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Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta

Titel: Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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schnell im Geschäft an der Ecke ein Brot. Auf dem Tisch lagen immer noch die Reste vom Frühstück neulich. Jetzt fing ich an, mich umzuschauen.
    Pfui Teufel, wie sah es aus! Überall Schmutz und Staub. Verbrauchte Luft, schmutziges Geschirr in der Küche. Nein, jetzt mußte ich mich wirklich zusammennehmen und aufräumen!
    Da plumpste etwas durch den Postschlitz. Eine Karte von Vati und ein dicker, mit Bleistift geschriebener Brief von Ellen.
    Vati schrieb mir nur einen herzlichen Gruß und erzählte, daß er den ganzen Tag gearbeitet hatte. Es war noch viel interessanter, als er geglaubt hatte. beim Bürgermeister war er zum Mittagessen eingeladen gewesen. Und wie mochte es uns gehen? In einer Woche wollte er Geld schicken, so lange würden wir wohl durchkommen.
    „Ach ja, nicht wahr“, sagte ich zu den Katzen, „nicht wahr, Geld haben wir noch genug?“
    Die Katzen blinzelten mit den blauen Augen und setzten ihre Morgenwäsche fort. Dann las ich Ellens Brief.
    „Liebste Britta!
    Endlich hat der Arzt mir erlaubt, Dir einen Brief zu schreiben, und die Schwester hat versprochen, den Brief zu desinfizieren, damit Dir beim Lesen keine Diphtheriebazillen ins Gesicht hopsen. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie verzweifelt ich war, als ich einen Tag vor der Abreise den Arzt rufen mußte! Gräßliche Halsschmerzen hatte ich schon ein paar Tage lang gehabt. Aber ich wollte unbedingt reisen, selbst auf die Gefahr hin, daß ich zwei oder drei Tage bei Dir hätte krank liegen müssen. Die Hauptsache war, daß Du nicht allein warst. So stand ich und packte den Koffer, die Schmerzen wurden immer schlimmer. Und dann entdeckte ich im Spiegel, daß mein Hals an beiden Seiten dick geschwollen war, und als ich hineinguckte, entdeckte ich die weißen Beläge im Rachen. Atembeschwerden hatte ich auch. Dann mußte ich wohl oder übel den Arzt rufen. Der schickte mich sofort ins Krankenhaus. Da konnte ich kaum sprechen, ich brachte es grade noch fertig, der Schwester einen Zettel mit Deiner Adresse in die Hand zu drücken, damit sie Dir telegrafierte. Und dann kamen ein paar scheußliche Tage. Jetzt ist die Schwellung zurückgegangen und die Schmerzen auch, aber ich bin ganz schachmatt; die bösen Tierchen tummeln sich in meinem Hals. Ein Abstrich, der gestern gemacht wurde, ist blühend positiv. In zwei Tagen soll ein neuer gemacht werden. Wenn drei Proben negativ sind, darf ich wieder unter Menschen, und ich brauche Dir wohl nicht zu sagen, daß ich dann sofort in den Zug springe. Ich danke Dir herzlich für Deine Karte. Es war lieb von Dir, mir sofort zu schreiben. Dank auch für das Telegramm. Nein, ich werde Deiner Omi kein Wort schreiben, das verspreche ich. Aber, Britta, ich sorge mich sehr um Dich. Mir bricht der Schweiß aus, wenn ich daran denke, daß Du da unten ganz allein bist. Britta, bitte versprich mir ehrenwörtlich, daß Du am Abend nicht allein ausgehst. Und nimm Dich bitte vor Taschendieben in acht. Nimm niemals zu viel Geld mit, wenn Du ausgehst. Sprich nie mit fremden Menschen.
    Wie geht es denn mit der Sprache? Wie lange bist Du jetzt in Frankreich? Sehr viel kannst Du in der Zeit ja nicht gelernt haben, obwohl es erstaunlich ist, wie leicht man zurecht kommt, wenn man dazu gezwungen ist. Wäre es nicht doch richtiger, Du schriebest Deinem Vater? Ich kann es ja nicht tun; ich weiß nicht einmal seine Adresse, und außerdem würde ich es nicht hinter Deinem Rücken tun. Kannst Du mir nicht täglich ein paar Worte schreiben? Nur kurz auf einer Karte, damit ich weiß, wie es Dir geht.
    Eine einzige erfreuliche Sache habe ich zu berichten: Mein Chef hat mir geschrieben, daß er die Geschichte als Krankheit und nicht als Urlaub betrachtet. Mein Urlaub fängt an dem Tag an, wo ich hier entlassen werde.
    Jetzt hat die Schwester schon zweimal den Kopf durch die Tür gesteckt und mir verboten, weiterzuschreiben. Ich muß schließen.
    Tausend Grüße, hoffentlich kann ich bald kommen.
    Deine unglückliche alte Ellen.“
    Staub und Abwasch hatten Zeit. Ich mußte sofort an Ellen schreiben.
    Ich schob die Tasse zur Seite; es war noch etwas Kaffee darin, und der schwappte über das feine Tischtuch. Ich setzte mich hin und schrieb. Ich tat sehr optimistisch und beruhigte Ellen in bester Weise. Ich erzählte von den Eseln und Pierre, und merkwürdigerweise war über die paar kurzen Vormittagsstunden soviel zu erzählen, daß der Brief vier volle Seiten lang wurde.
    Dann verfaßte ich eine der schwierigen Karten an Vati, auf

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