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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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in dem, was er tat, Übung besaß.
    „Noch etwas Kaviar?“ fragte ich. Da ging die Tür auf, und Lisbeth trat ein. Sie hatte die kornblumenblaue Trägerhose angezogen, eine rote Schultertasche umgehängt, eine rote Mütze auf den Kopf gesetzt und sah süßer aus denn je. Hinter ihr erschien Georg, hohlwangig und blaß und armselig angezogen – doppelt armselig neben Carls tadelloser Eleganz.
    Carl mit lächelndem Munde und formvollendeter Höflichkeit war der Situation durchaus gewachsen. Georg war verwirrt, verlegen und unsicher. „Du mußt entschuldigen, Steffi, daß Lisbeth so früh kommt“, brachte er stotternd hervor. „Ich wollte nämlich nicht gern – – ich mochte sie nicht so ganz allein herfahren lassen – verzeih, daß wir stören – “
    „Aber, Georg! Wie kannst du nur so reden!“ sagte ich. Er tat mir so leid, daß ich hätte heulen können. „Hast du nicht einen Augenblick wenigstens Zeit? Willst du nicht Platz nehmen und eine Tasse Kaffee trinken?“
    „Es ist sehr freundlich von dir, Steffi – aber ich muß mich beeilen. – Vielen Dank für alles – und passe gut auf Lisbeth auf…“
    „Ja, Georg, das verspreche ich dir“, sagte ich. „Du weißt doch, wie ich Lisbeth liebhabe.“
    „Lebe wohl, Lisbeth!“ sagte Georg und streckte seine Hand aus.
    Lisbeth ergriff Georgs Hand und blickte ihn ernst an.
    „Begleite deinen Vater an die Tür, Lisbeth!“ sagte ich. Georg und Lisbeth gingen auf den Flur hinaus.
    „Lisbeth Jensen ist meine jüngste Freundin“, sagte ich erklärend. „Wir fahren zusammen auf zwei Monate in die Berge.“
    „Wie schön!“ sagte Carl.
    Wir wußten, daß man auf dem Flur jedes Wort hören konnte.
    Da fiel die Wohnungstür ins Schloß. Lisbeth hatte trockene Augen, machte aber ein sehr ernstes Gesicht, als sie wieder ins Zimmer kam.
    „Lisbeth, willst du Herrn Lövold guten Tag sagen?“ sagte ich. „Ihm gehört das schöne Auto, weißt du? Daher müßtest du dich also eigentlich bei ihm für den Ausflug nach Drammen bedanken.“
    Lisbeth knickste höflich.
    „Guten Tag!“ sagte Carl und nahm die Hand, die sie ihm hinhielt.
    „Wie alt bist du denn?“
    „Sieben Jahre“, sagte Lisbeth.
    „Und in welche Klasse gehst du?“
    „Ich komme erst im Herbst auf die Schule“, sagte Lisbeth.
    Carls Vorrat an Gesprächsthemen, die sich für Kinder eigneten, schien erschöpft. Ich kam ihm zu Hilfe. „Bitte Erna, daß sie einen Teller für dich bringt, Lisbeth. Dann bekommst du etwas Gutes zu essen.“ Lisbeth tat, wie ich ihr geheißen hatte. Sie saß still am Tisch, sagte „Ja, danke“ und „Nein, danke“, aß manierlich und benahm sich mustergültig.
    Das Gespräch zwischen Carl und mir wollte nicht mehr richtig in Gang kommen. Plötzlich ging Carl auf das Englische über, das er fließend sprach. Lisbeth blickte ihn bei dem Klang der fremden Laute etwas verwundert an – und dann mich, als ich ihm in derselben Sprache antwortete.
    Sie aß auf, was auf ihrem Teller war, legte ihre Serviette ordentlich zusammen und faltete einen Augenblick die Hände. Dana wartete sie, bis eine Pause in unserem Gespräch eintrat.
    „Steffi, darf ich etwas zu Erna in die Küche gehen?“
    „Aber gern, Mäuschen. In einer Viertelstunde müssen wir übrigens aufbrechen.“
    Lisbeth verschwand. Ich blickte ihr nach.
    „Ist sie nicht süß, Carl?“
    „Wie? Ach so. Ja. Sehr süß. Aber höre – ich hole dich in wenigen Wochen ab. Dann kommst du auf ein paar Tage zu mir in meine Berghütte. Einige Freunde von mir kommen auch. Ich möchte gern, daß du sie kennenlernst.“
    „Und Lisbeth? Ich habe doch eben erst versprochen, daß ich gut auf sie achtgeben werde.“
    „Deine Kusine wird doch wohl ein paar Tage auf sie achtgeben können. Aber weißt du, Steffi, wenn du den Zug noch erreichen willst, müssen wir gehen. Selbstverständlich bringe ich dich zum Bahnhof – das wäre ja auch noch schöner!“
    Lisbeth saß auf der Küchenbank und unterhielt sich mit Erna.
    „- und er hat zwei Schlösser. Sieh! Hier habe ich den Schlüssel – “
    Sie zeigte Erna einen kleinen Schlüssel, der an einer Schnur um ihren Hals hing. Neben ihr auf der Küchenbank stand ein winziger funkelnagelneuer Vulkanfiberkoffer.
    „Ist das dein Koffer? Ganz allein deiner?“ fragte Erna interessiert.
    „Ganz allein meiner. Ich habe ihn gestern von Vater geschenkt bekommen. Ich habe auch eine Sonnenbrille und – “
    „Lisbeth, kleines Häschen – wir müssen jetzt gehen.“
    „Und ein

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