sein Gesicht an seiner Brust. Asbjörn lächelte mich an. „Du hast keine Angst, Bernadette?“
    „Aber nein. Ich habe es doch schon oft genug erlebt.“ Ich nähte weiter. „Schade“, sagte Asbjörn auf norwegisch. „Wieso ist es schade?“
    „Weil es nett wäre, dich zu trösten!“ Ich mußte lächeln.
    „Sei froh, solange du mich nicht zu trösten brauchst.“ Im Morgenmantel und Pantoffeln erschien Grand’mere. Sie hatte für Gewitter gar nichts übrig.
    Um ganz aufrichtig zu sein: mir war auch nicht besonders wohl zumute. Aber jetzt waren schon so viele nervöse Menschen im Zimmer, daß es völlig genügte. Ich beherrschte mich also und nähte so schnell, daß ich den Rock fertig bekam.
    Mouche war vom Gang hereingekommen, wo sie ihr Körbchen hatte. Spornstreichs lief sie auf Asbjörn zu,

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