Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
„die Geschichte“ und „der Zufall“ dastand, und lief zur Post.
    Tante Cosima gegenüber behauptete ich, der Brief sei ein Gruß von einer Schulfreundin, die ihre Ferien in Frankfurt verbrachte.
    Dann lachte ich vergnügt in mich hinein. Klar, daß ich Elsbeth von Krohn in Frankfurt aufsuchen würde, während Asbjörn mit seinem Filmdirektor zu tun hatte!
    Gegen Abend kamen die Männer nach Hause; müde und erschöpft, aber sehr mit sich und ihrem Tag zufrieden. Asbjörn hatte den größten Teil des Tages auf einem winzigen Felsvorsprung verbracht und mit Hilfe seines größten Teleobjektivs einen ganzen Film von den Adlerjungen gedreht; sogar von der Adlermutter, die ihnen ihre Beute brachte.
    „Aber den wirst du dir nicht ansehen können, Bernadette“, fügte er hinzu. „Denn diese Adlermutter hat ihren Kindern frischgefangene Murmeljunge serviert.“
    Ich erschauerte. Ich weiß sehr wohl, wie unbarmherzig die Natur ist; ich weiß, daß Raubtiere und Raubvögel andere Tiere töten müssen, um zu leben - aber wenn ich an die süßen, kleinen Murmelchen dachte.
    „Du hast dich doch hoffentlich festgebunden, Asbjörn?“ fragte ich streng.
    „Natürlich. Onkel Ferdinand hatte es mir befohlen. Ich wurde am Seil herabgelassen, nachdem er mir eingeschärft hatte, ich dürfte dieses Seil erst lösen, wenn ich mich mit einem anderen festgebunden hatte. Ich habe also den ganzen Tag über wie ein Kettenhund dagestanden - du hast alle Ursache, mich zu bemitleiden.“
    „Mein Mitleid ist grenzenlos! Grand’meres ebenfalls. Sie hat etwas gekocht, was sie ,Bollito misto’ nennt, und zum Nachtisch gibt es Berghimbeeren mit Sahne!“

Barry
    Nun fehlten uns nur noch die Bernhardiner, dann wollten wir nach Frankfurt fahren, wo Asbjörn weitere Anweisungen bekommen sollte. Und wir würden uns dort ansehen, was bisher gedreht war. Ich war wahnsinnig gespannt. Lieber Gott, bitte, bitte, laß meine Lawine gut gelungen sein! betete ich innerlich jedesmal, wenn ich an mein heimliches Filmen auf dem Gornergrat dachte.
    Mutti und Onkel Thomas wollten ebenfalls über den Großen St. Bernhard fahren, und so brachen wir gemeinsam auf - die beiden vornweg in Onkel Thomas’ großem Wagen, und wir hinterher in der Seifenblase.
    Wir waren ein wenig zu spät weggekommen und konnten daher erst im Laufe des Nachmittags dort eintreffen. Ich machte mir Sorgen um Asbjörn; er saß nur in Hemdsärmeln in dem offenen Wagen, und Onkel Ferdinand hatte mich vor dem Abendnebel auf dem St. Bernhard gewarnt. Er legt sich wie eine eiskalte feuchte Decke über die Berge, das Quecksilber im Thermometer fällt ungemein schnell, und man schnattert vor Kälte.
    Die letzten Kurven fielen unserer armen, kleinen Seifenblase sehr schwer. Wir mußten im ersten Gang hinaufschleichen. Ich zog den Reißverschluß meines Anoraks ganz hoch und band mir ein Wolltuch um den Kopf.
    „Asbjörn, willst du dir nicht etwas anziehen?“
    „Ich kann hier nicht anhalten.“
    „Aber dann bei der ersten Gelegenheit - du wirst dich erkälten, denn es wird mit jeder Minute kälter.“
    „Stör mich jetzt nicht, Bernadette, diese Fahrerei ist wahrhaftig nicht so leicht.“
    So ein Dickkopf! Ich streckte meinen Arm nach hinten aus und suchte in meiner Tasche, bis ich einen Pullover gefunden hatte. Den legte ich ihm um die Schultern.
    Er schüttelte sich ärgerlich. „Laß das doch sein, der rutscht nur runter.“
    Seine Stimme klang so schroff, daß ich es nicht wagte, ihm zu widersprechen. Ich hätte ihm leicht die Ärmel vorn auf der Brust zusammenknüpfen können, so daß der Pullover zumindest seinen Rücken gewärmt hätte - aber das getraute ich mich nicht. Allmählich lernte ich Asbjörn besser kennen. Wenn er sich auf eine Sache konzentrierte - ob Filmen, Fahren - war er davon so hundertprozentig in Anspruch genommen, daß jede Ablenkung ihn störte.
    Aber ich war so unglücklich, wenn er diesen harten, ungeduldigen Ton anschlug.
    Nun kroch der Nebel grau und feuchtkalt über die Berge, kam immer näher und versperrte die Aussicht. Ein unheimliches Gefühl beschlich mich. Ich war unsagbar erleichtert, als die Mauer des Klosters vor uns auftauchte.
    Wir waren völlig durchgefroren und von Herzen froh, daß wir uns telefonisch Zimmer bestellt hatten. Aber im Hotel empfing man uns mit erstaunten Augen. Wie bitte? Drei Zimmer? Aber hatten wir nicht entweder ein Doppelzimmer oder zwei Einzelzimmer bestellt? Ein Doppelzimmer war reserviert, aber außer diesem fand sich

Weitere Kostenlose Bücher