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Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck

Titel: Bratt, Berte - 01 - Das Herz auf dem rechten Fleck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nicht ein einziges freies Zimmer, das Hotel war überbelegt!
    Es nützte nichts, den Leuten zu erklären, daß wir nicht „entweder, oder“ bestellt hatten, sondern beides. Daß das französische „et“ als ein „ou“ aufgefaßt worden war.
    „Aber vielleicht können die Herren im Kloster übernachten!“ tröstete uns die Sekretärin beim Empfang.
    Onkel Thomas und Asbjörn gingen über die Straße hinüber, und gleich darauf kehrte Onkel Thomas zurück. Ja, sie könnten ein Zimmer im Kloster bekommen.
    „Und wo ist Asbjörn abgeblieben? Ist er für immer ins Kloster gegangen?“ fragte ich.
    „Das erscheint mir nicht unmöglich. Auf jeden Fall stand er, als ich wegging, in ein Gespräch mit einem Mönch vertieft. Er wird schon noch kommen. Sehen wir nur um Himmels willen zu, daß wir etwas Warmes in den Magen bekommen. Ich habe Asbjörn gesagt, er könnte uns im Speisesaal finden!“
    Wir hatten bereits die warme Suppe gegessen, als Asbjörn erschien. Er war zufrieden, munter und mitteilsam. Ja, diesen Nebel hätten sie jeden Abend; das sei der Preis, den sie für die strahlenden Vormittage zahlen müßten, hätte ihm der junge Mönch erklärt. Und das Filmen der Hunde? Tja, das sei nicht so einfach. Die Hunde wären den ganzen Tag über in ihren Boxen und kämen nur am Morgen und am Abend eine Stunde heraus. Jetzt während der Reisesaison könnte man sie unmöglich frei laufen lassen. Im Winter sei das etwas anderes. Aber Asbjörns neuer Freund wollte zusehen, was sich machen ließe. Er war selber Hundespezialist und liebte seine Hunde sehr. Wenn Asbjörn am nächsten Tag kurz vor Sonnenaufgang da sein könnte, so dürfte er eine Stunde lang filmen, soviel er wollte.
    „Ein wirklich netter Kerl“, versicherte Asbjörn. „Unglaublich belesen. Was der alles wußte! Und denkt nur, diese Mönche - oder Augustiner-Chorherren, wie sie eigentlich heißen - sind alle miteinander ausgebildete Bergführer und große Skiläufer! Ich glaube, ich muß meine Ansichten von den Mönchsorden revidieren. Und wie heiter er war, mein Freund! Keine Spur von strenger Feierlichkeit oder dergleichen. Wenn wir morgen früh mit dem Filmen fertig sind, will er uns das Museum im Kloster zeigen. Es soll sehr interessant sein.“
    Asbjörn war wieder ganz er selber, freundlich und fröhlich. Er ahnte nicht, wie mürrisch und unfreundlich er auf der Fahrt gewesen war.
    Aber das war nun etwas, woran ich mich gewöhnen mußte. Ich mußte lernen, ihn nicht zu stören, wenn er von einer Arbeit sehr in Anspruch genommen war.
    Ich mußte lernen, ihn nicht zu reizen.
    Dieser Gedanke tat mir weh: daß ich ihn anscheinend hin und wieder reizte - so gern wir einander auch hatten!
    Das verstand ich nicht. Hätte mich selber eine Arbeit sehr beschäftigt und Asbjörn wäre gekommen und hätte mich gestört, wäre ich nicht böse geworden und hätte mich niemals ungeduldig gezeigt. Ich würde ihn anlächeln und nett zu ihm sagen, ich sei im Augenblick sehr beschäftigt; ob er nicht einen Augenblick warten könne? Und dann würde ich ihm schnell einen Kuß geben, bevor ich in meiner Arbeit fortführe.
    Aber immerhin. Man konnte schließlich nicht verlangen, daß er mich küßte, während er gleichzeitig den Wagen durch Haarnadelkurven und im Nebel zum Großen St.Bernhard hinauffuhr!
    Ich mußte über mich lächeln und schüttelte wieder einmal die kleine Unruhe ab, die mich beschlichen hatte.
    Mutti und ich bekamen ein geradezu rührend altmodisches Hotelzimmer mit hohen Betten und einem Waschtisch mit Waschschüssel und Krug. Dazu Wärmflaschen in den Betten, und diese Wärmflaschen waren das Allerschönste! Wir verpackten uns von oben bis unten in Wolle, man hätte meinen können, wir wären am Nordpol und nicht an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien!
    Sofort war ich auf, als um fünf Uhr der Wecker klingelte. Vor dem großen Hundezwinger traf ich Asbjörn und den jungen, schwarzgekleideten Mönch. Er hatte ein schönes, fast klassisches Gesicht und leuchtende, kluge Augen.
    Mit Asbjörn sprach er fließend Deutsch, wandte sich dann zu mir und redete französisch; aber als er erfuhr, ich sei eine halbe Italienerin, wechselte er auf diese Sprache über - und jede beherrschte er ebenso fließend und fehlerfrei.
    Die Tür ging auf, die herrlichen Bernhardiner stürzten heraus und füllten das eingezäunte Gelände mit Leben und ihrem Spiel. Unter ihnen waren auch ein paar Welpen, und etwas Süßeres und Tolpatschigeres als so einen

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