Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
stieß ihn mit ihrer Schnauze an und wollte gestreichelt werden. Ich sah Asbjörn an. Groß, stark und breit, wunderbar sicher saß er dort mit Kind und
    Hund. Ja, das war der Asbjörn, den ich liebte. Das war der Mann, an den ich mich ein Leben lang zu binden wagte. Der Mann, mit dem ich gern Kinder hätte. So wollte ich ihn eines Tages mit seinem eigenen Kind, mit unserem Kind sitzen sehen!
    Dieser Gedanke war so schön, daß ich das Gefühl des Unheimlichen völlig vergaß. Jetzt entfernte sich auch das Gewitter ein wenig. Noch immer blitzte und donnerte es stark, aber es gab Pausen zwischen Blitz und Donner.
    Plötzlich rauschte der Regen nieder, es prasselte gegen die Scheiben und hämmerte gegen die Wände. Corinne richtete sich auf, strich sich über das Haar und lächelte ein wenig betreten.
    „Ich bin ein schrecklicher Angsthase.“
    „Unsinn. Vielleicht hast du Angst, aber es gelingt dir sehr gut, dich zu beherrschen“, meinte Tante Cosima und erhob sich. „Und nun, meine Herrschaften, wie wäre es mit einem Gewitterkaffee?“ „Gewitter. wie hieß das?“
    „Gewitterkaffee! Das ist in diesem Haus Tradition. Wenn wir hier zitternd zusammen gesessen haben, wollen wir es doch zum Schluß gemütlich haben. Und du“ - sie lächelte den Jungen auf Asbjörns Schoß an, „du bekommst Brauselimonade!“
    Die Gesichter der Mieter leuchteten auf. Der Junge auf Asbjörns Schoß streckte sich, wich aber noch immer nicht von seinem sicheren Platz. Asbjörn unterhielt sich mit Onkel Ferdinand über Steinböcke. Onkel Ferdinand hatte sich die Pfeife angezündet und erklärte Asbjörn, wie er am besten auf die Ostseite der Aiguille d’Or gelangen könnte.
    „Du mußt aber früh aufbrechen“, sagte er. „Es ist ein langes Stück, und bei Sonnenaufgang mußt du dort sein.“
    „Da werden wir wohl auf den Schlaf verzichten müssen“, meinte ich. „Gut, daß Tante Cosima einen so starken Kaffee gemacht hat!“ Asbjörn sah mich nachdenklich an:
    „Ist es nicht am besten, du bleibst zu Hause, Bernadette? Vergiß nicht, daß deine Mutter kommt, und du solltest doch ausgeruht sein. Und bekomme ich erst einmal diese Steinböcke zu fassen, lasse ich mir Zeit. Das muß ich, und das weißt du!“
    „Ich pfeife auf jedes Ausgeruhtsein!“ entgegnete ich. „Glaubst du etwa, ich lasse dich diesen langen Marsch allein machen?“
    „Ich habe nichts dagegen, allein zu gehen“, sagte Asbjörn. „Bleib du zu Hause, ruh dich aus und hilf Tante Cosima. Ich bin auch viel ruhiger, wenn ich allein bin und nicht ständig an den Rückweg denken muß!“
    Ich schluckte. Nicht ein Wort davon, daß es ihm leid täte und er mich vermissen würde. Nicht ein Wort, er hätte mich gern dabei. Und wie hatte ich mich auf die Steinböcke gefreut! Wie oft hatten wir von ihnen gesprochen!
    Na schön, wollte er allein gehen, dann konnte er schwarz werden, bevor ich ihn anbettelte, mitgehen zu dürfen! Aber wie enttäuscht war ich!
    Warum in aller Welt konnte er nicht sagen: „Ja, komm doch mit, Mäuschen, und dauert es zu lange, kannst du ja schon vor mir mit der Bahn abfahren!“
    Meine gute Laune war wie weggeblasen. Ich war froh, als die anderen aufbrachen und ich mich in mein Zimmer zurückziehen konnte.
    Aber es war mir unmöglich, einzuschlafen. Mäuschenstill lag ich im Bett und lauschte. Als es drei Uhr schlug, stand ich auf, schlich in die Küche hinaus und begann, die Brote für Asbjörn zu streichen. Ich hatte das Päckchen gerade fertig, als ich seine behutsamen Schritte auf der Treppe hörte.
    „Guten Morgen, Asbjörn. Bitte, da hast du deine Verpflegung!“
    „Aber wieso schläfst du denn nicht?“ Seine Stimme klang sanft und warm. Er umarmte mich und küßte mich.
    „Was ist denn, Mäuschen? Ist dir etwas in die Quere gekommen?“
    „Nein, nicht im geringsten. Aber wenn du am liebsten allein gehen willst - so oft haben wir von diesen Steinböcken gesprochen.“
    „Aber Bernadette!“ Seine Stimme klang ehrlich entsetzt. „Was ist das für ein Unsinn! Du weißt doch, wie gern ich dich dabei hätte -immer und überall. Ich habe wirklich nur daran gedacht, daß du doch hier sein mußt, wenn deine Mutter kommt, und daß ich.“
    „Das kann ich doch aber! Sollte es bei deinen Bockviechern zu lange dauern, brauche ich nur die Bahn zu nehmen und kann heimkommen, wann ich will!“ Asbjörns Gesicht strahlte auf.
    „Kannst du das? Und bist du nicht zu müde?“
    „Müde? Keine Spur. Wenn du wüßtest, wie viele Nächte ich

Weitere Kostenlose Bücher