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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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damit verbracht habe, blöde Kleider für gleichgültige Menschen zu nähen - und da sollte ich zu müde sein, um mit dir ins Gebirge zu gehen und Steinböcke zu filmen! Da, nimm die Verpflegung, füll die Thermosflasche mit heißem Wasser aus dem Behälter, denn ich habe keine Zeit mehr, Kaffee zu machen - dort in der kleinen Büchse ist Nescafe - und bis du alles in den Rucksack gesteckt hast, bin ich fertig!“
    Es stimmte. Ich zog mir die Wolljacke und den Anorak an, griff schnell ein Kopftuch, und dann wanderten wir davon.
    Es war ein langer Aufstieg bis zu dem Punkt, wo wir uns mit der Kamera niederlassen mußten. Die Ostwand der Aiguille d’Or endet in einem engen Tal; daher mußten wir mit unseren Filmsachen auf der anderen Seite des Tales einen Platz finden.
    Es wäre noch einigermaßen einfach gewesen, hätten wir die Seilbahn nehmen können. Aber bis die Bahn am Morgen den Betrieb aufnahm, waren die Steinböcke vielleicht längst über alle Berge. Also gingen wir zu Fuß und rackerten uns wie üblich ab.
    Nach dem Gewitter war die Luft wunderbar frisch. Noch immer tropfte es ein wenig von den Bäumen. Als wir über die Baumgrenze gelangt waren, schlug uns das nasse Gestrüpp und das Krüppelholz mit seinen Zweigen um die Beine. Ich ging voraus, denn ich kannte mich dort am besten aus. Hin und wieder wandte ich mich um und lächelte Asbjörn an.
    Als der Pfad nicht mehr so steil anstieg und wir auf eine fast ebene Stelle gelangt waren, blieb er stehen.
    „Wollen wir eine Minute verschnaufen?“
    „Ja, das tun wir.“
    Wir blieben nebeneinander stehen und blickten zurück über das steile Gelände, das wir hinter uns gebracht hatten.
    „Du bist wunderbar gut zu Fuß“, meinte Asbjörn.
    „Ich bin die Tochter meines Vaters und Onkel Ferdinands Nichte“, antwortete ich. „Das ist wohl die Erklärung. Außerdem.“
    „Was außerdem?“
    „Außerdem bin ich in dich verliebt, du Scheusal. Aber sag, Asbjörn, warum wolltest du mich eigentlich nicht mitnehmen?“
    „Wollte ich nicht? Was ist das für ein Unsinn!“
    „Du hast gesagt, du gingst gern allein.“
    „Das tue ich doch auch. Am liebsten mit dir, und wenn das nicht geht, gehe ich gern allein.“
    „Aber es ließ sich doch machen. Du hättest nicht nein zu sagen brauchen.“
    „Das konnte ich doch nicht wissen, Bernadette!“
    „Aber Asbjörn, wenn du mich wirklich gern mitgenommen hättest, hättest du darüber nachgedacht und mich gefragt, ob ich nicht vielleicht allein mit der Seilbahn nach Hause fahren könnte -du hättest dir alle Möglichkeiten zurechtgelegt.“
    Jetzt sah Asbjörn mich ernst an.
    „Paß auf, Bernadette, weißt du eigentlich, daß du schrecklich empfindlich bist?“
    „Bin ich das?“
    „Ja, Mäuschen, das bist du. Du bist ein richtiges Sonnenkind und das liebevollste Wesen, dem ich jemals begegnet bin; unendlich nachgiebig, wenn es darum geht, dich nach den Wünschen anderer zu richten, ob das nun Mariettas Rock ist oder etwas anderes. Aber -du wirst doch nun nicht beleidigt sein?“
    „Das glaube ich nicht. Nur heraus damit!“
    „Bist du nicht sehr verwöhnt? Bist du es nicht gewohnt, daß deine Wünsche ebenso selbstverständlich erfüllt werden, wie du auf die Wünsche anderer eingehst?“
    Ich starrte ihn an. Was er da sagte, war für mich ganz neu.
    „Das. das ist möglich, Asbjörn. Ich weiß es nicht.“
    „Siehst du, du hast doch auf diese Tour mitkommen wollen. Du hast gewollt, ich sollte sofort ja sagen - und was du dir einmal in dein Köpfchen gesetzt hast, muß durchgeführt werden. Stimmt’s?“ „Ich. ich weiß es nicht, Asbjörn. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich glaube, ich kann auf etwas verzichten, wenn ich dadurch anderen eine Freude bereite. Aber.“
    „Aber - die erhabene Kunst des Verzichtens hast du noch nicht erlernt, mein Schatz!“
    Ich dachte angestrengt nach. Für mich war das neu und schwierig. Bis dahin war in meinem Leben immer alles glatt und leicht gegangen. Kein Mensch hatte verlangt, ich sollte über mich selber und meine eigenen Fehler und Schwächen nachdenken.
    Die Sache war nur die, wenn Asbjörn mich wirklich liebte - mich so grenzenlos liebte wie ich ihn, dann. „Was ist? Die Falten auf deiner Stirn stehen dir nicht.“
    „Nein, das tun sie vielleicht nicht.“ Es fiel mir schwer, mit dem fertig zu werden, was Asbjörn mir soeben gesagt hatte. Ich könnte nicht verzichten - was ich wollte, wollte ich - ich wäre verwöhnt. Da kam eine große warme Hand und

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