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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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aber auch brechen.
    Es war nicht leicht. Nein, wahrhaftig nicht!
    Ich sann und sann. Was sollte ich tun? Ich brachte es nicht fertig, mit Georg zu sprechen – und es kam mir auch nicht zu – sofern nicht meine Liebe zu Lisbeth mir ein Recht dazu verlieh –
    Aber eins konnte ich tun. Ich konnte früher, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte, nach Geilo fahren, und ich konnte Lisbeth mitnehmen. Sie sollte nicht wieder in eine Ferienkolonie, sie sollte nicht in einem großen Saal mit den vielen fremden Kindern liegen und sich nach zu Hause sehnen – sie sollte im oberen Bett in der „blauen Kammer“ schlafen und Dickmilch und Grütze mit fetter Sahne essen – sie sollte Multbeeren pflücken, sie sollte mit mir auf den Forellenfang gehen, sie sollte auf die Sennalpe kommen und mit den Zicklein spielen – sie sollte dick und sonnenverbrannt und muskelstark werden.
    Ich mußte versuchen, an Georg zu schreiben. Wenn man schwierige Dinge auf dem Herzen hat, ist es besser, die Sache schriftlich statt mündlich abzumachen. Morgen schon wollte ich alles in die Wege leiten. Ich wollte nach Geilo schreiben, daß ich vierzehn Tage früher kommen würde, als vereinbart war. Es mußte alles gründlich gesäubert und instand gesetzt und es mußte für Proviant gesorgt werden. Die Hütte gehörte einem Bekannten meines Vaters. Er brauchte sie nur zur Jagdzeit. Sonst stand sie mir gegen einen kleinen Jahresbeitrag ausschließlich zur Verfügung, und ich konnte in ihr schalten und walten, wie ich wollte. Diese Abmachung war für mich natürlich äußerst vorteilhaft, aber auch der Eigentümer der Hütte war zufrieden. „Auf diese Weise brauche ich nicht an Fremde zu vermieten und die Gefahr auf mich zu nehmen, daß sie beschädigt wird“, sagte er. Die wenigen Jahre, in denen ich meine Sommerferien in den Bergen verlebt hatte, waren hinreichend gewesen, um mir das Gefühl zu verleihen, als wäre ich eine Art Mitbesitzerin der kleinen Berghütte.
    Wie immer, wollte ich natürlich auch diesmal Anne-Grete bei mir haben. Ich mußte sie daher fragen, wie sie es mit ihren Ferien einrichten könnte. Und vor allem mußte ich Georgs Einverständnis erwirken, daß ich Lisbeth mitnehmen dürfe. Georg selber konnte nachkommen – – aber nein, das ging nicht! – Ich mußte es ja gerade verhindern, daß Lisbeth mit ihm zusammen war: Puh! Das würde nicht ganz einfach sein!
    „Du!“ meldete sich plötzlich eine helle kleine Stimme an meiner Seite. „Er war nett, und ich finde, er sah auch gut aus.“
    Merkwürdigerweise brauchte ich Lisbeth nicht zu fragen, wen sie meine. Ich wußte sofort, daß sie von dem Reisebürochauffeur Heming Skar sprach. Gleich darauf hörte ich sie ruhig und gleichmäßig atmen. Ihr Kopf, der auf meiner Schulter ruhte, wurde schwerer.
    Ich rührte mich nicht, um sie nicht zu stören. Die Stunden vergingen. Der Arm tat mir weh, aber es war ein süßer kleiner Schmerz. Es war ein schönes Gefühl, das Gewicht ihres kleinen Kopfes und die Wärme ihres kleinen Leibes zu spüren.
    Erst gegen Morgen fand ich Schlaf. Und als ich endlich merkte, daß der Schlummer kam und verworrene, ungeordnete Bilder auftauchten, um sich im nächsten Augenblick in Träume zu verwandeln, da lösten sich zwei Gesichter aus dem Gewimmel, zwei offene, lächelnde Gesichter.
    Das eine gehörte Lisbeth, das andere – Heming Skar.

4
     
     
    Ich hatte fürchterlich viel zu tun. Jeden Tag stand ich zeitig auf, saß schon vor neun Uhr am Schreibtisch und arbeitete – abgesehen von einem warmen Imbiß um eins – bis sechs Uhr durch. Ich hatte mir die Tageseinteilung meiner Kindheit nicht abgewöhnen können. Zwar hatte ich den Versuch gemacht, gegen drei zu Mittag zu essen, wie es in Norwegen üblich war, aber wenn sich die Zeit des Gabelfrühstücks näherte, war ich halb tot vor Hunger und hatte das Gefühl, daß ich unbedingt etwas Warmes in den Magen bekommen müsse. Ebenso konnte ich mich nicht damit abfinden, daß es zum Abendessen nichts weiter als Tee und belegte Brote geben sollte. Zum Glück war Erna sehr tüchtig. Sie verstand es meisterhaft, zum Gabelfrühstück höchst appetitliche kleine Sachen zu bereiten, die ganz herrlich schmeckten, wenn ich vier Stunden hintereinander gearbeitet hatte und wußte, daß ich ebenso viele Stunden noch vor mir hatte.
    Ich mußte unbedingt fertig werden. Denn Georg hatte eingewilligt, daß Lisbeth mich ins Gebirge begleiten dürfe. Er hatte mir sogar überschwenglich und mit unsicherer

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