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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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er, indem er mich in seine Arme schloß. Ich spürte den Duft feiner Toilettenseife und Rasierwassers, in den sich eine schwache Andeutung von Tabakduft mischte. Und ich fühlte, wie seine glattrasierte Wange sich einen Augenblick an meine schmiegte.
    „Steffi – ich habe soviel an dich gedacht!“
    „Ich auch an dich!“ Ich bemerkte, daß ich rot wurde.
    Wir fuhren durch die morgenstille Stadt. Ich saß am Steuer. Carl stellte lächelnd fest, wieviel sicherer ich fuhr als das letzte Mal.
    Bei mir zu Hause wartete Erna mit all den feinen Sachen, die ich am Vortage in den besten Geschäften der Stadt erstanden hatte. Das Ergebnis meiner Bemühungen konnte sich wirklich sehen lassen.
    Carl blickte auf seine Uhr.
    „Anderthalb Stunden kann ich dich für mich haben, Steffi. Ich muß diese Zeit ausnutzen. Ich habe in diesen Wochen immerzu an dich gedacht. Sieh mal, ich habe noch nie eine Frau wie dich getroffen. Nie eine, die so ganz wie für mich geschaffen wäre. Und nun habe ich nur einen Wunsch – aber ich habe noch nicht das Recht, ihn auszusprechen.“
    Ich sah wohl einigermaßen verständnislos aus. Carl reichte mir die Hand über den Tisch.
    „Du mußt wissen. Steffi…“ seine Stimme klang gedämpft – „daß meine Scheidung leider noch immer nicht ganz in Ordnung ist. Es ist eine langwierige und verwickelte Angelegenheit. Aber in zwei Monaten läuft das dritte Trennungsjahr ab. Ich will dich nicht in eine schiefe Lage bringen. Ich will dich nur bitten, mich nicht zu vergessen – und mir zu erlauben, daß ich nach dem Sommer wieder zu dir kommen darf, um dann alles zu sagen, was ich heute nicht sagen kann.“
    Ich erwiderte seinen Händedruck.
    Erst hinterher tauchten allerlei Fragen auf – aber da war Carl im Ausland und ich im Gebirge.
    „Steffi“, fuhr Carl nach einer kurzen Pause fort. „Ich habe mir schon oft ausgemalt, wie wundervoll es doch wäre, wenn du mich auf einer solchen Reise, wie ich sie jetzt vor mir habe, begleiten würdest. Du siehst so gut aus, daß jeder Mann stolz sein kann, sich mit dir zusammen zu zeigen – du kannst auftreten, du kannst repräsentieren, du beherrschst mehrere Sprachen – du begehst nie eine Torheit, du hast alle Reize der Jugend und bist dennoch welterfahren – oh, Steffi…“
    Er war aufgestanden, hatte den Arm um meine Schultern gelegt und sah mir in die Augen.
    „Ich habe ein schönes Heim, Steffi, das darfst du mir glauben. Und ich weiß niemand, der so gut dazu paßt wie du. Wenn ich an den Sommerabenden auf der Terrasse saß, habe ich mir oft ausgemalt, du säßest neben mir – oder ich sah dich im Park Spazierengehen, vielleicht von einem russischen Windhund begleitet – oder mit einem breitrandigen Gartenhut am Arm – oder ich stellte dich mir vor, wie du am oberen Ende einer Festtafel sitzt oder wie du mit meinen Bekannten und Geschäftsfreunden geistvolle Gespräche führst – Steffi, ich habe nur einen Wunsch – und noch nie habe ich mir etwas mit der gleichen Inbrunst gewünscht…“
    Ich war geschmeichelt, erfreut, überrascht, verwirrt. Man hatte mir noch nie eine Liebeserklärung gemacht. Aber ich hatte doch das Gefühl, daß diese Liebeserklärung etwas ungewöhnlicher Art war. Spielten denn nur rein äußerliche Eigenschaften eine Rolle? Kam es denn lediglich auf das Aussehen, das Verhalten und das Auftreten an?
    Aber ich war in diesem Augenblick nicht imstande, klar und vernünftig zu denken. Denn erstens wird die Urteilsfähigkeit bedeutend geschwächt, wenn man in den Gegenstand, den man beurteilen soll, verliebt ist – und zweitens war ich erst um ein Uhr ins Bett gekommen und um fünf schon wieder auf den Beinen gewesen, hatte gepackt, das Anrichten des Frühstücks überwacht und den Wagen geholt. – Ich brachte im gegenwärtigen Augenblick ganz einfach nicht die nötige Kraft auf, um auch noch mein Gehirn anzustrengen.
    Carl beugte sich über mich. Ich schloß die Augen. Mein Herz klopfte.
    Da läutete es an der Wohnungstür.
    Wie ein Blitz war Carl wieder auf seinem Platz, hatte die Serviette über die Knie gebreitet, die Kaffeetasse in die Hand genommen und lächelte unbefangen.
    „Ja, es ist jetzt wundervoll in den Bergen, das finde ich auch“, sagte Carl. „Aber der Herbst ist doch die schönste Jahreszeit.“
    Ich fühlte ein leichtes Unbehagen über Carls märchenhafte Geistesgegenwart. Sie ließ auf langjährige Übung schließen. Überhaupt: Carl mochte tun, was er wollte, man hatte stets das Gefühl, daß er

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