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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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auch Asbjörn zeigen, falls er es, noch nicht kann.“
    „Ich kann es nicht“, erklärte Asbjörn. „Wenn meine bescheidene Intelligenz dazu ausreichen sollte, dann.“
    „Ich bitte dich! Wenn Bernadette es geschafft hat, sie mit ihrem Zwerghirn.“
    „Tony! Denk an den Wassereimer! Und wenn du nicht brav bist, werde ich Grand’mere bitten, das Essen anbrennen zu lassen!“
    „Das tut sie nie!“ rief Tony. „Hätte man nur eine solche Köchin wie Grand’mere! Meinst du nicht, ich könnte sie bezaubern, eine Stellung bei uns anzunehmen?“
    „Unmöglich, Tony. Sie ist bereits so verzaubert, daß andere keine Chance mehr haben. Sie vergöttert Asbjörn!“
    „Sie auch! Was für einen Film du da machen könntest, Asbjörn: ,Meine Großmutter nahm mir meinen Geliebten! Spannendes Drama aus den Alpen.’“
    „Hör mit dem Unsinn auf, Tony. Was treibst du eigentlich den ganzen Tag, wo jetzt dein Vater wieder da ist? Hast du Ferien, oder machst du etwas Vernünftiges?“
    „Ich tue immer nur Vernünftiges. Ich bin darin von meiner Zukünftigen angesteckt. Sie ist so entsetzlich vernünftig. Wäre sie vom Malen nicht ebenso besessen wie ich, könnte ich es mit ihr nicht aushalten!“
    Er legte einen Arm um Corinne und gab ihr einen Kuß.
    „Wißt ihr, was dieses Prachtexemplar gestern angestellt hat? Ich hatte eine Flasche Champagner auf Eis gelegt - ich war zu einem ganz gemeinen Dieb geworden und hatte ihn aus dem väterlichen Keller gestohlen; ich wollte das viermonatige Jubiläum jenes Tages feiern, als ich im Louvre einen Tiger von Delacroix bewunderte, bis ich ein Mädchen neben mir bemerkte und darüber den Tiger vergaß. Ihr seht, was das nach sich gezogen hat - und dann erklärt mir doch dieses Ungeheuer, an das ich mich für die Dauer meines Lebens gebunden fühle, sie müßte einen Brief schreiben! Den ganzen Abend schreiben!“
    „Aber Tony!“ wandte Corinne ein, „das hast du doch vorher gewußt! Du weißt, daß meine Mutter jeden Samstag einen Brief von mir erwartet.“
    „Und so schreibst du jeden Donnerstagabend, das weiß ich, du mein persönlicher Kalender! Und so läßt du deinen angeblichen Geliebten den ganzen Abend sitzen und verdursten - ja, ich frage euch, ist sie nicht abscheulich?“ Ich betrachtete Tony. In seiner Stimme lag keine Bitterkeit, auch nicht in seinem Gesicht. Es versetzte mir einen Stich. Glücklicher Tony, der sich ohne weiteres über die kleinen Enttäuschungen hinwegzusetzen vermochte, die das Leben und Corinne ihm brachten. Glücklicher Tony, der darüber reden konnte!
    „Aber Tony“, warf Asbjörn mit seiner ruhigen Stimme ein, „warum mußt du denn auch ausgerechnet an dem Tag, an dem Corinne ihren Brief schreibt, auf den Champagner verfallen?“
    „Auf den Champagner verfallen! Solche Einfälle kommen doch plötzlich, ohne Rücksicht auf Verpflichtungen und Wochenprogramme!“ Corinne wandte sich an mich.
    „Was hättest du an meiner Stelle getan, Bernadette?“
    „Tony geküßt und den Champagner getrunken“, erwiderte ich, und ich fürchte, meine Stimme hatte einen etwas scharfen Nebenton. „Und ich hätte auf eine Karte geschrieben: ,Liebe Mutter, es geht mir ausgezeichnet, heute viel zu tun, schreibe morgen einen Brief, Deine Corinne.’“
    „Richtig!“ rief Tony. „Bernadette, du bist ein kluges Mädchen, und ich muß das zurücknehmen, was ich vorhin über das Zwerghirn gesagt habe. Du hast ein stark entwickeltes Gehirn.“
    „. und ein noch stärker entwickeltes Herz“, warf Corinne mit ihrer sanften, warmen Stimme ein. „Ich glaube, ich werde bei dir in die Lehre gehen müssen, Bernadette!“
    „Tu das, Corinne“, meinte Tony lachend. „Ich werde dir den Unterricht bezahlen. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß ich dich seltsamerweise so liebe, wie du bist. Wie - sollen wir bereits essen? Da muß ich mir noch die Hände waschen, das Mah-Jongg-Spiel war ziemlich staubig. Bin gleich wieder da.“
    Asbjörn ging in die Küche hinüber, und Corinne und ich blieben einen Augenblick allein.
    „Corinne“, sagte ich, und ich hörte, wie eindringlich meine Stimme klang. „Denk an das, was du selber zu mir gesagt hast, daß du Tony die kleinen, unvernünftigen Freuden verdirbst. Tu es nicht, Corinne! Du weißt nicht, wie es ist, wenn die dürre Vernunft so eine kleine, dumme, leichtsinnige Freude erstickt!“
    Corinne hatte einen fast schuldbewußten Ausdruck.
    „Ich versuche, daran zu denken, Bernadette - aber nur zu oft ist Tony über

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